sind, behüten, daß er Ihnen Licht und Tugend verleihen sollte, um über ihre höllischen Lehren zu triumphiren? Glauben Sie ja nicht, daß ich hier die unumstößlichen Grundsätze in Anwendung bringen will, welche den Phi- losophen befähigen, Gericht über Könige zu halten: Nein, aus Ihrer Vergangenheit richte ich Sie; ich richte Sie nach Ihnen selber.
"Reden Sie, welches Vertrauen können wir dem Worte, den Versicherungen, den Eiden eines Königs schenken, der die Nation allein zu dem Zwecke versammelt, daß sie den Abgrund, welchen die Verschleuderungen sei- ner Minister, der Prinzen des Hauses, seiner Günstlinge und der übrigen Hofschurken höhlten, ausfüllen möge? eines Königs, der die Nationalversammlung aufzulösen suchte, sobald nur sein Wille einigen Widerstand erfuhr? eines Königs, welcher mit kaltem Blute sechs Wochen lang an der Ausführung des höllischen Planes arbeitete, die Hauptstadt in Blut und Flammen zu setzen, lediglich um ihre unglücklichen Einwohner für die hochherzige Un- terstützung zu bestrafen, welche sie den Repräsentanten der Nation gegen die Angriffe des Despotismus zu versprechen schienen? eines Königs, der diese seine furchtbaren Ent- würfe nur dann aufgab, als das Volk zu den Waffen griff, um sich selbst sein Recht zu verschaffen? eines Kö- nigs, welcher mit Verachtung seiner feierlichen Eide, fast in demselben Augenblicke, da sein großmüthiges Volk ihm verziehen hat, sein Ohr den treulosen Rathschlägen seines
ſind, behüten, daß er Ihnen Licht und Tugend verleihen ſollte, um über ihre hölliſchen Lehren zu triumphiren? Glauben Sie ja nicht, daß ich hier die unumſtößlichen Grundſätze in Anwendung bringen will, welche den Phi- loſophen befähigen, Gericht über Könige zu halten: Nein, aus Ihrer Vergangenheit richte ich Sie; ich richte Sie nach Ihnen ſelber.
„Reden Sie, welches Vertrauen können wir dem Worte, den Verſicherungen, den Eiden eines Königs ſchenken, der die Nation allein zu dem Zwecke verſammelt, daß ſie den Abgrund, welchen die Verſchleuderungen ſei- ner Miniſter, der Prinzen des Hauſes, ſeiner Günſtlinge und der übrigen Hofſchurken höhlten, ausfüllen möge? eines Königs, der die Nationalverſammlung aufzulöſen ſuchte, ſobald nur ſein Wille einigen Widerſtand erfuhr? eines Königs, welcher mit kaltem Blute ſechs Wochen lang an der Ausführung des hölliſchen Planes arbeitete, die Hauptſtadt in Blut und Flammen zu ſetzen, lediglich um ihre unglücklichen Einwohner für die hochherzige Un- terſtützung zu beſtrafen, welche ſie den Repräſentanten der Nation gegen die Angriffe des Deſpotismus zu verſprechen ſchienen? eines Königs, der dieſe ſeine furchtbaren Ent- würfe nur dann aufgab, als das Volk zu den Waffen griff, um ſich ſelbſt ſein Recht zu verſchaffen? eines Kö- nigs, welcher mit Verachtung ſeiner feierlichen Eide, faſt in demſelben Augenblicke, da ſein großmüthiges Volk ihm verziehen hat, ſein Ohr den treuloſen Rathſchlägen ſeines
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ſind, behüten, daß er Ihnen Licht und Tugend verleihen
ſollte, um über ihre hölliſchen Lehren zu triumphiren?
Glauben Sie ja nicht, daß ich hier die unumſtößlichen
Grundſätze in Anwendung bringen will, welche den Phi-
loſophen befähigen, Gericht über Könige zu halten: Nein,
aus Ihrer Vergangenheit richte ich Sie; ich richte Sie
nach Ihnen ſelber.
„Reden Sie, welches Vertrauen können wir dem
Worte, den Verſicherungen, den Eiden eines Königs
ſchenken, der die Nation allein zu dem Zwecke verſammelt,
daß ſie den Abgrund, welchen die Verſchleuderungen ſei-
ner Miniſter, der Prinzen des Hauſes, ſeiner Günſtlinge
und der übrigen Hofſchurken höhlten, ausfüllen möge?
eines Königs, der die Nationalverſammlung aufzulöſen
ſuchte, ſobald nur ſein Wille einigen Widerſtand erfuhr?
eines Königs, welcher mit kaltem Blute ſechs Wochen
lang an der Ausführung des hölliſchen Planes arbeitete,
die Hauptſtadt in Blut und Flammen zu ſetzen, lediglich
um ihre unglücklichen Einwohner für die hochherzige Un-
terſtützung zu beſtrafen, welche ſie den Repräſentanten der
Nation gegen die Angriffe des Deſpotismus zu verſprechen
ſchienen? eines Königs, der dieſe ſeine furchtbaren Ent-
würfe nur dann aufgab, als das Volk zu den Waffen
griff, um ſich ſelbſt ſein Recht zu verſchaffen? eines Kö-
nigs, welcher mit Verachtung ſeiner feierlichen Eide, faſt
in demſelben Augenblicke, da ſein großmüthiges Volk ihm
verziehen hat, ſein Ohr den treuloſen Rathſchlägen ſeines
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/377>, abgerufen am 22.12.2024.
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