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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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auch mein Vermögen kenne ich nicht," übernahm Lamark
die Ausrichtung derjenigen Legate, welche sein Vermögen
übersteigen möchten. Die letzte Arbeit dieses Mannes, den
seine eigenen Angelegenheiten so wenig angingen, war eine
Rede über die Vererbungen und Einsetzungen durch Testa-
ment, ein Gegenstand, dessen Grund der berühmte Rechts-
gelehrte Merlin, Deputirter von Douay, gelegt hat: Die
Vererbung soll künftighin nicht mehr verschiedenartig nach
Provinzen, sondern nach einem durchstehenden Grundsatze
geregelt seyn; der Vorzug der Erstgeburt und des Mannes-
stammes fällt weg, und so lange das Vermögen in directer
Linie bleibt, wird das Verfügungsrecht sehr beschränkt seyn.

Am Morgen vor seinem Todestage hörte man Kanonen-
schüsse. Der Kranke fuhr auf und rief: "Fängt sie schon an,
die Leichenfeier des Achilles?" Den Morgen darauf am
2ten April, ganz frühe, sprach er zu Cabanis: "Mein
Freund, ich sterbe heute;" er wollte aufstehen, sich zum
letzten Male ankleiden lassen, aber vermochte es nicht. Da
ließ er sein Bette nah an das Fenster tragen, sah in seinen
Garten hinaus in den Sonnenschein. Hier war eine Ab-
theilung von seinem Bataillon Nationalgarden aufgestellt,
dessen Befehlshaber er seit Kurzem geworden war. Lange
sprach er dann mit den Freunden, besonders über die Zu-
kunft von Frankreich. Hier fielen die Worte: "Ich trage
in meinem Herzen die Todtentrauer der Monarchie; die
Aufrührer werden sich in ihre Trümmer theilen." Noch
kam Talleyrand, um den Sterbenden zu sehen, und die so

auch mein Vermögen kenne ich nicht,“ übernahm Lamark
die Ausrichtung derjenigen Legate, welche ſein Vermögen
überſteigen möchten. Die letzte Arbeit dieſes Mannes, den
ſeine eigenen Angelegenheiten ſo wenig angingen, war eine
Rede über die Vererbungen und Einſetzungen durch Teſta-
ment, ein Gegenſtand, deſſen Grund der berühmte Rechts-
gelehrte Merlin, Deputirter von Douay, gelegt hat: Die
Vererbung ſoll künftighin nicht mehr verſchiedenartig nach
Provinzen, ſondern nach einem durchſtehenden Grundſatze
geregelt ſeyn; der Vorzug der Erſtgeburt und des Mannes-
ſtammes fällt weg, und ſo lange das Vermögen in directer
Linie bleibt, wird das Verfügungsrecht ſehr beſchränkt ſeyn.

Am Morgen vor ſeinem Todestage hörte man Kanonen-
ſchüſſe. Der Kranke fuhr auf und rief: „Fängt ſie ſchon an,
die Leichenfeier des Achilles?“ Den Morgen darauf am
2ten April, ganz frühe, ſprach er zu Cabanis: „Mein
Freund, ich ſterbe heute;“ er wollte aufſtehen, ſich zum
letzten Male ankleiden laſſen, aber vermochte es nicht. Da
ließ er ſein Bette nah an das Fenſter tragen, ſah in ſeinen
Garten hinaus in den Sonnenſchein. Hier war eine Ab-
theilung von ſeinem Bataillon Nationalgarden aufgeſtellt,
deſſen Befehlshaber er ſeit Kurzem geworden war. Lange
ſprach er dann mit den Freunden, beſonders über die Zu-
kunft von Frankreich. Hier fielen die Worte: „Ich trage
in meinem Herzen die Todtentrauer der Monarchie; die
Aufrührer werden ſich in ihre Trümmer theilen.“ Noch
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[361/0371] auch mein Vermögen kenne ich nicht,“ übernahm Lamark die Ausrichtung derjenigen Legate, welche ſein Vermögen überſteigen möchten. Die letzte Arbeit dieſes Mannes, den ſeine eigenen Angelegenheiten ſo wenig angingen, war eine Rede über die Vererbungen und Einſetzungen durch Teſta- ment, ein Gegenſtand, deſſen Grund der berühmte Rechts- gelehrte Merlin, Deputirter von Douay, gelegt hat: Die Vererbung ſoll künftighin nicht mehr verſchiedenartig nach Provinzen, ſondern nach einem durchſtehenden Grundſatze geregelt ſeyn; der Vorzug der Erſtgeburt und des Mannes- ſtammes fällt weg, und ſo lange das Vermögen in directer Linie bleibt, wird das Verfügungsrecht ſehr beſchränkt ſeyn. Am Morgen vor ſeinem Todestage hörte man Kanonen- ſchüſſe. Der Kranke fuhr auf und rief: „Fängt ſie ſchon an, die Leichenfeier des Achilles?“ Den Morgen darauf am 2ten April, ganz frühe, ſprach er zu Cabanis: „Mein Freund, ich ſterbe heute;“ er wollte aufſtehen, ſich zum letzten Male ankleiden laſſen, aber vermochte es nicht. Da ließ er ſein Bette nah an das Fenſter tragen, ſah in ſeinen Garten hinaus in den Sonnenſchein. Hier war eine Ab- theilung von ſeinem Bataillon Nationalgarden aufgeſtellt, deſſen Befehlshaber er ſeit Kurzem geworden war. Lange ſprach er dann mit den Freunden, beſonders über die Zu- kunft von Frankreich. Hier fielen die Worte: „Ich trage in meinem Herzen die Todtentrauer der Monarchie; die Aufrührer werden ſich in ihre Trümmer theilen.“ Noch kam Talleyrand, um den Sterbenden zu ſehen, und die ſo

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/371>, abgerufen am 22.12.2024.