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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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es nannte, nicht gelte, alle großen Dinge gingen auf seinen
Namen; der Fuhrmann nannte sein Stangenpferd, welches
die schwerste Arbeit thun muß, seinen Mirabeau. Auf die
Nachricht von seiner Krankheit füllte sich die Straße in
der er wohnte (rue de la chaussee d'Antin) mit Volk:
die Menge trug Sorge an beiden Seiten seines Hauses ab-
zusperren, damit das Geräusch der Wagen ihn nicht störe.
Aber man wollte von seinem Befinden wissen und es reichte
nicht hin schriftliche Nachricht bei dem Pförtner niederzu-
legen, man mußte die Bulletins drucken lassen. Der König
schickte ein Paar Mal des Tages ganz öffentlich. Der Ja-
cobinerclub, dessen Präsident Mirabeau letzten Winter eine
Weile gewesen war, schickte eine Deputation, an deren
Spitze Barnave stand. Der Kranke konnte sie nicht sehen,
doch sprach er als er vernahm, Alexander Lameth habe sich
ausgeschlossen: "ich kannte ihn bisher als einen Aufwieg-
ler, aber noch nicht als einen Narren." Mirabeau ließ bei
seinen Leiden den Gang der Nationalversammlung nie aus
den Augen, sprach gern von den auswärtigen Angelegen-
heiten, besonders von den geheimen Entwürfen Englands:
"Dieser Pitt ist der Minister der Vorbereitungen; er re-
giert durch das was er droht mehr als durch das was er
thut. Hätte ich gelebt, ich glaube, ich hätte ihm Verdruß
gemacht." Um ihn waren außer seinem Arzte Cabanis
und seiner Schwester Madame Le Saillant gewöhnlich
seine Freunde Lamark und Frochot. Als er zu Letzterem
sagte: "Ich habe Schulden, deren Größe ich nicht kenne,

es nannte, nicht gelte, alle großen Dinge gingen auf ſeinen
Namen; der Fuhrmann nannte ſein Stangenpferd, welches
die ſchwerſte Arbeit thun muß, ſeinen Mirabeau. Auf die
Nachricht von ſeiner Krankheit füllte ſich die Straße in
der er wohnte (rue de la chaussée d’Antin) mit Volk:
die Menge trug Sorge an beiden Seiten ſeines Hauſes ab-
zuſperren, damit das Geräuſch der Wagen ihn nicht ſtöre.
Aber man wollte von ſeinem Befinden wiſſen und es reichte
nicht hin ſchriftliche Nachricht bei dem Pförtner niederzu-
legen, man mußte die Bulletins drucken laſſen. Der König
ſchickte ein Paar Mal des Tages ganz öffentlich. Der Ja-
cobinerclub, deſſen Präſident Mirabeau letzten Winter eine
Weile geweſen war, ſchickte eine Deputation, an deren
Spitze Barnave ſtand. Der Kranke konnte ſie nicht ſehen,
doch ſprach er als er vernahm, Alexander Lameth habe ſich
ausgeſchloſſen: „ich kannte ihn bisher als einen Aufwieg-
ler, aber noch nicht als einen Narren.“ Mirabeau ließ bei
ſeinen Leiden den Gang der Nationalverſammlung nie aus
den Augen, ſprach gern von den auswärtigen Angelegen-
heiten, beſonders von den geheimen Entwürfen Englands:
„Dieſer Pitt iſt der Miniſter der Vorbereitungen; er re-
giert durch das was er droht mehr als durch das was er
thut. Hätte ich gelebt, ich glaube, ich hätte ihm Verdruß
gemacht.“ Um ihn waren außer ſeinem Arzte Cabanis
und ſeiner Schweſter Madame Le Saillant gewöhnlich
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[360/0370] es nannte, nicht gelte, alle großen Dinge gingen auf ſeinen Namen; der Fuhrmann nannte ſein Stangenpferd, welches die ſchwerſte Arbeit thun muß, ſeinen Mirabeau. Auf die Nachricht von ſeiner Krankheit füllte ſich die Straße in der er wohnte (rue de la chaussée d’Antin) mit Volk: die Menge trug Sorge an beiden Seiten ſeines Hauſes ab- zuſperren, damit das Geräuſch der Wagen ihn nicht ſtöre. Aber man wollte von ſeinem Befinden wiſſen und es reichte nicht hin ſchriftliche Nachricht bei dem Pförtner niederzu- legen, man mußte die Bulletins drucken laſſen. Der König ſchickte ein Paar Mal des Tages ganz öffentlich. Der Ja- cobinerclub, deſſen Präſident Mirabeau letzten Winter eine Weile geweſen war, ſchickte eine Deputation, an deren Spitze Barnave ſtand. Der Kranke konnte ſie nicht ſehen, doch ſprach er als er vernahm, Alexander Lameth habe ſich ausgeſchloſſen: „ich kannte ihn bisher als einen Aufwieg- ler, aber noch nicht als einen Narren.“ Mirabeau ließ bei ſeinen Leiden den Gang der Nationalverſammlung nie aus den Augen, ſprach gern von den auswärtigen Angelegen- heiten, beſonders von den geheimen Entwürfen Englands: „Dieſer Pitt iſt der Miniſter der Vorbereitungen; er re- giert durch das was er droht mehr als durch das was er thut. Hätte ich gelebt, ich glaube, ich hätte ihm Verdruß gemacht.“ Um ihn waren außer ſeinem Arzte Cabanis und ſeiner Schweſter Madame Le Saillant gewöhnlich ſeine Freunde Lamark und Frochot. Als er zu Letzterem ſagte: „Ich habe Schulden, deren Größe ich nicht kenne,

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/370>, abgerufen am 23.12.2024.