denn sie ist unausführbar." Er sprach weiter: "Ich er- kläre mich für entbunden von jedem Eide der Treue gegen diejenigen, welche die Ehrlosigkeit begingen, ein dictatori- sches Comite zu ernennen. Die Popularität, um welche ich mich beworben und welche ich die Ehre gehabt habe zu genießen wie nur irgend jemand sonst, ist kein schwa- ches Schilfrohr; ich will sie tief in die Erde pflanzen, daß sie Wurzel schlage auf dem unerschütterlichen Boden von Vernunft und Freiheit. Wenn Ihr ein Gesetz gegen die Febr. 28.Auswanderer gebt, schwöre ich ihm niemals zu gehorchen." Diese Worte sind berühmt geworden, obgleich sie ihr Ziel übersprangen, und vielleicht eben darum. Aber so erging es dem großen Redner öfter und besonders in seiner letzten Zeit. Denn an dieser stehen wir, seine Tage sind gezählt.
Es fügte sich daß der König in den ersten Tagen des März erkrankte. "Was kümmert uns," schrieb Camille Desmoulins in seinem Blatte, "der Schnupfen vom Äl- testen der Capets!" War es nun daß das körperliche Mis- gefühl seine morschen Entschlüsse überwältigte, kaum ge- März 15.nesen schrieb Ludwig einen Brief an Bouille: alle frühere Verabredung ist darin rein vergessen, er will fort, flüch- ten mit seiner Familie, vor Ende April muß Alles dazu bereit seyn. Die Kunde dieser Abtrünnigkeit erreichte den Mirabeau nicht mehr. Damals litt er schon an heftigen Anfällen von Schmerzen der Eingeweide, die ihm doch nicht verboten sich immer wieder aufzuraffen. Vom 20sten bis zum 27sten März ward über die Bergwerke debattirt.
denn ſie iſt unausführbar.“ Er ſprach weiter: „Ich er- kläre mich für entbunden von jedem Eide der Treue gegen diejenigen, welche die Ehrloſigkeit begingen, ein dictatori- ſches Comité zu ernennen. Die Popularität, um welche ich mich beworben und welche ich die Ehre gehabt habe zu genießen wie nur irgend jemand ſonſt, iſt kein ſchwa- ches Schilfrohr; ich will ſie tief in die Erde pflanzen, daß ſie Wurzel ſchlage auf dem unerſchütterlichen Boden von Vernunft und Freiheit. Wenn Ihr ein Geſetz gegen die Febr. 28.Auswanderer gebt, ſchwöre ich ihm niemals zu gehorchen.“ Dieſe Worte ſind berühmt geworden, obgleich ſie ihr Ziel überſprangen, und vielleicht eben darum. Aber ſo erging es dem großen Redner öfter und beſonders in ſeiner letzten Zeit. Denn an dieſer ſtehen wir, ſeine Tage ſind gezählt.
Es fügte ſich daß der König in den erſten Tagen des März erkrankte. „Was kümmert uns,“ ſchrieb Camille Desmoulins in ſeinem Blatte, „der Schnupfen vom Äl- teſten der Capets!“ War es nun daß das körperliche Mis- gefühl ſeine morſchen Entſchlüſſe überwältigte, kaum ge- März 15.neſen ſchrieb Ludwig einen Brief an Bouillé: alle frühere Verabredung iſt darin rein vergeſſen, er will fort, flüch- ten mit ſeiner Familie, vor Ende April muß Alles dazu bereit ſeyn. Die Kunde dieſer Abtrünnigkeit erreichte den Mirabeau nicht mehr. Damals litt er ſchon an heftigen Anfällen von Schmerzen der Eingeweide, die ihm doch nicht verboten ſich immer wieder aufzuraffen. Vom 20ſten bis zum 27ſten März ward über die Bergwerke debattirt.
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denn ſie iſt unausführbar.“ Er ſprach weiter: „Ich er-
kläre mich für entbunden von jedem Eide der Treue gegen
diejenigen, welche die Ehrloſigkeit begingen, ein dictatori-
ſches Comité zu ernennen. Die Popularität, um welche
ich mich beworben und welche ich die Ehre gehabt habe
zu genießen wie nur irgend jemand ſonſt, iſt kein ſchwa-
ches Schilfrohr; ich will ſie tief in die Erde pflanzen, daß
ſie Wurzel ſchlage auf dem unerſchütterlichen Boden von
Vernunft und Freiheit. Wenn Ihr ein Geſetz gegen die
Auswanderer gebt, ſchwöre ich ihm niemals zu gehorchen.“
Dieſe Worte ſind berühmt geworden, obgleich ſie ihr Ziel
überſprangen, und vielleicht eben darum. Aber ſo erging
es dem großen Redner öfter und beſonders in ſeiner letzten
Zeit. Denn an dieſer ſtehen wir, ſeine Tage ſind gezählt.
Febr. 28.
Es fügte ſich daß der König in den erſten Tagen des
März erkrankte. „Was kümmert uns,“ ſchrieb Camille
Desmoulins in ſeinem Blatte, „der Schnupfen vom Äl-
teſten der Capets!“ War es nun daß das körperliche Mis-
gefühl ſeine morſchen Entſchlüſſe überwältigte, kaum ge-
neſen ſchrieb Ludwig einen Brief an Bouillé: alle frühere
Verabredung iſt darin rein vergeſſen, er will fort, flüch-
ten mit ſeiner Familie, vor Ende April muß Alles dazu
bereit ſeyn. Die Kunde dieſer Abtrünnigkeit erreichte den
Mirabeau nicht mehr. Damals litt er ſchon an heftigen
Anfällen von Schmerzen der Eingeweide, die ihm doch
nicht verboten ſich immer wieder aufzuraffen. Vom 20ſten
bis zum 27ſten März ward über die Bergwerke debattirt.
März 15.
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/368>, abgerufen am 23.12.2024.
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