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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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Ihnen zu erklären, nicht allein daß Ihr Herr Sohn nie-
mals gut tanzen wird, sondern auch daß er unfähig ist
in der Magistratur oder in der Armee seinen Weg zu machen.
Wie sein Gang leider beschaffen ist, kann er es höchstens
in der Kirche zu etwas bringen." Nichts desto weniger
ließ der Vater, als er 1750 zum Kanzler von Frankreich
stieg, seine Stelle als erster Präsident des Obersteuercol-
legiums auf seinen kaum dreißigjährigen, aber schon als
Parlamentsrath bewährten Sohn übergehen und vertraute
ihm zugleich die Aufsicht über das Bücherwesen. Beide
Ämter verwaltete dieser nicht auf die gewöhnliche Weise.
Es schien ihm schimpflich für sein Vaterland, daß Werke
wie der eben erst in Genf ans Licht getretene Geist der Ge-
setze im Auslande erscheinen mußten, um hernach durch eine
Hinterthüre hereinzuschlüpfen, und er gab sich alle mögliche
Mühe, um dem freien Worte über alle Theile der inneren
Verwaltung Raum zu verschaffen, die Censur auf Angriffe
gegen die Religion, die Sitten und die königliche Würde
zu beschränken. Allein seine Denkschriften über diesen Ge-
1758.genstand, fünf an der Zahl, kamen doch am Ende nicht
über die Gemächer des damaligen Dauphins hinaus, und
die lange Liste der Verbote französischer Classiker, an deren
Spitze Fenelons Telemach stand, in welchem man von jeher
eine Satire auf die Regierung Ludwigs XIV. witterte,
wuchs mit jedem Werke von Voltaire, Rousseau, Hel-
vetius, Mably, Condillac, und dehnte sich bis auf die
französische Übersetzung von Hume's englischer Geschichte

Ihnen zu erklären, nicht allein daß Ihr Herr Sohn nie-
mals gut tanzen wird, ſondern auch daß er unfähig iſt
in der Magiſtratur oder in der Armee ſeinen Weg zu machen.
Wie ſein Gang leider beſchaffen iſt, kann er es höchſtens
in der Kirche zu etwas bringen.“ Nichts deſto weniger
ließ der Vater, als er 1750 zum Kanzler von Frankreich
ſtieg, ſeine Stelle als erſter Präſident des Oberſteuercol-
legiums auf ſeinen kaum dreißigjährigen, aber ſchon als
Parlamentsrath bewährten Sohn übergehen und vertraute
ihm zugleich die Aufſicht über das Bücherweſen. Beide
Ämter verwaltete dieſer nicht auf die gewöhnliche Weiſe.
Es ſchien ihm ſchimpflich für ſein Vaterland, daß Werke
wie der eben erſt in Genf ans Licht getretene Geiſt der Ge-
ſetze im Auslande erſcheinen mußten, um hernach durch eine
Hinterthüre hereinzuſchlüpfen, und er gab ſich alle mögliche
Mühe, um dem freien Worte über alle Theile der inneren
Verwaltung Raum zu verſchaffen, die Cenſur auf Angriffe
gegen die Religion, die Sitten und die königliche Würde
zu beſchränken. Allein ſeine Denkſchriften über dieſen Ge-
1758.genſtand, fünf an der Zahl, kamen doch am Ende nicht
über die Gemächer des damaligen Dauphins hinaus, und
die lange Liſte der Verbote franzöſiſcher Claſſiker, an deren
Spitze Fenelons Telemach ſtand, in welchem man von jeher
eine Satire auf die Regierung Ludwigs XIV. witterte,
wuchs mit jedem Werke von Voltaire, Rouſſeau, Hel-
vetius, Mably, Condillac, und dehnte ſich bis auf die
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[26/0036] Ihnen zu erklären, nicht allein daß Ihr Herr Sohn nie- mals gut tanzen wird, ſondern auch daß er unfähig iſt in der Magiſtratur oder in der Armee ſeinen Weg zu machen. Wie ſein Gang leider beſchaffen iſt, kann er es höchſtens in der Kirche zu etwas bringen.“ Nichts deſto weniger ließ der Vater, als er 1750 zum Kanzler von Frankreich ſtieg, ſeine Stelle als erſter Präſident des Oberſteuercol- legiums auf ſeinen kaum dreißigjährigen, aber ſchon als Parlamentsrath bewährten Sohn übergehen und vertraute ihm zugleich die Aufſicht über das Bücherweſen. Beide Ämter verwaltete dieſer nicht auf die gewöhnliche Weiſe. Es ſchien ihm ſchimpflich für ſein Vaterland, daß Werke wie der eben erſt in Genf ans Licht getretene Geiſt der Ge- ſetze im Auslande erſcheinen mußten, um hernach durch eine Hinterthüre hereinzuſchlüpfen, und er gab ſich alle mögliche Mühe, um dem freien Worte über alle Theile der inneren Verwaltung Raum zu verſchaffen, die Cenſur auf Angriffe gegen die Religion, die Sitten und die königliche Würde zu beſchränken. Allein ſeine Denkſchriften über dieſen Ge- genſtand, fünf an der Zahl, kamen doch am Ende nicht über die Gemächer des damaligen Dauphins hinaus, und die lange Liſte der Verbote franzöſiſcher Claſſiker, an deren Spitze Fenelons Telemach ſtand, in welchem man von jeher eine Satire auf die Regierung Ludwigs XIV. witterte, wuchs mit jedem Werke von Voltaire, Rouſſeau, Hel- vetius, Mably, Condillac, und dehnte ſich bis auf die franzöſiſche Überſetzung von Hume’s engliſcher Geſchichte 1758.

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/36>, abgerufen am 24.11.2024.