Zwang auf die Gewissen legen, so lange die päpstliche Bestätigung fehlte, und wohl hätte dem Könige, ganz anders überzeugt wie er war, sein Gewissen sagen können, der Augenblick sey gekommen, da die irdische Krone ge- opfert werden müsse, um die ewige zu erlangen. Papst Pius wünschte nichts mehr, als eine muthige Erklärung des Königs durch einen Blitz vom Vatican unterstützen zu können. Allein der König that nichts weiter als daß er seine Genehmigung hinausschob. Das hatte drei Wochen Dec. 23.gedauert, da schickte die Nationalversammlung ihren Präsi- denten zum Könige, bat ihn die Gründe seiner Zögerung anzugeben. Ludwig erwiderte, seine Achtung gegen die Religion sey die Ursache, nicht minder sein Wunsch (auf Unterhandlungen mit Rom hindeutend) die Unruhen zu vermeiden, welche der neuen Ordnung drohten. Der Prä- sident mußte noch einmal zurückkehren und nun gab Lud- Dec. 26.wig nach. Seitdem sah er kein Heil mehr, wünschte Frankreichs Gränze im Rücken zu haben.
Noch machte der Bischof von Clermont einen Versuch, schlug die Eidesformel vor: "Ich schwöre der Nation, dem Gesetze und dem Könige treu zu seyn und mit meiner ganzen Macht in Allem was der Staatsordnung gemäß ist die von der Nationalversammlung decretirte und vom Könige angenommene Verfassung aufrecht zu halten, mit ausdrücklicher Ausnahme derjenigen Gegenstände, welche wesentlich von der geistlichen Autorität abhängen;" es gelang ihm nicht, und über ein Drittel der geistlichen Mit-
Zwang auf die Gewiſſen legen, ſo lange die päpſtliche Beſtätigung fehlte, und wohl hätte dem Könige, ganz anders überzeugt wie er war, ſein Gewiſſen ſagen können, der Augenblick ſey gekommen, da die irdiſche Krone ge- opfert werden müſſe, um die ewige zu erlangen. Papſt Pius wünſchte nichts mehr, als eine muthige Erklärung des Königs durch einen Blitz vom Vatican unterſtützen zu können. Allein der König that nichts weiter als daß er ſeine Genehmigung hinausſchob. Das hatte drei Wochen Dec. 23.gedauert, da ſchickte die Nationalverſammlung ihren Präſi- denten zum Könige, bat ihn die Gründe ſeiner Zögerung anzugeben. Ludwig erwiderte, ſeine Achtung gegen die Religion ſey die Urſache, nicht minder ſein Wunſch (auf Unterhandlungen mit Rom hindeutend) die Unruhen zu vermeiden, welche der neuen Ordnung drohten. Der Prä- ſident mußte noch einmal zurückkehren und nun gab Lud- Dec. 26.wig nach. Seitdem ſah er kein Heil mehr, wünſchte Frankreichs Gränze im Rücken zu haben.
Noch machte der Biſchof von Clermont einen Verſuch, ſchlug die Eidesformel vor: „Ich ſchwöre der Nation, dem Geſetze und dem Könige treu zu ſeyn und mit meiner ganzen Macht in Allem was der Staatsordnung gemäß iſt die von der Nationalverſammlung decretirte und vom Könige angenommene Verfaſſung aufrecht zu halten, mit ausdrücklicher Ausnahme derjenigen Gegenſtände, welche weſentlich von der geiſtlichen Autorität abhängen;“ es gelang ihm nicht, und über ein Drittel der geiſtlichen Mit-
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Zwang auf die Gewiſſen legen, ſo lange die päpſtliche
Beſtätigung fehlte, und wohl hätte dem Könige, ganz
anders überzeugt wie er war, ſein Gewiſſen ſagen können,
der Augenblick ſey gekommen, da die irdiſche Krone ge-
opfert werden müſſe, um die ewige zu erlangen. Papſt
Pius wünſchte nichts mehr, als eine muthige Erklärung
des Königs durch einen Blitz vom Vatican unterſtützen zu
können. Allein der König that nichts weiter als daß er
ſeine Genehmigung hinausſchob. Das hatte drei Wochen
gedauert, da ſchickte die Nationalverſammlung ihren Präſi-
denten zum Könige, bat ihn die Gründe ſeiner Zögerung
anzugeben. Ludwig erwiderte, ſeine Achtung gegen die
Religion ſey die Urſache, nicht minder ſein Wunſch (auf
Unterhandlungen mit Rom hindeutend) die Unruhen zu
vermeiden, welche der neuen Ordnung drohten. Der Prä-
ſident mußte noch einmal zurückkehren und nun gab Lud-
wig nach. Seitdem ſah er kein Heil mehr, wünſchte
Frankreichs Gränze im Rücken zu haben.
Dec. 23.
Dec. 26.
Noch machte der Biſchof von Clermont einen Verſuch,
ſchlug die Eidesformel vor: „Ich ſchwöre der Nation,
dem Geſetze und dem Könige treu zu ſeyn und mit meiner
ganzen Macht in Allem was der Staatsordnung gemäß
iſt die von der Nationalverſammlung decretirte und vom
Könige angenommene Verfaſſung aufrecht zu halten, mit
ausdrücklicher Ausnahme derjenigen Gegenſtände, welche
weſentlich von der geiſtlichen Autorität abhängen;“ es
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/356>, abgerufen am 23.12.2024.
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