signaten, obgleich sie dem Inhaber zu Ende jedes Jahres mit 3 Procent verzinst wurden, 6 bis 10 Procent und das baare Geld ward so selten, daß man in manchen Städten sich mit Scheinen, auf geringe Werthe lautend, aushalf, um nur im täglichen Verkehr sich auseinander- setzen zu können. Denn die kleinste Assignate betrug noch immer 200 Livres. Nichtsdestoweniger verlangte Mira- beau: man soll die Assignaten dreist vermehren, mit den- selben die öffentlichen Verbindlichkeiten tilgen, zu gleicher Zeit aber dem Papiergelde durch den Verkauf sämmtlicher Nationalgüter eine solide Grundlage geben; denn alle der- gestalt zurückströmenden Assignaten sollen sofort vernichtet werden. Er mußte es in der Debatte oft genug hören, daß er in früheren Schriften gegen alles Papiergeld geeifert, es "die umlaufende Pest" genannt hatte. Allein mit ihm hielten es alle diejenigen, welche in dem Verkaufe der Na- tionalgüter, "dieses Brautschatzes der Revolution," eine Gewährleistung ihres Bestandes vermöge des Gesammt- interesses aller Käufer erblickten, darum die Verkäufe mög- lichst beschleunigt und durch die Zerstückelung der Güter- massen die Zahl der freien Grundbesitzer Frankreichs ver- mehrt zu sehen wünschten. Die Debatte, durch Bittschrif- ten Für und Wider aus den Departements mannigfach ge- kreuzt, ging durch den Monat September, die Stimmen theilten sich dasmal nicht in gewohnter Weise; am leb- haftesten sprach im Sinne der alten Staatsordnung der Abbe Maury, am einsichtigsten Talleyrand aus Finanz-
ſignaten, obgleich ſie dem Inhaber zu Ende jedes Jahres mit 3 Procent verzinſt wurden, 6 bis 10 Procent und das baare Geld ward ſo ſelten, daß man in manchen Städten ſich mit Scheinen, auf geringe Werthe lautend, aushalf, um nur im täglichen Verkehr ſich auseinander- ſetzen zu können. Denn die kleinſte Aſſignate betrug noch immer 200 Livres. Nichtsdeſtoweniger verlangte Mira- beau: man ſoll die Aſſignaten dreiſt vermehren, mit den- ſelben die öffentlichen Verbindlichkeiten tilgen, zu gleicher Zeit aber dem Papiergelde durch den Verkauf ſämmtlicher Nationalgüter eine ſolide Grundlage geben; denn alle der- geſtalt zurückſtrömenden Aſſignaten ſollen ſofort vernichtet werden. Er mußte es in der Debatte oft genug hören, daß er in früheren Schriften gegen alles Papiergeld geeifert, es „die umlaufende Peſt“ genannt hatte. Allein mit ihm hielten es alle diejenigen, welche in dem Verkaufe der Na- tionalgüter, „dieſes Brautſchatzes der Revolution,“ eine Gewährleiſtung ihres Beſtandes vermöge des Geſammt- intereſſes aller Käufer erblickten, darum die Verkäufe mög- lichſt beſchleunigt und durch die Zerſtückelung der Güter- maſſen die Zahl der freien Grundbeſitzer Frankreichs ver- mehrt zu ſehen wünſchten. Die Debatte, durch Bittſchrif- ten Für und Wider aus den Departements mannigfach ge- kreuzt, ging durch den Monat September, die Stimmen theilten ſich dasmal nicht in gewohnter Weiſe; am leb- hafteſten ſprach im Sinne der alten Staatsordnung der Abbé Maury, am einſichtigſten Talleyrand aus Finanz-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0350"n="340"/>ſignaten, obgleich ſie dem Inhaber zu Ende jedes Jahres<lb/>
mit 3 Procent verzinſt wurden, 6 bis 10 Procent und<lb/>
das baare Geld ward ſo ſelten, daß man in manchen<lb/>
Städten ſich mit Scheinen, auf geringe Werthe lautend,<lb/>
aushalf, um nur im täglichen Verkehr ſich auseinander-<lb/>ſetzen zu können. Denn die kleinſte Aſſignate betrug noch<lb/>
immer 200 Livres. Nichtsdeſtoweniger verlangte Mira-<lb/>
beau: man ſoll die Aſſignaten dreiſt vermehren, mit den-<lb/>ſelben die öffentlichen Verbindlichkeiten tilgen, zu gleicher<lb/>
Zeit aber dem Papiergelde durch den Verkauf ſämmtlicher<lb/>
Nationalgüter eine ſolide Grundlage geben; denn alle der-<lb/>
geſtalt zurückſtrömenden Aſſignaten ſollen ſofort vernichtet<lb/>
werden. Er mußte es in der Debatte oft genug hören, daß<lb/>
er in früheren Schriften gegen alles Papiergeld geeifert,<lb/>
es „die umlaufende Peſt“ genannt hatte. Allein mit ihm<lb/>
hielten es alle diejenigen, welche in dem Verkaufe der Na-<lb/>
tionalgüter, „dieſes Brautſchatzes der Revolution,“ eine<lb/>
Gewährleiſtung ihres Beſtandes vermöge des Geſammt-<lb/>
intereſſes aller Käufer erblickten, darum die Verkäufe mög-<lb/>
lichſt beſchleunigt und durch die Zerſtückelung der Güter-<lb/>
maſſen die Zahl der freien Grundbeſitzer Frankreichs ver-<lb/>
mehrt zu ſehen wünſchten. Die Debatte, durch Bittſchrif-<lb/>
ten Für und Wider aus den Departements mannigfach ge-<lb/>
kreuzt, ging durch den Monat September, die Stimmen<lb/>
theilten ſich dasmal nicht in gewohnter Weiſe; am leb-<lb/>
hafteſten ſprach im Sinne der alten Staatsordnung der<lb/>
Abbé Maury, am einſichtigſten Talleyrand aus Finanz-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[340/0350]
ſignaten, obgleich ſie dem Inhaber zu Ende jedes Jahres
mit 3 Procent verzinſt wurden, 6 bis 10 Procent und
das baare Geld ward ſo ſelten, daß man in manchen
Städten ſich mit Scheinen, auf geringe Werthe lautend,
aushalf, um nur im täglichen Verkehr ſich auseinander-
ſetzen zu können. Denn die kleinſte Aſſignate betrug noch
immer 200 Livres. Nichtsdeſtoweniger verlangte Mira-
beau: man ſoll die Aſſignaten dreiſt vermehren, mit den-
ſelben die öffentlichen Verbindlichkeiten tilgen, zu gleicher
Zeit aber dem Papiergelde durch den Verkauf ſämmtlicher
Nationalgüter eine ſolide Grundlage geben; denn alle der-
geſtalt zurückſtrömenden Aſſignaten ſollen ſofort vernichtet
werden. Er mußte es in der Debatte oft genug hören, daß
er in früheren Schriften gegen alles Papiergeld geeifert,
es „die umlaufende Peſt“ genannt hatte. Allein mit ihm
hielten es alle diejenigen, welche in dem Verkaufe der Na-
tionalgüter, „dieſes Brautſchatzes der Revolution,“ eine
Gewährleiſtung ihres Beſtandes vermöge des Geſammt-
intereſſes aller Käufer erblickten, darum die Verkäufe mög-
lichſt beſchleunigt und durch die Zerſtückelung der Güter-
maſſen die Zahl der freien Grundbeſitzer Frankreichs ver-
mehrt zu ſehen wünſchten. Die Debatte, durch Bittſchrif-
ten Für und Wider aus den Departements mannigfach ge-
kreuzt, ging durch den Monat September, die Stimmen
theilten ſich dasmal nicht in gewohnter Weiſe; am leb-
hafteſten ſprach im Sinne der alten Staatsordnung der
Abbé Maury, am einſichtigſten Talleyrand aus Finanz-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/350>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.