Redensarten nicht. Ein einziges Mal rüstete er sich auf eine förmliche Rede, da schrieb ihm der alte Vater: "Wenn man einen Bruder in der Nationalversammlung hat wie Ihr, und ein Mann ist wie Ihr, dann läßt man seinen Bruder sprechen und schweigt still." Jetzt vernahm er, auch sein Regiment sey von der Neuerung ergriffen, mehrere Officiere wären von den Soldaten als Aristokraten verjagt; sogleich reiste er ab, um Ord- nung zu stiften, trieb es hier aber so gewaltthätig, daß er kaum mit dem Leben davon kam, und eine mißliche Untersuchung schwebte über seinem Haupte. Sein Bru- der ehrte das Versprechen, welches er dem Oheim ge- geben hatte, niemals die politischen Zwiste in Familien- feindschaft ausbrechen zu lassen, und nahm sich des be- drängten Vicomte insoweit an daß er jeden Rechtsschutz, welcher dem Abgeordneten der Nation zustand, für ihn erlangte. Allein die Anklage war nicht abzuwenden und der jüngere Mirabeau wanderte nach Deutschland aus, wo er mit den Emigranten rüstete, aber bald am Schlage 15. Sept. 1792.gestorben ist.
Jetzt aber kam der Tag, da die Art an die Wurzel von Geistlichkeit und Adel gelegt ward. Beides mis- billigte Mirabeau und beides sah er sich außer Stand zu verhindern, fühlte auch durchaus keine Neigung in sich, seine Popularität an die Beschützung von Gebäu- den zu setzen, welche der Strom der öffentlichen Mei- nung unterwühlt hatte. Und dennoch steht das Erb-
Redensarten nicht. Ein einziges Mal rüſtete er ſich auf eine förmliche Rede, da ſchrieb ihm der alte Vater: „Wenn man einen Bruder in der Nationalverſammlung hat wie Ihr, und ein Mann iſt wie Ihr, dann läßt man ſeinen Bruder ſprechen und ſchweigt ſtill.“ Jetzt vernahm er, auch ſein Regiment ſey von der Neuerung ergriffen, mehrere Officiere wären von den Soldaten als Ariſtokraten verjagt; ſogleich reiſte er ab, um Ord- nung zu ſtiften, trieb es hier aber ſo gewaltthätig, daß er kaum mit dem Leben davon kam, und eine mißliche Unterſuchung ſchwebte über ſeinem Haupte. Sein Bru- der ehrte das Verſprechen, welches er dem Oheim ge- geben hatte, niemals die politiſchen Zwiſte in Familien- feindſchaft ausbrechen zu laſſen, und nahm ſich des be- drängten Vicomte inſoweit an daß er jeden Rechtsſchutz, welcher dem Abgeordneten der Nation zuſtand, für ihn erlangte. Allein die Anklage war nicht abzuwenden und der jüngere Mirabeau wanderte nach Deutſchland aus, wo er mit den Emigranten rüſtete, aber bald am Schlage 15. Sept. 1792.geſtorben iſt.
Jetzt aber kam der Tag, da die Art an die Wurzel von Geiſtlichkeit und Adel gelegt ward. Beides mis- billigte Mirabeau und beides ſah er ſich außer Stand zu verhindern, fühlte auch durchaus keine Neigung in ſich, ſeine Popularität an die Beſchützung von Gebäu- den zu ſetzen, welche der Strom der öffentlichen Mei- nung unterwühlt hatte. Und dennoch ſteht das Erb-
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Redensarten nicht. Ein einziges Mal rüſtete er ſich auf
eine förmliche Rede, da ſchrieb ihm der alte Vater:
„Wenn man einen Bruder in der Nationalverſammlung
hat wie Ihr, und ein Mann iſt wie Ihr, dann läßt
man ſeinen Bruder ſprechen und ſchweigt ſtill.“ Jetzt
vernahm er, auch ſein Regiment ſey von der Neuerung
ergriffen, mehrere Officiere wären von den Soldaten
als Ariſtokraten verjagt; ſogleich reiſte er ab, um Ord-
nung zu ſtiften, trieb es hier aber ſo gewaltthätig, daß
er kaum mit dem Leben davon kam, und eine mißliche
Unterſuchung ſchwebte über ſeinem Haupte. Sein Bru-
der ehrte das Verſprechen, welches er dem Oheim ge-
geben hatte, niemals die politiſchen Zwiſte in Familien-
feindſchaft ausbrechen zu laſſen, und nahm ſich des be-
drängten Vicomte inſoweit an daß er jeden Rechtsſchutz,
welcher dem Abgeordneten der Nation zuſtand, für ihn
erlangte. Allein die Anklage war nicht abzuwenden und
der jüngere Mirabeau wanderte nach Deutſchland aus,
wo er mit den Emigranten rüſtete, aber bald am Schlage
geſtorben iſt.
15. Sept.
1792.
Jetzt aber kam der Tag, da die Art an die Wurzel
von Geiſtlichkeit und Adel gelegt ward. Beides mis-
billigte Mirabeau und beides ſah er ſich außer Stand
zu verhindern, fühlte auch durchaus keine Neigung in
ſich, ſeine Popularität an die Beſchützung von Gebäu-
den zu ſetzen, welche der Strom der öffentlichen Mei-
nung unterwühlt hatte. Und dennoch ſteht das Erb-
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/338>, abgerufen am 23.12.2024.
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