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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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tägliche Gang der Welt, und die Wunden die wir nicht
nennen, sind gerade diejenigen, an welchen wir verbluten.

Noch vor diesem Decret ließ Mirabeau durch La Mark
an Monsieur einen schriftlichen Entwurf gelangen, in des-
sen Ausführung er die Rettung des Königs, ich sage mehr,
die Rettung der Krone erblickte. Nichts hier von einer
raschen Entfernung an die Gränze, nichts auch von einer
Flucht in das Innere, nichts von einem Aufrufe des
Adels: dergleichen rathen hieße Hülfe von Fremden wol-
len, hieße den Bürgerkrieg anrathen, und es giebt nun
einmal keinen Adel mehr. Der König muß seine Freiheit
wieder erlangen, ohne sich von der Nationalversammlung
und der öffentlichen Freiheit zu trennen. Das muß durch
einen öffentlichen Schritt geschehen; er ist gefährlich, aber
Gefahr wird allein mit Gefahr überwunden. Man bedarf
zur Ausführung einer bewaffneten Macht von 20,000
Mann; diese läßt sich in wenig Tagen zwischen Rouen
und Paris zusammenziehen. Am lichten Tage reist der
König ab nach der ihm ergebenen reichen Stadt Rouen im
Innern des Reiches, in der Normandie, welche mit An-
jou und Bretagne in so nahen Beziehungen steht. Er er-
läßt von dort eine Proclamation an das Volk. Ihr In-
halt: Man hat den König in Versailles, noch mehr in
Paris seiner Freiheit beraubt: daher der Vorwand der
Unzufriedenen sich den Beschlüssen der Nationalversamm-
lung nicht zu fügen, weil diesen die Stütze der königlichen
Gewalt gebricht. Der König muß frei seyn, um die Frei-

tägliche Gang der Welt, und die Wunden die wir nicht
nennen, ſind gerade diejenigen, an welchen wir verbluten.

Noch vor dieſem Decret ließ Mirabeau durch La Mark
an Monſieur einen ſchriftlichen Entwurf gelangen, in deſ-
ſen Ausführung er die Rettung des Königs, ich ſage mehr,
die Rettung der Krone erblickte. Nichts hier von einer
raſchen Entfernung an die Gränze, nichts auch von einer
Flucht in das Innere, nichts von einem Aufrufe des
Adels: dergleichen rathen hieße Hülfe von Fremden wol-
len, hieße den Bürgerkrieg anrathen, und es giebt nun
einmal keinen Adel mehr. Der König muß ſeine Freiheit
wieder erlangen, ohne ſich von der Nationalverſammlung
und der öffentlichen Freiheit zu trennen. Das muß durch
einen öffentlichen Schritt geſchehen; er iſt gefährlich, aber
Gefahr wird allein mit Gefahr überwunden. Man bedarf
zur Ausführung einer bewaffneten Macht von 20,000
Mann; dieſe läßt ſich in wenig Tagen zwiſchen Rouen
und Paris zuſammenziehen. Am lichten Tage reiſt der
König ab nach der ihm ergebenen reichen Stadt Rouen im
Innern des Reiches, in der Normandie, welche mit An-
jou und Bretagne in ſo nahen Beziehungen ſteht. Er er-
läßt von dort eine Proclamation an das Volk. Ihr In-
halt: Man hat den König in Verſailles, noch mehr in
Paris ſeiner Freiheit beraubt: daher der Vorwand der
Unzufriedenen ſich den Beſchlüſſen der Nationalverſamm-
lung nicht zu fügen, weil dieſen die Stütze der königlichen
Gewalt gebricht. Der König muß frei ſeyn, um die Frei-

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[303/0313] tägliche Gang der Welt, und die Wunden die wir nicht nennen, ſind gerade diejenigen, an welchen wir verbluten. Noch vor dieſem Decret ließ Mirabeau durch La Mark an Monſieur einen ſchriftlichen Entwurf gelangen, in deſ- ſen Ausführung er die Rettung des Königs, ich ſage mehr, die Rettung der Krone erblickte. Nichts hier von einer raſchen Entfernung an die Gränze, nichts auch von einer Flucht in das Innere, nichts von einem Aufrufe des Adels: dergleichen rathen hieße Hülfe von Fremden wol- len, hieße den Bürgerkrieg anrathen, und es giebt nun einmal keinen Adel mehr. Der König muß ſeine Freiheit wieder erlangen, ohne ſich von der Nationalverſammlung und der öffentlichen Freiheit zu trennen. Das muß durch einen öffentlichen Schritt geſchehen; er iſt gefährlich, aber Gefahr wird allein mit Gefahr überwunden. Man bedarf zur Ausführung einer bewaffneten Macht von 20,000 Mann; dieſe läßt ſich in wenig Tagen zwiſchen Rouen und Paris zuſammenziehen. Am lichten Tage reiſt der König ab nach der ihm ergebenen reichen Stadt Rouen im Innern des Reiches, in der Normandie, welche mit An- jou und Bretagne in ſo nahen Beziehungen ſteht. Er er- läßt von dort eine Proclamation an das Volk. Ihr In- halt: Man hat den König in Verſailles, noch mehr in Paris ſeiner Freiheit beraubt: daher der Vorwand der Unzufriedenen ſich den Beſchlüſſen der Nationalverſamm- lung nicht zu fügen, weil dieſen die Stütze der königlichen Gewalt gebricht. Der König muß frei ſeyn, um die Frei-

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/313>, abgerufen am 28.11.2024.