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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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die gemeine Prose des Tages mit der Erklärung herabzog,
der öffentliche Credit sey verschwunden, denn es würden
keine Abgaben bezahlt. Er schlug zur nächsten Aushülfe
die mäßige Anleihe von 30 Millionen vor, welche zu
5 Procent zu beziehen er die Einleitung getroffen und Zu-
sicherungen erhalten habe. Dieser Zins war höchst mäßig,
das wußte Mirabeau so gut wie einer, dennoch vereitelte
die Versammlung Neckern seinen Plan, indem sie ihn auf
41/2 Procent beschränkte. Nun aber ging die Anleihe nicht
ein und man mußte sich bald darauf dazu verstehen, eine
viel größere, 80 Millionen zu bewilligen und dem Finanz-
minister das Geschäft zu überlassen. Die Noth drängte
von allen Seiten. Es ergab sich plötzlich daß man seit
drei Monaten von der Hand in den Mund lebe; jede
Nacht war man auf dem Stadthause in Sorge, ob auch
die Lebensmittel wirklich anlangen würden, von welchen
die ungeheure Bevölkerung sich den nächsten Tag nähren
sollte. Der Ausschuß der Lebensmittel arbeitete unermüd-
lich, allein die Unsicherheit des Eigenthums, die wach-
sende Anarchie war es, welche vom Sammeln, vom Her-
beibringen der Vorräthe abschreckte.

So standen die Dinge, als Necker durch seine Einmi-
schung in die Vetofrage alle Hoffnungen der aufrichtigen
und verständigen Freunde der Monarchie vereitelte. Mag
es nun Mangel an Einsicht in die Tiefen der Politik,
oder der Hang eine erschütterte Popularität wiederherzu-
stellen, gemischt mit Widerwillen gegen Mirabeau, gewe-

die gemeine Proſe des Tages mit der Erklärung herabzog,
der öffentliche Credit ſey verſchwunden, denn es würden
keine Abgaben bezahlt. Er ſchlug zur nächſten Aushülfe
die mäßige Anleihe von 30 Millionen vor, welche zu
5 Procent zu beziehen er die Einleitung getroffen und Zu-
ſicherungen erhalten habe. Dieſer Zins war höchſt mäßig,
das wußte Mirabeau ſo gut wie einer, dennoch vereitelte
die Verſammlung Neckern ſeinen Plan, indem ſie ihn auf
4½ Procent beſchränkte. Nun aber ging die Anleihe nicht
ein und man mußte ſich bald darauf dazu verſtehen, eine
viel größere, 80 Millionen zu bewilligen und dem Finanz-
miniſter das Geſchäft zu überlaſſen. Die Noth drängte
von allen Seiten. Es ergab ſich plötzlich daß man ſeit
drei Monaten von der Hand in den Mund lebe; jede
Nacht war man auf dem Stadthauſe in Sorge, ob auch
die Lebensmittel wirklich anlangen würden, von welchen
die ungeheure Bevölkerung ſich den nächſten Tag nähren
ſollte. Der Ausſchuß der Lebensmittel arbeitete unermüd-
lich, allein die Unſicherheit des Eigenthums, die wach-
ſende Anarchie war es, welche vom Sammeln, vom Her-
beibringen der Vorräthe abſchreckte.

So ſtanden die Dinge, als Necker durch ſeine Einmi-
ſchung in die Vetofrage alle Hoffnungen der aufrichtigen
und verſtändigen Freunde der Monarchie vereitelte. Mag
es nun Mangel an Einſicht in die Tiefen der Politik,
oder der Hang eine erſchütterte Popularität wiederherzu-
ſtellen, gemiſcht mit Widerwillen gegen Mirabeau, gewe-

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[268/0278] die gemeine Proſe des Tages mit der Erklärung herabzog, der öffentliche Credit ſey verſchwunden, denn es würden keine Abgaben bezahlt. Er ſchlug zur nächſten Aushülfe die mäßige Anleihe von 30 Millionen vor, welche zu 5 Procent zu beziehen er die Einleitung getroffen und Zu- ſicherungen erhalten habe. Dieſer Zins war höchſt mäßig, das wußte Mirabeau ſo gut wie einer, dennoch vereitelte die Verſammlung Neckern ſeinen Plan, indem ſie ihn auf 4½ Procent beſchränkte. Nun aber ging die Anleihe nicht ein und man mußte ſich bald darauf dazu verſtehen, eine viel größere, 80 Millionen zu bewilligen und dem Finanz- miniſter das Geſchäft zu überlaſſen. Die Noth drängte von allen Seiten. Es ergab ſich plötzlich daß man ſeit drei Monaten von der Hand in den Mund lebe; jede Nacht war man auf dem Stadthauſe in Sorge, ob auch die Lebensmittel wirklich anlangen würden, von welchen die ungeheure Bevölkerung ſich den nächſten Tag nähren ſollte. Der Ausſchuß der Lebensmittel arbeitete unermüd- lich, allein die Unſicherheit des Eigenthums, die wach- ſende Anarchie war es, welche vom Sammeln, vom Her- beibringen der Vorräthe abſchreckte. So ſtanden die Dinge, als Necker durch ſeine Einmi- ſchung in die Vetofrage alle Hoffnungen der aufrichtigen und verſtändigen Freunde der Monarchie vereitelte. Mag es nun Mangel an Einſicht in die Tiefen der Politik, oder der Hang eine erſchütterte Popularität wiederherzu- ſtellen, gemiſcht mit Widerwillen gegen Mirabeau, gewe-

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/278>, abgerufen am 25.11.2024.