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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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aber von Anfang her verlautet die Klage über seine ver-
drießliche, ungefällige Außenseite, die keine Spur von
königlicher Haltung trägt. Wie prächtig erschien die welt-
gebietende Gestalt Ludwigs XIV., wie gewinnend Lud-
wig XV., sobald er es seyn wollte! Allein wie dieser
in seinem wüsten Leben seine Töchter verabsäumte, so auch
seine männliche Nachkommenschaft. Es war ein Rest von
Scham, der ihn abhielt die Erben seines Thrones in die
unmittelbare Nähe seiner niedrigen Lüste zu bringen. Die
Gestalt des jungen Königs war nicht unedel, aber Gang
und Haltung unbehülflich; er ist ein so schwerfälliger
Reiter, die ganze Person vernachlässigt, das Haar unor-
dentlich, die Hände manchmal geschwärzt durch seine Vor-
liebe für Schlosser- und Schmiedearbeit. Auch sein Organ
war ungebildet und im Eifer kreischend. Die Hofleute er-
zählten sich, wie er manchmal so gar roh auffahre, was sie
seine Rüsselschläge nannten. Im Übrigen ein leidlich un-
terrichteter Herr, großer Freund der Geographie, trefflich
geeignet eine wohlbehaltene Erbherrschaft lange Jahre zu
führen und weiter zu vererben. Später hat man, nach
Vorbedeutungen lüstern, Gewicht darauf gelegt, daß er am
Tage vor dem Jahrestage jener alten blutigen Bartholo-
mäusnacht geboren worden, seine Gemahlin aber, mit
welcher ihn die Politik verband, sogar am Tage des Erd-
bebens von Lissabon, am 2. November 1755.

Es war Marie Antonie von Österreich, die Toch-
ter Marien Theresiens und des Kaisers Franz, dessen

aber von Anfang her verlautet die Klage über ſeine ver-
drießliche, ungefällige Außenſeite, die keine Spur von
königlicher Haltung trägt. Wie prächtig erſchien die welt-
gebietende Geſtalt Ludwigs XIV., wie gewinnend Lud-
wig XV., ſobald er es ſeyn wollte! Allein wie dieſer
in ſeinem wüſten Leben ſeine Töchter verabſäumte, ſo auch
ſeine männliche Nachkommenſchaft. Es war ein Reſt von
Scham, der ihn abhielt die Erben ſeines Thrones in die
unmittelbare Nähe ſeiner niedrigen Lüſte zu bringen. Die
Geſtalt des jungen Königs war nicht unedel, aber Gang
und Haltung unbehülflich; er iſt ein ſo ſchwerfälliger
Reiter, die ganze Perſon vernachläſſigt, das Haar unor-
dentlich, die Hände manchmal geſchwärzt durch ſeine Vor-
liebe für Schloſſer- und Schmiedearbeit. Auch ſein Organ
war ungebildet und im Eifer kreiſchend. Die Hofleute er-
zählten ſich, wie er manchmal ſo gar roh auffahre, was ſie
ſeine Rüſſelſchläge nannten. Im Übrigen ein leidlich un-
terrichteter Herr, großer Freund der Geographie, trefflich
geeignet eine wohlbehaltene Erbherrſchaft lange Jahre zu
führen und weiter zu vererben. Später hat man, nach
Vorbedeutungen lüſtern, Gewicht darauf gelegt, daß er am
Tage vor dem Jahrestage jener alten blutigen Bartholo-
mäusnacht geboren worden, ſeine Gemahlin aber, mit
welcher ihn die Politik verband, ſogar am Tage des Erd-
bebens von Liſſabon, am 2. November 1755.

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[13/0023] aber von Anfang her verlautet die Klage über ſeine ver- drießliche, ungefällige Außenſeite, die keine Spur von königlicher Haltung trägt. Wie prächtig erſchien die welt- gebietende Geſtalt Ludwigs XIV., wie gewinnend Lud- wig XV., ſobald er es ſeyn wollte! Allein wie dieſer in ſeinem wüſten Leben ſeine Töchter verabſäumte, ſo auch ſeine männliche Nachkommenſchaft. Es war ein Reſt von Scham, der ihn abhielt die Erben ſeines Thrones in die unmittelbare Nähe ſeiner niedrigen Lüſte zu bringen. Die Geſtalt des jungen Königs war nicht unedel, aber Gang und Haltung unbehülflich; er iſt ein ſo ſchwerfälliger Reiter, die ganze Perſon vernachläſſigt, das Haar unor- dentlich, die Hände manchmal geſchwärzt durch ſeine Vor- liebe für Schloſſer- und Schmiedearbeit. Auch ſein Organ war ungebildet und im Eifer kreiſchend. Die Hofleute er- zählten ſich, wie er manchmal ſo gar roh auffahre, was ſie ſeine Rüſſelſchläge nannten. Im Übrigen ein leidlich un- terrichteter Herr, großer Freund der Geographie, trefflich geeignet eine wohlbehaltene Erbherrſchaft lange Jahre zu führen und weiter zu vererben. Später hat man, nach Vorbedeutungen lüſtern, Gewicht darauf gelegt, daß er am Tage vor dem Jahrestage jener alten blutigen Bartholo- mäusnacht geboren worden, ſeine Gemahlin aber, mit welcher ihn die Politik verband, ſogar am Tage des Erd- bebens von Liſſabon, am 2. November 1755. Es war Marie Antonie von Öſterreich, die Toch- ter Marien Thereſiens und des Kaiſers Franz, deſſen

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/23>, abgerufen am 24.11.2024.