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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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kämpft zugleich gegen Vernunft, Gerechtigkeit, Volk, Mi-
nister und König an. Der dritte Stand verlangt daß nach
Köpfen, nicht nach Ständen gestimmt werde, denn jedes
Standesprivilegium ist Beeinträchtigung, jedes Privile-
gium der Ehre ist sogar Beschimpfung. Die Mitglieder
des dritten Standes müssen allein aus ihm selbst gewählt
werden. Sagt Ihr: der dritte Stand allein kann ja keine
Generalstände bilden? Gut, so bildet er eine Nationalver-
sammlung. -- Der scharfsinnige Mann verschwieg daß die
beiden privilegirten Stände reichlich die Hälfte alles fran-
zösischen Grundeigenthums besaßen; denn er hätte sonst
die Kette seiner Folgerungen um ein Glied verlängern, die
Herausgabe dieser Güterfülle fordern müssen, als dem
Volk einst widerrechtlich abgewonnen und durch schmäh-
liche Becinträchtigung so lange vorenthalten. So weit
aber ging er keineswegs. Dagegen hielt er drei schwere
Gewichte bereit, um sie ehestens in die Wage zu werfen,
der er sein Glück vertraut hatte: der dritte Stand muß
die Nation die er ist auch bedeuten, eine Nationalbewaff-
nung muß diese neue Ordnung beschützen, eine neue Lan-
deseintheilung muß, indem sie eine neue Verwaltung be-
gründet, die Wiederkehr der alten Ordnung unwiderruf-
lich abschneiden. Gelang das, so war die bürgerliche Ge-
sellschaft von bisher mit wenig scharfen Schnitten abge-
schlachtet, und es war nicht Rousseau, es war der Abbe
Sieyes, der das Alles rein aus sich selbst erdacht hatte,
ein kränklicher unscheinbarer Mann und doch ein Eroberer,

kämpft zugleich gegen Vernunft, Gerechtigkeit, Volk, Mi-
niſter und König an. Der dritte Stand verlangt daß nach
Köpfen, nicht nach Ständen geſtimmt werde, denn jedes
Standesprivilegium iſt Beeinträchtigung, jedes Privile-
gium der Ehre iſt ſogar Beſchimpfung. Die Mitglieder
des dritten Standes müſſen allein aus ihm ſelbſt gewählt
werden. Sagt Ihr: der dritte Stand allein kann ja keine
Generalſtände bilden? Gut, ſo bildet er eine Nationalver-
ſammlung. — Der ſcharfſinnige Mann verſchwieg daß die
beiden privilegirten Stände reichlich die Hälfte alles fran-
zöſiſchen Grundeigenthums beſaßen; denn er hätte ſonſt
die Kette ſeiner Folgerungen um ein Glied verlängern, die
Herausgabe dieſer Güterfülle fordern müſſen, als dem
Volk einſt widerrechtlich abgewonnen und durch ſchmäh-
liche Becinträchtigung ſo lange vorenthalten. So weit
aber ging er keineswegs. Dagegen hielt er drei ſchwere
Gewichte bereit, um ſie eheſtens in die Wage zu werfen,
der er ſein Glück vertraut hatte: der dritte Stand muß
die Nation die er iſt auch bedeuten, eine Nationalbewaff-
nung muß dieſe neue Ordnung beſchützen, eine neue Lan-
deseintheilung muß, indem ſie eine neue Verwaltung be-
gründet, die Wiederkehr der alten Ordnung unwiderruf-
lich abſchneiden. Gelang das, ſo war die bürgerliche Ge-
ſellſchaft von bisher mit wenig ſcharfen Schnitten abge-
ſchlachtet, und es war nicht Rouſſeau, es war der Abbé
Sieyes, der das Alles rein aus ſich ſelbſt erdacht hatte,
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[167/0177] kämpft zugleich gegen Vernunft, Gerechtigkeit, Volk, Mi- niſter und König an. Der dritte Stand verlangt daß nach Köpfen, nicht nach Ständen geſtimmt werde, denn jedes Standesprivilegium iſt Beeinträchtigung, jedes Privile- gium der Ehre iſt ſogar Beſchimpfung. Die Mitglieder des dritten Standes müſſen allein aus ihm ſelbſt gewählt werden. Sagt Ihr: der dritte Stand allein kann ja keine Generalſtände bilden? Gut, ſo bildet er eine Nationalver- ſammlung. — Der ſcharfſinnige Mann verſchwieg daß die beiden privilegirten Stände reichlich die Hälfte alles fran- zöſiſchen Grundeigenthums beſaßen; denn er hätte ſonſt die Kette ſeiner Folgerungen um ein Glied verlängern, die Herausgabe dieſer Güterfülle fordern müſſen, als dem Volk einſt widerrechtlich abgewonnen und durch ſchmäh- liche Becinträchtigung ſo lange vorenthalten. So weit aber ging er keineswegs. Dagegen hielt er drei ſchwere Gewichte bereit, um ſie eheſtens in die Wage zu werfen, der er ſein Glück vertraut hatte: der dritte Stand muß die Nation die er iſt auch bedeuten, eine Nationalbewaff- nung muß dieſe neue Ordnung beſchützen, eine neue Lan- deseintheilung muß, indem ſie eine neue Verwaltung be- gründet, die Wiederkehr der alten Ordnung unwiderruf- lich abſchneiden. Gelang das, ſo war die bürgerliche Ge- ſellſchaft von bisher mit wenig ſcharfen Schnitten abge- ſchlachtet, und es war nicht Rouſſeau, es war der Abbé Sieyes, der das Alles rein aus ſich ſelbſt erdacht hatte, ein kränklicher unſcheinbarer Mann und doch ein Eroberer,

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/177>, abgerufen am 24.11.2024.