wirkt, eine Schaar von Gleichgesinnten um sich zu ver- sammeln, die emporstrebenden Talente durch Aussichten zu beflügeln und Alles in folgerechte Thätigkeit zu setzen. Ein Paar Männer aus dem engeren Kreise rückten dann wahrscheinlich in die Stellen einiger unbrauchbarer Mini- ster ein, damit in jeder Kammer die Rechte der Krone durch ihre höchsten Diener mit der Unmittelbarkeit des Worts vertreten und die nöthigen Aufklärungen ertheilt würden. Gewiß, das waren schwere Aufgaben, deren Kämpfe sich kein Staatsmann von freien Stücken erwählt, allein die Sachen waren bereits dahin gediehen, daß das Gewagteste für das Sicherste gelten konnte, wenn es nur das Gepräge von Einsicht und Willensstärke trug.
Necker war zum Principalminister zwar nicht ernannt, wie Brienne, aber er ward als ein solcher behandelt und sein Ehrgeiz entzog sich dieser Stellung keineswegs. Wenn er nun nicht bloß Finanzmann, wenn er wirklich Staats- mann war, so mußten die eben aufgestellten Erwägun- gen seinen Geist beschäftigen und zur angestrengtesten Thä- tigkeit bestimmen. Was ihn dabei in Verlegenheit setzen konnte, war daß sein leichtfertiger Vorgänger die Frist bis zu den Reichsständen so kurz gestellt hatte. Mit einem Aufschub aber anfangen war gehässig und wegen der nach Bewilligungen drängenden Finanzen überaus schwierig. Was that nun Necker? Allein es soll dem Zusammenhange der Begebenheiten nicht vorgegriffen werden.
In Behandlung der Finanzen ließ Necker nichts zu
wirkt, eine Schaar von Gleichgeſinnten um ſich zu ver- ſammeln, die emporſtrebenden Talente durch Ausſichten zu beflügeln und Alles in folgerechte Thätigkeit zu ſetzen. Ein Paar Männer aus dem engeren Kreiſe rückten dann wahrſcheinlich in die Stellen einiger unbrauchbarer Mini- ſter ein, damit in jeder Kammer die Rechte der Krone durch ihre höchſten Diener mit der Unmittelbarkeit des Worts vertreten und die nöthigen Aufklärungen ertheilt würden. Gewiß, das waren ſchwere Aufgaben, deren Kämpfe ſich kein Staatsmann von freien Stücken erwählt, allein die Sachen waren bereits dahin gediehen, daß das Gewagteſte für das Sicherſte gelten konnte, wenn es nur das Gepräge von Einſicht und Willensſtärke trug.
Necker war zum Principalminiſter zwar nicht ernannt, wie Brienne, aber er ward als ein ſolcher behandelt und ſein Ehrgeiz entzog ſich dieſer Stellung keineswegs. Wenn er nun nicht bloß Finanzmann, wenn er wirklich Staats- mann war, ſo mußten die eben aufgeſtellten Erwägun- gen ſeinen Geiſt beſchäftigen und zur angeſtrengteſten Thä- tigkeit beſtimmen. Was ihn dabei in Verlegenheit ſetzen konnte, war daß ſein leichtfertiger Vorgänger die Friſt bis zu den Reichsſtänden ſo kurz geſtellt hatte. Mit einem Aufſchub aber anfangen war gehäſſig und wegen der nach Bewilligungen drängenden Finanzen überaus ſchwierig. Was that nun Necker? Allein es ſoll dem Zuſammenhange der Begebenheiten nicht vorgegriffen werden.
In Behandlung der Finanzen ließ Necker nichts zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0156"n="146"/>
wirkt, eine Schaar von Gleichgeſinnten um ſich zu ver-<lb/>ſammeln, die emporſtrebenden Talente durch Ausſichten<lb/>
zu beflügeln und Alles in folgerechte Thätigkeit zu ſetzen.<lb/>
Ein Paar Männer aus dem engeren Kreiſe rückten dann<lb/>
wahrſcheinlich in die Stellen einiger unbrauchbarer Mini-<lb/>ſter ein, damit in jeder Kammer die Rechte der Krone<lb/>
durch ihre höchſten Diener mit der Unmittelbarkeit des<lb/>
Worts vertreten und die nöthigen Aufklärungen ertheilt<lb/>
würden. Gewiß, das waren ſchwere Aufgaben, deren<lb/>
Kämpfe ſich kein Staatsmann von freien Stücken erwählt,<lb/>
allein die Sachen waren bereits dahin gediehen, daß das<lb/>
Gewagteſte für das Sicherſte gelten konnte, wenn es nur<lb/>
das Gepräge von Einſicht und Willensſtärke trug.</p><lb/><p>Necker war zum Principalminiſter zwar nicht ernannt,<lb/>
wie Brienne, aber er ward als ein ſolcher behandelt und<lb/>ſein Ehrgeiz entzog ſich dieſer Stellung keineswegs. Wenn<lb/>
er nun nicht bloß Finanzmann, wenn er wirklich Staats-<lb/>
mann war, ſo mußten die eben aufgeſtellten Erwägun-<lb/>
gen ſeinen Geiſt beſchäftigen und zur angeſtrengteſten Thä-<lb/>
tigkeit beſtimmen. Was ihn dabei in Verlegenheit ſetzen<lb/>
konnte, war daß ſein leichtfertiger Vorgänger die Friſt<lb/>
bis zu den Reichsſtänden ſo kurz geſtellt hatte. Mit einem<lb/>
Aufſchub aber anfangen war gehäſſig und wegen der nach<lb/>
Bewilligungen drängenden Finanzen überaus ſchwierig.<lb/>
Was that nun Necker? Allein es ſoll dem Zuſammenhange<lb/>
der Begebenheiten nicht vorgegriffen werden.</p><lb/><p>In Behandlung der Finanzen ließ Necker nichts zu<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[146/0156]
wirkt, eine Schaar von Gleichgeſinnten um ſich zu ver-
ſammeln, die emporſtrebenden Talente durch Ausſichten
zu beflügeln und Alles in folgerechte Thätigkeit zu ſetzen.
Ein Paar Männer aus dem engeren Kreiſe rückten dann
wahrſcheinlich in die Stellen einiger unbrauchbarer Mini-
ſter ein, damit in jeder Kammer die Rechte der Krone
durch ihre höchſten Diener mit der Unmittelbarkeit des
Worts vertreten und die nöthigen Aufklärungen ertheilt
würden. Gewiß, das waren ſchwere Aufgaben, deren
Kämpfe ſich kein Staatsmann von freien Stücken erwählt,
allein die Sachen waren bereits dahin gediehen, daß das
Gewagteſte für das Sicherſte gelten konnte, wenn es nur
das Gepräge von Einſicht und Willensſtärke trug.
Necker war zum Principalminiſter zwar nicht ernannt,
wie Brienne, aber er ward als ein ſolcher behandelt und
ſein Ehrgeiz entzog ſich dieſer Stellung keineswegs. Wenn
er nun nicht bloß Finanzmann, wenn er wirklich Staats-
mann war, ſo mußten die eben aufgeſtellten Erwägun-
gen ſeinen Geiſt beſchäftigen und zur angeſtrengteſten Thä-
tigkeit beſtimmen. Was ihn dabei in Verlegenheit ſetzen
konnte, war daß ſein leichtfertiger Vorgänger die Friſt
bis zu den Reichsſtänden ſo kurz geſtellt hatte. Mit einem
Aufſchub aber anfangen war gehäſſig und wegen der nach
Bewilligungen drängenden Finanzen überaus ſchwierig.
Was that nun Necker? Allein es ſoll dem Zuſammenhange
der Begebenheiten nicht vorgegriffen werden.
In Behandlung der Finanzen ließ Necker nichts zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/156>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.