Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

Bild:
<< vorherige Seite

Überbringer königlicher Befehle ein, verliest seine Voll-
macht:

"Ich befehle dem Herrn Marquis d'Agoult sich unver-
züglich zu dem Palast zu begeben, an der Spitze von
sechs Compagnien meines Garderegiments, sich aller
Ausgänge zu bemächtigen und die Herren Duval
d'Espremenil und Goislard de Monsabert in der
großen Kammer oder wo es sonst seyn mag, gefan-
gen zu nehmen und sie in die Hände der Beamten der
Vogtei des Palastes, die mit meinen Befehlen ver-
sehen sind, abzuliefern.

Gezeichnet Ludwig."

Aber der Officier kannte jene Männer, die er weg-
führen sollte, nicht von Person. Auf seine Nachfrage tönte
ihm der Ruf entgegen: "Wir sind alle d'Espremenil und
Monsabert." Da zog er sich zurück und erschien erst am
andern Morgen um eilf Uhr wieder vor der Versammlung,
die ihre Sitzung keinen Augenblick unterbrochen hatte, die-
ses Mal begleitet von einem Unterbeamten, der sämmt-
liche Mitglieder kennen mußte. Dennoch wagte dieser zu
erklären, er sehe die beiden Herren nicht. Nun aber
machte d'Espremenil dem Auftritte ein Ende, gab sich
zu erkennen, stand auf, protestirte und nahm mit der Er-
mahnung die öffentliche Sache nicht zu verlassen von sei-
nen Amtsbrüdern Abschied. Ebenso Goislard. Beide ver-
ließen die Insel des Palastes, um in weitentfernte Haft-
orte abzufahren, dieser nach dem Lyonner Fort Pierre en

Überbringer königlicher Befehle ein, verlieſt ſeine Voll-
macht:

„Ich befehle dem Herrn Marquis d’Agoult ſich unver-
züglich zu dem Palaſt zu begeben, an der Spitze von
ſechs Compagnien meines Garderegiments, ſich aller
Ausgänge zu bemächtigen und die Herren Duval
d’Espréménil und Goislard de Monſabert in der
großen Kammer oder wo es ſonſt ſeyn mag, gefan-
gen zu nehmen und ſie in die Hände der Beamten der
Vogtei des Palaſtes, die mit meinen Befehlen ver-
ſehen ſind, abzuliefern.

Gezeichnet Ludwig.“

Aber der Officier kannte jene Männer, die er weg-
führen ſollte, nicht von Perſon. Auf ſeine Nachfrage tönte
ihm der Ruf entgegen: „Wir ſind alle d’Espréménil und
Monſabert.“ Da zog er ſich zurück und erſchien erſt am
andern Morgen um eilf Uhr wieder vor der Verſammlung,
die ihre Sitzung keinen Augenblick unterbrochen hatte, die-
ſes Mal begleitet von einem Unterbeamten, der ſämmt-
liche Mitglieder kennen mußte. Dennoch wagte dieſer zu
erklären, er ſehe die beiden Herren nicht. Nun aber
machte d’Espréménil dem Auftritte ein Ende, gab ſich
zu erkennen, ſtand auf, proteſtirte und nahm mit der Er-
mahnung die öffentliche Sache nicht zu verlaſſen von ſei-
nen Amtsbrüdern Abſchied. Ebenſo Goislard. Beide ver-
ließen die Inſel des Palaſtes, um in weitentfernte Haft-
orte abzufahren, dieſer nach dem Lyonner Fort Pierre en

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0142" n="132"/>
Überbringer königlicher Befehle ein, verlie&#x017F;t &#x017F;eine Voll-<lb/>
macht:</p><lb/>
          <list>
            <item>&#x201E;Ich befehle dem Herrn Marquis d&#x2019;Agoult &#x017F;ich unver-<lb/>
züglich zu dem Pala&#x017F;t zu begeben, an der Spitze von<lb/>
&#x017F;echs Compagnien meines Garderegiments, &#x017F;ich aller<lb/>
Ausgänge zu bemächtigen und die Herren Duval<lb/>
d&#x2019;Espréménil und Goislard de Mon&#x017F;abert in der<lb/>
großen Kammer oder wo es &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;eyn mag, gefan-<lb/>
gen zu nehmen und &#x017F;ie in die Hände der Beamten der<lb/>
Vogtei des Pala&#x017F;tes, die mit meinen Befehlen ver-<lb/>
&#x017F;ehen &#x017F;ind, abzuliefern.</item>
          </list><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Gezeichnet <hi rendition="#g">Ludwig</hi>.&#x201C;</hi> </p><lb/>
          <p>Aber der Officier kannte jene Männer, die er weg-<lb/>
führen &#x017F;ollte, nicht von Per&#x017F;on. Auf &#x017F;eine Nachfrage tönte<lb/>
ihm der Ruf entgegen: &#x201E;Wir &#x017F;ind alle d&#x2019;Espréménil und<lb/>
Mon&#x017F;abert.&#x201C; Da zog er &#x017F;ich zurück und er&#x017F;chien er&#x017F;t am<lb/>
andern Morgen um eilf Uhr wieder vor der Ver&#x017F;ammlung,<lb/>
die ihre Sitzung keinen Augenblick unterbrochen hatte, die-<lb/>
&#x017F;es Mal begleitet von einem Unterbeamten, der &#x017F;ämmt-<lb/>
liche Mitglieder kennen mußte. Dennoch wagte die&#x017F;er zu<lb/>
erklären, er &#x017F;ehe die beiden Herren nicht. Nun aber<lb/>
machte d&#x2019;Espréménil dem Auftritte ein Ende, gab &#x017F;ich<lb/>
zu erkennen, &#x017F;tand auf, prote&#x017F;tirte und nahm mit der Er-<lb/>
mahnung die öffentliche Sache nicht zu verla&#x017F;&#x017F;en von &#x017F;ei-<lb/>
nen Amtsbrüdern Ab&#x017F;chied. Eben&#x017F;o Goislard. Beide ver-<lb/>
ließen die In&#x017F;el des Pala&#x017F;tes, um in weitentfernte Haft-<lb/>
orte abzufahren, die&#x017F;er nach dem Lyonner Fort Pierre en<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0142] Überbringer königlicher Befehle ein, verlieſt ſeine Voll- macht: „Ich befehle dem Herrn Marquis d’Agoult ſich unver- züglich zu dem Palaſt zu begeben, an der Spitze von ſechs Compagnien meines Garderegiments, ſich aller Ausgänge zu bemächtigen und die Herren Duval d’Espréménil und Goislard de Monſabert in der großen Kammer oder wo es ſonſt ſeyn mag, gefan- gen zu nehmen und ſie in die Hände der Beamten der Vogtei des Palaſtes, die mit meinen Befehlen ver- ſehen ſind, abzuliefern. Gezeichnet Ludwig.“ Aber der Officier kannte jene Männer, die er weg- führen ſollte, nicht von Perſon. Auf ſeine Nachfrage tönte ihm der Ruf entgegen: „Wir ſind alle d’Espréménil und Monſabert.“ Da zog er ſich zurück und erſchien erſt am andern Morgen um eilf Uhr wieder vor der Verſammlung, die ihre Sitzung keinen Augenblick unterbrochen hatte, die- ſes Mal begleitet von einem Unterbeamten, der ſämmt- liche Mitglieder kennen mußte. Dennoch wagte dieſer zu erklären, er ſehe die beiden Herren nicht. Nun aber machte d’Espréménil dem Auftritte ein Ende, gab ſich zu erkennen, ſtand auf, proteſtirte und nahm mit der Er- mahnung die öffentliche Sache nicht zu verlaſſen von ſei- nen Amtsbrüdern Abſchied. Ebenſo Goislard. Beide ver- ließen die Inſel des Palaſtes, um in weitentfernte Haft- orte abzufahren, dieſer nach dem Lyonner Fort Pierre en

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/142
Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/142>, abgerufen am 23.11.2024.