Jetzt aber trugen sie kein Bedenken. Während nun der Gemahl der Betrügerin nach England ging, um dort das Halsband stückweise zu Gelde zu machen, richtete der Car- dinal sich zum künftigen Minister ein, welchen ihm sein Freund Cagliostro längst geweissagt hatte, und nur Eins nahm ihn Wunder, die Königin noch immer so zurückwei- send und ohne Halsband zu erblicken. Da rückte der erste Zahlungstermin heran; der weibliche Calonne -- denn es giebt Naturen, für welche der Spruch: Bedenke das Ende! nicht geschrieben steht, dachte noch immer nicht ernstlich daran sich rasch aus dem Staube zu machen. Zu- erst versucht sie einem schwerreichen Manne, der auch gern am Hofe etwas gegolten hätte, Gelegenheit zu geben, sich die Königin unendlich zu verpflichten; der aber denkt zu- letzt doch: Ehren sind gut, Geld ist besser, tritt zurück. Hierauf opfert sie einen Theil ihres Erlöses, 30000 Livres auf, bringt diese dem Cardinal, wieder mit einem vorgeb- lichen Billet der Königin, als Abschlagszahlung; Ende August soll der Rest erfolgen. Allein die Juweliere, selbst bedrängt, wollen nicht warten, drohen mit einer Wechsel- klage, wagen am Ende einen Brief an die Königin, wünschen ihr Glück zu dem Besitze des schönsten Halsbandes in der Welt, bitten demüthig, man möge sie nicht vergessen. Die Antwort lautet, die Königin wisse von nichts, ein fre- cher Betrug müsse gespielt seyn. Das melden sie dem Car- dinal. Dieser fühlt sich zerschmettert, einen verlorenen Mann. Dennoch erscheint er Mariä Himmelfahrt in
Jetzt aber trugen ſie kein Bedenken. Während nun der Gemahl der Betrügerin nach England ging, um dort das Halsband ſtückweiſe zu Gelde zu machen, richtete der Car- dinal ſich zum künftigen Miniſter ein, welchen ihm ſein Freund Caglioſtro längſt geweiſſagt hatte, und nur Eins nahm ihn Wunder, die Königin noch immer ſo zurückwei- ſend und ohne Halsband zu erblicken. Da rückte der erſte Zahlungstermin heran; der weibliche Calonne — denn es giebt Naturen, für welche der Spruch: Bedenke das Ende! nicht geſchrieben ſteht, dachte noch immer nicht ernſtlich daran ſich raſch aus dem Staube zu machen. Zu- erſt verſucht ſie einem ſchwerreichen Manne, der auch gern am Hofe etwas gegolten hätte, Gelegenheit zu geben, ſich die Königin unendlich zu verpflichten; der aber denkt zu- letzt doch: Ehren ſind gut, Geld iſt beſſer, tritt zurück. Hierauf opfert ſie einen Theil ihres Erlöſes, 30000 Livres auf, bringt dieſe dem Cardinal, wieder mit einem vorgeb- lichen Billet der Königin, als Abſchlagszahlung; Ende Auguſt ſoll der Reſt erfolgen. Allein die Juweliere, ſelbſt bedrängt, wollen nicht warten, drohen mit einer Wechſel- klage, wagen am Ende einen Brief an die Königin, wünſchen ihr Glück zu dem Beſitze des ſchönſten Halsbandes in der Welt, bitten demüthig, man möge ſie nicht vergeſſen. Die Antwort lautet, die Königin wiſſe von nichts, ein fre- cher Betrug müſſe geſpielt ſeyn. Das melden ſie dem Car- dinal. Dieſer fühlt ſich zerſchmettert, einen verlorenen Mann. Dennoch erſcheint er Mariä Himmelfahrt in
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Jetzt aber trugen ſie kein Bedenken. Während nun der
Gemahl der Betrügerin nach England ging, um dort das
Halsband ſtückweiſe zu Gelde zu machen, richtete der Car-
dinal ſich zum künftigen Miniſter ein, welchen ihm ſein
Freund Caglioſtro längſt geweiſſagt hatte, und nur Eins
nahm ihn Wunder, die Königin noch immer ſo zurückwei-
ſend und ohne Halsband zu erblicken. Da rückte der erſte
Zahlungstermin heran; der weibliche Calonne — denn
es giebt Naturen, für welche der Spruch: Bedenke das
Ende! nicht geſchrieben ſteht, dachte noch immer nicht
ernſtlich daran ſich raſch aus dem Staube zu machen. Zu-
erſt verſucht ſie einem ſchwerreichen Manne, der auch gern
am Hofe etwas gegolten hätte, Gelegenheit zu geben, ſich
die Königin unendlich zu verpflichten; der aber denkt zu-
letzt doch: Ehren ſind gut, Geld iſt beſſer, tritt zurück.
Hierauf opfert ſie einen Theil ihres Erlöſes, 30000 Livres
auf, bringt dieſe dem Cardinal, wieder mit einem vorgeb-
lichen Billet der Königin, als Abſchlagszahlung; Ende
Auguſt ſoll der Reſt erfolgen. Allein die Juweliere, ſelbſt
bedrängt, wollen nicht warten, drohen mit einer Wechſel-
klage, wagen am Ende einen Brief an die Königin, wünſchen
ihr Glück zu dem Beſitze des ſchönſten Halsbandes in der
Welt, bitten demüthig, man möge ſie nicht vergeſſen.
Die Antwort lautet, die Königin wiſſe von nichts, ein fre-
cher Betrug müſſe geſpielt ſeyn. Das melden ſie dem Car-
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/110>, abgerufen am 27.11.2024.
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