Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Daguerre, Louis Jacques Mandé: Das Daguerreotyp und das Diorama. Stuttgart, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
Hauptmaterial. Zubereitung desselben.

Das von mir angewandte Hauptmaterial, oder
diejenige Substanz, welche mir am meisten ent-
sprochen hat, und welche gewissermaßen unmittelbar
zu der Hervorbringung der beabsichtigten Wirkung
beiträgt, ist der Asphalt oder das sogenannte
Judenpech, welches folgendermaßen zubereitet
wird.

Ein Glas wird zur Hälfte mit gepulvertem
Asphalt gefüllt und auf letzteren tropfenweise äthe-
risches Lavendelöl gegossen, bis das Bitumen nichts
mehr davon aufnimmt und vollständig von der Flüs-
sigkeit durchdrungen ist. Sofort wird noch weiter
so viel Lavendelöl aufgegossen, daß es etwa drei
Linien hoch über dem Gemenge steht. Das Ganze
wird nun zugedeckt und einer gelinden Wärme aus-
gesetzt, bis das zugegossene ätherische Oel von dem
Farbstoff des Bitumens gesättigt ist. Wenn dieser
Firniß noch nicht den nöthigen Grad von Consistenz
hat, so läßt man ihn in einem Gefäß in freier
Luft verdunsten, wobei man ihn sorgfältig vor dem
Zutritt von Feuchtigkeit zu schützen hat, weil er
durch dieselbe verändert und endlich zersetzt werden
würde, ein Uebelstand, welcher namentlich auch
während der kalten und feuchten Jahreszeit bei den
Versuchen in der Camera obscura zu fürchten ist.

Wird eine kleine Quantität dieses Firnisses mit
einem kleinen Ball von sehr gelindem Leder auf
eine gut polirte, silberplattirte Metallplatte kalt auf-
getragen, so erhält letztere davon eine schöne dunkel-
rothe Färbung (vermeil) und der Firniß verbreitet

Hauptmaterial. Zubereitung deſſelben.

Das von mir angewandte Hauptmaterial, oder
diejenige Subſtanz, welche mir am meiſten ent-
ſprochen hat, und welche gewiſſermaßen unmittelbar
zu der Hervorbringung der beabſichtigten Wirkung
beiträgt, iſt der Asphalt oder das ſogenannte
Judenpech, welches folgendermaßen zubereitet
wird.

Ein Glas wird zur Hälfte mit gepulvertem
Asphalt gefüllt und auf letzteren tropfenweiſe äthe-
riſches Lavendelöl gegoſſen, bis das Bitumen nichts
mehr davon aufnimmt und vollſtändig von der Flüſ-
ſigkeit durchdrungen iſt. Sofort wird noch weiter
ſo viel Lavendelöl aufgegoſſen, daß es etwa drei
Linien hoch über dem Gemenge ſteht. Das Ganze
wird nun zugedeckt und einer gelinden Wärme aus-
geſetzt, bis das zugegoſſene ätheriſche Oel von dem
Farbſtoff des Bitumens geſättigt iſt. Wenn dieſer
Firniß noch nicht den nöthigen Grad von Conſiſtenz
hat, ſo läßt man ihn in einem Gefäß in freier
Luft verdunſten, wobei man ihn ſorgfältig vor dem
Zutritt von Feuchtigkeit zu ſchützen hat, weil er
durch dieſelbe verändert und endlich zerſetzt werden
würde, ein Uebelſtand, welcher namentlich auch
während der kalten und feuchten Jahreszeit bei den
Verſuchen in der Camera obscura zu fürchten iſt.

Wird eine kleine Quantität dieſes Firniſſes mit
einem kleinen Ball von ſehr gelindem Leder auf
eine gut polirte, ſilberplattirte Metallplatte kalt auf-
getragen, ſo erhält letztere davon eine ſchöne dunkel-
rothe Färbung (vermeil) und der Firniß verbreitet

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0043" n="38"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Hauptmaterial. Zubereitung de&#x017F;&#x017F;elben.</hi> </head><lb/>
            <p>Das von mir angewandte Hauptmaterial, oder<lb/>
diejenige Sub&#x017F;tanz, welche mir am mei&#x017F;ten ent-<lb/>
&#x017F;prochen hat, und welche gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen unmittelbar<lb/>
zu der Hervorbringung der beab&#x017F;ichtigten Wirkung<lb/>
beiträgt, i&#x017F;t der <hi rendition="#g">Asphalt</hi> oder das &#x017F;ogenannte<lb/><hi rendition="#g">Judenpech,</hi> welches folgendermaßen zubereitet<lb/>
wird.</p><lb/>
            <p>Ein Glas wird zur Hälfte mit gepulvertem<lb/>
Asphalt gefüllt und auf letzteren tropfenwei&#x017F;e äthe-<lb/>
ri&#x017F;ches Lavendelöl gego&#x017F;&#x017F;en, bis das Bitumen nichts<lb/>
mehr davon aufnimmt und voll&#x017F;tändig von der Flü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igkeit durchdrungen i&#x017F;t. Sofort wird noch weiter<lb/>
&#x017F;o viel Lavendelöl aufgego&#x017F;&#x017F;en, daß es etwa drei<lb/>
Linien hoch über dem Gemenge &#x017F;teht. Das Ganze<lb/>
wird nun zugedeckt und einer gelinden Wärme aus-<lb/>
ge&#x017F;etzt, bis das zugego&#x017F;&#x017F;ene ätheri&#x017F;che Oel von dem<lb/>
Farb&#x017F;toff des Bitumens ge&#x017F;ättigt i&#x017F;t. Wenn die&#x017F;er<lb/>
Firniß noch nicht den nöthigen Grad von Con&#x017F;i&#x017F;tenz<lb/>
hat, &#x017F;o läßt man ihn in einem Gefäß in freier<lb/>
Luft verdun&#x017F;ten, wobei man ihn &#x017F;orgfältig vor dem<lb/>
Zutritt von Feuchtigkeit zu &#x017F;chützen hat, weil er<lb/>
durch die&#x017F;elbe verändert und endlich zer&#x017F;etzt werden<lb/>
würde, ein Uebel&#x017F;tand, welcher namentlich auch<lb/>
während der kalten und feuchten Jahreszeit bei den<lb/>
Ver&#x017F;uchen in der <hi rendition="#aq">Camera obscura</hi> zu fürchten i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Wird eine kleine Quantität die&#x017F;es Firni&#x017F;&#x017F;es mit<lb/>
einem kleinen Ball von &#x017F;ehr gelindem Leder auf<lb/>
eine gut polirte, &#x017F;ilberplattirte Metallplatte kalt auf-<lb/>
getragen, &#x017F;o erhält letztere davon eine &#x017F;chöne dunkel-<lb/>
rothe Färbung (<hi rendition="#aq">vermeil</hi>) und der Firniß verbreitet<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0043] Hauptmaterial. Zubereitung deſſelben. Das von mir angewandte Hauptmaterial, oder diejenige Subſtanz, welche mir am meiſten ent- ſprochen hat, und welche gewiſſermaßen unmittelbar zu der Hervorbringung der beabſichtigten Wirkung beiträgt, iſt der Asphalt oder das ſogenannte Judenpech, welches folgendermaßen zubereitet wird. Ein Glas wird zur Hälfte mit gepulvertem Asphalt gefüllt und auf letzteren tropfenweiſe äthe- riſches Lavendelöl gegoſſen, bis das Bitumen nichts mehr davon aufnimmt und vollſtändig von der Flüſ- ſigkeit durchdrungen iſt. Sofort wird noch weiter ſo viel Lavendelöl aufgegoſſen, daß es etwa drei Linien hoch über dem Gemenge ſteht. Das Ganze wird nun zugedeckt und einer gelinden Wärme aus- geſetzt, bis das zugegoſſene ätheriſche Oel von dem Farbſtoff des Bitumens geſättigt iſt. Wenn dieſer Firniß noch nicht den nöthigen Grad von Conſiſtenz hat, ſo läßt man ihn in einem Gefäß in freier Luft verdunſten, wobei man ihn ſorgfältig vor dem Zutritt von Feuchtigkeit zu ſchützen hat, weil er durch dieſelbe verändert und endlich zerſetzt werden würde, ein Uebelſtand, welcher namentlich auch während der kalten und feuchten Jahreszeit bei den Verſuchen in der Camera obscura zu fürchten iſt. Wird eine kleine Quantität dieſes Firniſſes mit einem kleinen Ball von ſehr gelindem Leder auf eine gut polirte, ſilberplattirte Metallplatte kalt auf- getragen, ſo erhält letztere davon eine ſchöne dunkel- rothe Färbung (vermeil) und der Firniß verbreitet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/daguerre_daguerrereotyp_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/daguerre_daguerrereotyp_1839/43
Zitationshilfe: Daguerre, Louis Jacques Mandé: Das Daguerreotyp und das Diorama. Stuttgart, 1839, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daguerre_daguerrereotyp_1839/43>, abgerufen am 13.11.2024.