und ein Pferd, und gehe hin, und diene dem Könige in einer von seinen Armeen, ich bin versichert, daß die Zeit dich das Vorgefallene wird ver- gessen lassen, und ich stehe dir dafür, daß du deine Frau bey deiner Wieder- kunft antreffen sollt, wie du es ver- langen können. Denn die Weiber, denen dergleichen Fälle zugestossen, re- den hernach in ihre, ganzen Leben ge- gen ihre Männer allezeit mit vieler Ehrerbietung, und bemühen sich, ih- nen zu gehorchen, weil sie billig glau- ben, daß sie das Recht, im Hause zu befehlen, verlohren haben. Diese kluge Rede überwand den Roderige, er war jung, beherzt und stolz, er glaubte selbst, viele Geschicklichkeit zu haben: denn er hatte vor seiner Hey- rath die Vorstädte von Malago, die Fischerey zu Velez, die Bauer- Tänze zu Valence und zu Toledo, den Platz zu Cordua, und den Markt zu Segovien gesehen; also stellte er sich auch in diesem Augen- blick die Freude vor, welche er haben würde, wenn er in dem Lande und
in
und ein Pferd, und gehe hin, und diene dem Koͤnige in einer von ſeinen Armeen, ich bin verſichert, daß die Zeit dich das Vorgefallene wird ver- geſſen laſſen, und ich ſtehe dir dafuͤr, daß du deine Frau bey deiner Wieder- kunft antreffen ſollt, wie du es ver- langen koͤnnen. Denn die Weiber, denen dergleichen Faͤlle zugeſtoſſen, re- den hernach in ihre, ganzen Leben ge- gen ihre Maͤnner allezeit mit vieler Ehrerbietung, und bemuͤhen ſich, ih- nen zu gehorchen, weil ſie billig glau- ben, daß ſie das Recht, im Hauſe zu befehlen, verlohren haben. Dieſe kluge Rede uͤberwand den Roderige, er war jung, beherzt und ſtolz, er glaubte ſelbſt, viele Geſchicklichkeit zu haben: denn er hatte vor ſeiner Hey- rath die Vorſtaͤdte von Malago, die Fiſcherey zu Velez, die Bauer- Taͤnze zu Valence und zu Toledo, den Platz zu Cordua, und den Markt zu Segovien geſehen; alſo ſtellte er ſich auch in dieſem Augen- blick die Freude vor, welche er haben wuͤrde, wenn er in dem Lande und
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und ein Pferd, und gehe hin, und
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Zeit dich das Vorgefallene wird ver-
geſſen laſſen, und ich ſtehe dir dafuͤr,
daß du deine Frau bey deiner Wieder-
kunft antreffen ſollt, wie du es ver-
langen koͤnnen. Denn die Weiber,
denen dergleichen Faͤlle zugeſtoſſen, re-
den hernach in ihre, ganzen Leben ge-
gen ihre Maͤnner allezeit mit vieler
Ehrerbietung, und bemuͤhen ſich, ih-
nen zu gehorchen, weil ſie billig glau-
ben, daß ſie das Recht, im Hauſe
zu befehlen, verlohren haben. Dieſe
kluge Rede uͤberwand den Roderige,
er war jung, beherzt und ſtolz, er
glaubte ſelbſt, viele Geſchicklichkeit zu
haben: denn er hatte vor ſeiner Hey-
rath die Vorſtaͤdte von Malago,
die Fiſcherey zu Velez, die Bauer-
Taͤnze zu Valence und zu Toledo,
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ſtellte er ſich auch in dieſem Augen-
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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/88>, abgerufen am 16.02.2025.
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