da indeß der Herr, der sie begleitet hatte, frug: ob eine Frau, welche mit ihrem Mann und ihrem ganzen Hause nach Hofe gienge, die ver- wichene Nacht nicht in diesem Gast- hofe übernachtet hätte? Er setzte hin- zu, daß seine Nichte ein groß Ver- langen trüge, sie anzutreffen, wegen der Lobsprüche, die sie von ihr hät- te machen hören. Es kommt nur auf euch an, antwortete der Wirth, davon zu urtheilen: denn diese Frau ist nahe bey euch; sie ist so artig, daß sie eure Gesellschaft, wie ich glau- be, nicht ausschlagen wird. Man muß wissen, versetzte der Herr, ob die Frau darein williger wird; dabey er sie zugleich grüßte. Ja, antwor- tete ihm die Donne Marie, ich willige darein; ich habe eure Nicht von ferne gesehen: inzwischen werde ich sehr vergnügt damit seyn. Nach einige gegenseitigen Höflichkeitsbezeu- gungen verließ ihn Donne Marie, um von ihrem Manne etwas neues zu hören. Sie fand ihn, daß er auf- stand: sie sagte zu ihm von der Ge-
sell-
da indeß der Herr, der ſie begleitet hatte, frug: ob eine Frau, welche mit ihrem Mann und ihrem ganzen Hauſe nach Hofe gienge, die ver- wichene Nacht nicht in dieſem Gaſt- hofe uͤbernachtet haͤtte? Er ſetzte hin- zu, daß ſeine Nichte ein groß Ver- langen truͤge, ſie anzutreffen, wegen der Lobſpruͤche, die ſie von ihr haͤt- te machen hoͤren. Es kommt nur auf euch an, antwortete der Wirth, davon zu urtheilen: denn dieſe Frau iſt nahe bey euch; ſie iſt ſo artig, daß ſie eure Geſellſchaft, wie ich glau- be, nicht ausſchlagen wird. Man muß wiſſen, verſetzte der Herr, ob die Frau darein williger wird; dabey er ſie zugleich gruͤßte. Ja, antwor- tete ihm die Donne Marie, ich willige darein; ich habe eure Nicht von ferne geſehen: inzwiſchen werde ich ſehr vergnuͤgt damit ſeyn. Nach einige gegenſeitigen Hoͤflichkeitsbezeu- gungen verließ ihn Donne Marie, um von ihrem Manne etwas neues zu hoͤren. Sie fand ihn, daß er auf- ſtand: ſie ſagte zu ihm von der Ge-
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[43/0045]
da indeß der Herr, der ſie begleitet
hatte, frug: ob eine Frau, welche
mit ihrem Mann und ihrem ganzen
Hauſe nach Hofe gienge, die ver-
wichene Nacht nicht in dieſem Gaſt-
hofe uͤbernachtet haͤtte? Er ſetzte hin-
zu, daß ſeine Nichte ein groß Ver-
langen truͤge, ſie anzutreffen, wegen
der Lobſpruͤche, die ſie von ihr haͤt-
te machen hoͤren. Es kommt nur
auf euch an, antwortete der Wirth,
davon zu urtheilen: denn dieſe Frau
iſt nahe bey euch; ſie iſt ſo artig,
daß ſie eure Geſellſchaft, wie ich glau-
be, nicht ausſchlagen wird. Man
muß wiſſen, verſetzte der Herr, ob
die Frau darein williger wird; dabey
er ſie zugleich gruͤßte. Ja, antwor-
tete ihm die Donne Marie, ich
willige darein; ich habe eure Nicht
von ferne geſehen: inzwiſchen werde
ich ſehr vergnuͤgt damit ſeyn. Nach
einige gegenſeitigen Hoͤflichkeitsbezeu-
gungen verließ ihn Donne Marie,
um von ihrem Manne etwas neues zu
hoͤren. Sie fand ihn, daß er auf-
ſtand: ſie ſagte zu ihm von der Ge-
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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/45>, abgerufen am 17.02.2025.
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