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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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Gutierrez, eines Wirths in diesem
Flecken, Nichte, Nahmens Catalina
von Croix
, geheyrathet hätte: und
da er nicht nur Proben, sondern auch
das Geständniß selbst, der Untreue,
die sie ihm mit Don Ferdinand
angethan, gehabt hätte; so habe er
ihn erstochen. Denn nachdem er von
Osmin Geld bekommen, um in
Flandern gegen die Holländer zu
dienen; so hätte ihn der Teufel ver-
führet, daß er wieder umgekehret,
und sich nicht hätte entschliessen kön-
nen, sie seine Ehre überleben zu las-
sen; welches er auch ins Werk ge-
setzet hätte: da er hernach seine
Reise weiter fortsetzen wollen, so ha-
be ihn sein böser Geist nach Toledo
geführet; und da er beym Herausge-
hen aus der grossen Kirche, zum Un-
glück dem Don Ferdinand begeg-
net wäre, so sey er bey seinem An-
blick in eine so grausame Wuth ge-
rathen, daß er sich nicht habe ent-
halten können, seiner Rache ein Ge-
nüge zu thun. Nach dieser Erklä-
rung gab der Stadthalter allen Leu-

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Gutierrez, eines Wirths in dieſem
Flecken, Nichte, Nahmens Catalina
von Croix
, geheyrathet haͤtte: und
da er nicht nur Proben, ſondern auch
das Geſtaͤndniß ſelbſt, der Untreue,
die ſie ihm mit Don Ferdinand
angethan, gehabt haͤtte; ſo habe er
ihn erſtochen. Denn nachdem er von
Oſmin Geld bekommen, um in
Flandern gegen die Hollaͤnder zu
dienen; ſo haͤtte ihn der Teufel ver-
fuͤhret, daß er wieder umgekehret,
und ſich nicht haͤtte entſchlieſſen koͤn-
nen, ſie ſeine Ehre uͤberleben zu laſ-
ſen; welches er auch ins Werk ge-
ſetzet haͤtte: da er hernach ſeine
Reiſe weiter fortſetzen wollen, ſo ha-
be ihn ſein boͤſer Geiſt nach Toledo
gefuͤhret; und da er beym Herausge-
hen aus der groſſen Kirche, zum Un-
gluͤck dem Don Ferdinand begeg-
net waͤre, ſo ſey er bey ſeinem An-
blick in eine ſo grauſame Wuth ge-
rathen, daß er ſich nicht habe ent-
halten koͤnnen, ſeiner Rache ein Ge-
nuͤge zu thun. Nach dieſer Erklaͤ-
rung gab der Stadthalter allen Leu-

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[121/0123] Gutierrez, eines Wirths in dieſem Flecken, Nichte, Nahmens Catalina von Croix, geheyrathet haͤtte: und da er nicht nur Proben, ſondern auch das Geſtaͤndniß ſelbſt, der Untreue, die ſie ihm mit Don Ferdinand angethan, gehabt haͤtte; ſo habe er ihn erſtochen. Denn nachdem er von Oſmin Geld bekommen, um in Flandern gegen die Hollaͤnder zu dienen; ſo haͤtte ihn der Teufel ver- fuͤhret, daß er wieder umgekehret, und ſich nicht haͤtte entſchlieſſen koͤn- nen, ſie ſeine Ehre uͤberleben zu laſ- ſen; welches er auch ins Werk ge- ſetzet haͤtte: da er hernach ſeine Reiſe weiter fortſetzen wollen, ſo ha- be ihn ſein boͤſer Geiſt nach Toledo gefuͤhret; und da er beym Herausge- hen aus der groſſen Kirche, zum Un- gluͤck dem Don Ferdinand begeg- net waͤre, ſo ſey er bey ſeinem An- blick in eine ſo grauſame Wuth ge- rathen, daß er ſich nicht habe ent- halten koͤnnen, ſeiner Rache ein Ge- nuͤge zu thun. Nach dieſer Erklaͤ- rung gab der Stadthalter allen Leu- ten H 5

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/123>, abgerufen am 23.11.2024.