bey dem Verwundeten gesehen, ha- ben könne. Seyd versichert, versetz- te ihm die Hofmeisterin, daß ich mich nicht betrogen, ihr glaubt doch wohl, daß er mir nicht unbekannt seyn kann, und daß die Zeit einer Messe hinreichend gewesen ist, um ihn so- wohl als Don Alonso, einen von seinen Edelleuten, genau zu betrachten: Er hat ein Frauen-Kleid von weis- sen silbernen Damast an. Jch will alsobald mit ihm sprechen, sagte der Stadthalter, und eure Sachen in Ordnung bringen; seyd ruhig, meine Frau, sagte er zu ihr beym Abschied nehmen. Nachher gieng er in die Kammer, wo Donne Marie, Donne Pantasilee und Don Alonso waren. Ob er gleich über ihrer ausnehmenden Schönheit erstau- net war, so gieng er doch hinein, oh- ne sie zu grüssen. Er redete den Don Alonso mit einem ernsthaften Gesichte an: Bekennet alsobald die Ursach, die euch bewogen hat, den Don Ferdinand ermorden zu las- sen, oder ich will es auf der Folter
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bey dem Verwundeten geſehen, ha- ben koͤnne. Seyd verſichert, verſetz- te ihm die Hofmeiſterin, daß ich mich nicht betrogen, ihr glaubt doch wohl, daß er mir nicht unbekannt ſeyn kann, und daß die Zeit einer Meſſe hinreichend geweſen iſt, um ihn ſo- wohl als Don Alonſo, einen von ſeinen Edelleuten, genau zu betrachten: Er hat ein Frauen-Kleid von weiſ- ſen ſilbernen Damaſt an. Jch will alſobald mit ihm ſprechen, ſagte der Stadthalter, und eure Sachen in Ordnung bringen; ſeyd ruhig, meine Frau, ſagte er zu ihr beym Abſchied nehmen. Nachher gieng er in die Kammer, wo Donne Marie, Donne Pantaſilee und Don Alonſo waren. Ob er gleich uͤber ihrer ausnehmenden Schoͤnheit erſtau- net war, ſo gieng er doch hinein, oh- ne ſie zu gruͤſſen. Er redete den Don Alonſo mit einem ernſthaften Geſichte an: Bekennet alſobald die Urſach, die euch bewogen hat, den Don Ferdinand ermorden zu laſ- ſen, oder ich will es auf der Folter
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bey dem Verwundeten geſehen, ha-
ben koͤnne. Seyd verſichert, verſetz-
te ihm die Hofmeiſterin, daß ich mich
nicht betrogen, ihr glaubt doch wohl,
daß er mir nicht unbekannt ſeyn
kann, und daß die Zeit einer Meſſe
hinreichend geweſen iſt, um ihn ſo-
wohl als Don Alonſo, einen von
ſeinen Edelleuten, genau zu betrachten:
Er hat ein Frauen-Kleid von weiſ-
ſen ſilbernen Damaſt an. Jch will
alſobald mit ihm ſprechen, ſagte der
Stadthalter, und eure Sachen in
Ordnung bringen; ſeyd ruhig, meine
Frau, ſagte er zu ihr beym Abſchied
nehmen. Nachher gieng er in die
Kammer, wo Donne Marie,
Donne Pantaſilee und Don
Alonſo waren. Ob er gleich uͤber
ihrer ausnehmenden Schoͤnheit erſtau-
net war, ſo gieng er doch hinein, oh-
ne ſie zu gruͤſſen. Er redete den
Don Alonſo mit einem ernſthaften
Geſichte an: Bekennet alſobald die
Urſach, die euch bewogen hat, den
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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/113>, abgerufen am 17.02.2025.
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