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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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ben. Jch sahe den Don Frances-
co
an, ohne mich davon abhalten zu
können, und ich laß mit Vergnügen
in seinen Augen, daß er mich mit
eben der Lust ansähe. Endlich wur-
de ich durch seine Thränen überwun-
den, durch das Wort, das er[ ]mir
gab, mich zu heyrathen, entschlos-
sen, ich ergab mich ihm. Aber kaum
hatte er das gröste Geschenk, das ich
ihm machen konnte, erhalten, da er
vom Hofe weggieng. Jch erfuhr,
daß er wieder in sein Vaterland ge-
kommen. Urtheilet, in was für ei-
nem Zustande ich mich gebracht fand?
Der einzige Weg, der sich vor mich
schickte, war, mich der Jnfantin zu
Füssen zu werfen, und ihr mein Un-
glück und die Verrätherey, die mir
begegnet war, zu erzehlen. Die
Prinzeßin wurde anfangs unwillig
gegen mich; aber da sie die Briefe,
die er mir geschrieben hatte, durchge-
lesen, und das Versprechen der Ehe,
das er mir gegeben, untersuchet, so
schrieb sie an den König, ihren Bru-

der,

ben. Jch ſahe den Don Franceſ-
co
an, ohne mich davon abhalten zu
koͤnnen, und ich laß mit Vergnuͤgen
in ſeinen Augen, daß er mich mit
eben der Luſt anſaͤhe. Endlich wur-
de ich durch ſeine Thraͤnen uͤberwun-
den, durch das Wort, das er[ ]mir
gab, mich zu heyrathen, entſchloſ-
ſen, ich ergab mich ihm. Aber kaum
hatte er das groͤſte Geſchenk, das ich
ihm machen konnte, erhalten, da er
vom Hofe weggieng. Jch erfuhr,
daß er wieder in ſein Vaterland ge-
kommen. Urtheilet, in was fuͤr ei-
nem Zuſtande ich mich gebracht fand?
Der einzige Weg, der ſich vor mich
ſchickte, war, mich der Jnfantin zu
Fuͤſſen zu werfen, und ihr mein Un-
gluͤck und die Verraͤtherey, die mir
begegnet war, zu erzehlen. Die
Prinzeßin wurde anfangs unwillig
gegen mich; aber da ſie die Briefe,
die er mir geſchrieben hatte, durchge-
leſen, und das Verſprechen der Ehe,
das er mir gegeben, unterſuchet, ſo
ſchrieb ſie an den Koͤnig, ihren Bru-

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[108/0110] ben. Jch ſahe den Don Franceſ- co an, ohne mich davon abhalten zu koͤnnen, und ich laß mit Vergnuͤgen in ſeinen Augen, daß er mich mit eben der Luſt anſaͤhe. Endlich wur- de ich durch ſeine Thraͤnen uͤberwun- den, durch das Wort, das er mir gab, mich zu heyrathen, entſchloſ- ſen, ich ergab mich ihm. Aber kaum hatte er das groͤſte Geſchenk, das ich ihm machen konnte, erhalten, da er vom Hofe weggieng. Jch erfuhr, daß er wieder in ſein Vaterland ge- kommen. Urtheilet, in was fuͤr ei- nem Zuſtande ich mich gebracht fand? Der einzige Weg, der ſich vor mich ſchickte, war, mich der Jnfantin zu Fuͤſſen zu werfen, und ihr mein Un- gluͤck und die Verraͤtherey, die mir begegnet war, zu erzehlen. Die Prinzeßin wurde anfangs unwillig gegen mich; aber da ſie die Briefe, die er mir geſchrieben hatte, durchge- leſen, und das Verſprechen der Ehe, das er mir gegeben, unterſuchet, ſo ſchrieb ſie an den Koͤnig, ihren Bru- der,

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/110>, abgerufen am 23.11.2024.