ben. Jch sahe den Don Frances- co an, ohne mich davon abhalten zu können, und ich laß mit Vergnügen in seinen Augen, daß er mich mit eben der Lust ansähe. Endlich wur- de ich durch seine Thränen überwun- den, durch das Wort, das er[ ]mir gab, mich zu heyrathen, entschlos- sen, ich ergab mich ihm. Aber kaum hatte er das gröste Geschenk, das ich ihm machen konnte, erhalten, da er vom Hofe weggieng. Jch erfuhr, daß er wieder in sein Vaterland ge- kommen. Urtheilet, in was für ei- nem Zustande ich mich gebracht fand? Der einzige Weg, der sich vor mich schickte, war, mich der Jnfantin zu Füssen zu werfen, und ihr mein Un- glück und die Verrätherey, die mir begegnet war, zu erzehlen. Die Prinzeßin wurde anfangs unwillig gegen mich; aber da sie die Briefe, die er mir geschrieben hatte, durchge- lesen, und das Versprechen der Ehe, das er mir gegeben, untersuchet, so schrieb sie an den König, ihren Bru-
der,
ben. Jch ſahe den Don Franceſ- co an, ohne mich davon abhalten zu koͤnnen, und ich laß mit Vergnuͤgen in ſeinen Augen, daß er mich mit eben der Luſt anſaͤhe. Endlich wur- de ich durch ſeine Thraͤnen uͤberwun- den, durch das Wort, das er[ ]mir gab, mich zu heyrathen, entſchloſ- ſen, ich ergab mich ihm. Aber kaum hatte er das groͤſte Geſchenk, das ich ihm machen konnte, erhalten, da er vom Hofe weggieng. Jch erfuhr, daß er wieder in ſein Vaterland ge- kommen. Urtheilet, in was fuͤr ei- nem Zuſtande ich mich gebracht fand? Der einzige Weg, der ſich vor mich ſchickte, war, mich der Jnfantin zu Fuͤſſen zu werfen, und ihr mein Un- gluͤck und die Verraͤtherey, die mir begegnet war, zu erzehlen. Die Prinzeßin wurde anfangs unwillig gegen mich; aber da ſie die Briefe, die er mir geſchrieben hatte, durchge- leſen, und das Verſprechen der Ehe, das er mir gegeben, unterſuchet, ſo ſchrieb ſie an den Koͤnig, ihren Bru-
der,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0110"n="108"/>
ben. Jch ſahe den <hirendition="#fr"><hirendition="#g">Don Franceſ-<lb/>
co</hi></hi> an, ohne mich davon abhalten zu<lb/>
koͤnnen, und ich laß mit Vergnuͤgen<lb/>
in ſeinen Augen, daß er mich mit<lb/>
eben der Luſt anſaͤhe. Endlich wur-<lb/>
de ich durch ſeine Thraͤnen uͤberwun-<lb/>
den, durch das Wort, das er<supplied></supplied>mir<lb/>
gab, mich zu heyrathen, entſchloſ-<lb/>ſen, ich ergab mich ihm. Aber kaum<lb/>
hatte er das groͤſte Geſchenk, das ich<lb/>
ihm machen konnte, erhalten, da er<lb/>
vom Hofe weggieng. Jch erfuhr,<lb/>
daß er wieder in ſein Vaterland ge-<lb/>
kommen. Urtheilet, in was fuͤr ei-<lb/>
nem Zuſtande ich mich gebracht fand?<lb/>
Der einzige Weg, der ſich vor mich<lb/>ſchickte, war, mich der Jnfantin zu<lb/>
Fuͤſſen zu werfen, und ihr mein Un-<lb/>
gluͤck und die Verraͤtherey, die mir<lb/>
begegnet war, zu erzehlen. Die<lb/>
Prinzeßin wurde anfangs unwillig<lb/>
gegen mich; aber da ſie die Briefe,<lb/>
die er mir geſchrieben hatte, durchge-<lb/>
leſen, und das Verſprechen der Ehe,<lb/>
das er mir gegeben, unterſuchet, ſo<lb/>ſchrieb ſie an den Koͤnig, ihren Bru-<lb/><fwtype="catch"place="bottom">der,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[108/0110]
ben. Jch ſahe den Don Franceſ-
co an, ohne mich davon abhalten zu
koͤnnen, und ich laß mit Vergnuͤgen
in ſeinen Augen, daß er mich mit
eben der Luſt anſaͤhe. Endlich wur-
de ich durch ſeine Thraͤnen uͤberwun-
den, durch das Wort, das er mir
gab, mich zu heyrathen, entſchloſ-
ſen, ich ergab mich ihm. Aber kaum
hatte er das groͤſte Geſchenk, das ich
ihm machen konnte, erhalten, da er
vom Hofe weggieng. Jch erfuhr,
daß er wieder in ſein Vaterland ge-
kommen. Urtheilet, in was fuͤr ei-
nem Zuſtande ich mich gebracht fand?
Der einzige Weg, der ſich vor mich
ſchickte, war, mich der Jnfantin zu
Fuͤſſen zu werfen, und ihr mein Un-
gluͤck und die Verraͤtherey, die mir
begegnet war, zu erzehlen. Die
Prinzeßin wurde anfangs unwillig
gegen mich; aber da ſie die Briefe,
die er mir geſchrieben hatte, durchge-
leſen, und das Verſprechen der Ehe,
das er mir gegeben, unterſuchet, ſo
ſchrieb ſie an den Koͤnig, ihren Bru-
der,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/110>, abgerufen am 15.08.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.