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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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der Messe gewesen war, den Don
Francesco
und Don Alonso an-
getroffen, und beschloß, sie nicht aus
dem Gesichte zu verlieren: Sie folgte
ihnen, da sie auf das Unglück, das dem
Don Ferdinand zugestossen war,
in das Wirthshaus liefen. Sie wurde
bestürzt, wie sie dieselben in das Haus,
worin sie eingekehret war, gehen sahe.
Sie wollte vergnügt über ihre Entde-
ckung ihrer Frau geschwinde Nachricht
davon geben; Sie war sich nicht vermu-
then, sie ohne Verstand mit vielen Leu-
ten um ihr anzutreffen, die sich angelegen
seyn liessen, sie wieder zu sich selber zu
bringen. Sie gieng näher hinzu, und
da sie wieder Verstand zu bekommen
schien, so brachte sie sie völlig wieder zu
sich, indem sie ihr ihren gehabten Vor-
fall ganz sachte erzehlte. Sie bezeugte
ihr ihre Freude und Verwunderung,
aber sie sagte mit so grosser Lebhaftigkeit,
daß man dem Hofe davon eilig Nachricht
geben müste, daß der Stadthalter seine
Dienste ihr anboth, und ihr seinen Stand
eröfnete. Da berichtete sie ihm die Be-
fehle, welcher der König gegeben hatte,

um
G 3

der Meſſe geweſen war, den Don
Franceſco
und Don Alonſo an-
getroffen, und beſchloß, ſie nicht aus
dem Geſichte zu verlieren: Sie folgte
ihnen, da ſie auf das Ungluͤck, das dem
Don Ferdinand zugeſtoſſen war,
in das Wirthshaus liefen. Sie wurde
beſtuͤrzt, wie ſie dieſelben in das Haus,
worin ſie eingekehret war, gehen ſahe.
Sie wollte vergnuͤgt uͤber ihre Entde-
ckung ihrer Frau geſchwinde Nachricht
davon geben; Sie war ſich nicht vermu-
then, ſie ohne Verſtand mit vielen Leu-
ten um ihr anzutreffen, die ſich angelegen
ſeyn lieſſen, ſie wieder zu ſich ſelber zu
bringen. Sie gieng naͤher hinzu, und
da ſie wieder Verſtand zu bekommen
ſchien, ſo brachte ſie ſie voͤllig wieder zu
ſich, indem ſie ihr ihren gehabten Vor-
fall ganz ſachte erzehlte. Sie bezeugte
ihr ihre Freude und Verwunderung,
aber ſie ſagte mit ſo groſſer Lebhaftigkeit,
daß man dem Hofe davon eilig Nachricht
geben muͤſte, daß der Stadthalter ſeine
Dienſte ihr anboth, und ihr ſeinen Stand
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[101/0103] der Meſſe geweſen war, den Don Franceſco und Don Alonſo an- getroffen, und beſchloß, ſie nicht aus dem Geſichte zu verlieren: Sie folgte ihnen, da ſie auf das Ungluͤck, das dem Don Ferdinand zugeſtoſſen war, in das Wirthshaus liefen. Sie wurde beſtuͤrzt, wie ſie dieſelben in das Haus, worin ſie eingekehret war, gehen ſahe. Sie wollte vergnuͤgt uͤber ihre Entde- ckung ihrer Frau geſchwinde Nachricht davon geben; Sie war ſich nicht vermu- then, ſie ohne Verſtand mit vielen Leu- ten um ihr anzutreffen, die ſich angelegen ſeyn lieſſen, ſie wieder zu ſich ſelber zu bringen. Sie gieng naͤher hinzu, und da ſie wieder Verſtand zu bekommen ſchien, ſo brachte ſie ſie voͤllig wieder zu ſich, indem ſie ihr ihren gehabten Vor- fall ganz ſachte erzehlte. Sie bezeugte ihr ihre Freude und Verwunderung, aber ſie ſagte mit ſo groſſer Lebhaftigkeit, daß man dem Hofe davon eilig Nachricht geben muͤſte, daß der Stadthalter ſeine Dienſte ihr anboth, und ihr ſeinen Stand eroͤfnete. Da berichtete ſie ihm die Be- fehle, welcher der Koͤnig gegeben hatte, um G 3

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/103>, abgerufen am 22.11.2024.