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Curtius, Ernst: Alterthum und Gegenwart. Gesammelte Reden und Vorträge. Bd. 1. Berlin, 1875.

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V.
Die Kunst der Hellenen.

Je mehr sich die Bildung unserer Zeit in mannigfaltige
Richtungen und Fächer zersplittert, um so dankbarer ehren
wir der hervorragenden Männer Genius, welche die trennen¬
den Schranken siegreich überwinden und das gesammte Geistes¬
leben ihres Volks mit heilsamer Wirkung durchdringen. Zu
ihnen gehört der Mann, dessen Andenken wir heute in ernster
Erhebung feiern. Denn Schinkel verdient nicht bloß unter
unseren größten Baumeistern genannt zu werden und seine
Bedeutung beschränkt sich nicht auf den Ruhm, welchen aus¬
gezeichnete und mannigfache Kunstschöpfungen ihrem Urheber
sichern; er hat in dem vaterländischen Kunstleben eine Rich¬
tung von allgemeiner Wichtigkeit so energisch angebahnt und
so geistvoll vertreten, daß Alle, denen die höheren Interessen
unserer Bildung am Herzen liegen, seinem Genius huldigen
müssen.

Die Ueberzeugung davon allein kann es gewesen sein,
welche die Ordner dieser Feier veranlaßt hat, diesmal den
Festredner außerhalb des Kreises ihrer Kunstgenossen zu suchen,
und die volle Berechtigung jener Ueberzeugung anerkennend,
habe ich die Scheu, vor Künstlern über Kunst zu reden, über¬
wunden, damit ich, so viel an mir liegt, ein entschiedenes und
freudiges Zeugniß ablegte, wie sehr Schinkel's Größe auch
außerhalb des Kreises der Kunstgenossen lebendige Anerkennung

V.
Die Kunſt der Hellenen.

Je mehr ſich die Bildung unſerer Zeit in mannigfaltige
Richtungen und Fächer zerſplittert, um ſo dankbarer ehren
wir der hervorragenden Männer Genius, welche die trennen¬
den Schranken ſiegreich überwinden und das geſammte Geiſtes¬
leben ihres Volks mit heilſamer Wirkung durchdringen. Zu
ihnen gehört der Mann, deſſen Andenken wir heute in ernſter
Erhebung feiern. Denn Schinkel verdient nicht bloß unter
unſeren größten Baumeiſtern genannt zu werden und ſeine
Bedeutung beſchränkt ſich nicht auf den Ruhm, welchen aus¬
gezeichnete und mannigfache Kunſtſchöpfungen ihrem Urheber
ſichern; er hat in dem vaterländiſchen Kunſtleben eine Rich¬
tung von allgemeiner Wichtigkeit ſo energiſch angebahnt und
ſo geiſtvoll vertreten, daß Alle, denen die höheren Intereſſen
unſerer Bildung am Herzen liegen, ſeinem Genius huldigen
müſſen.

Die Ueberzeugung davon allein kann es geweſen ſein,
welche die Ordner dieſer Feier veranlaßt hat, diesmal den
Feſtredner außerhalb des Kreiſes ihrer Kunſtgenoſſen zu ſuchen,
und die volle Berechtigung jener Ueberzeugung anerkennend,
habe ich die Scheu, vor Künſtlern über Kunſt zu reden, über¬
wunden, damit ich, ſo viel an mir liegt, ein entſchiedenes und
freudiges Zeugniß ablegte, wie ſehr Schinkel's Größe auch
außerhalb des Kreiſes der Kunſtgenoſſen lebendige Anerkennung

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[0094] V. Die Kunſt der Hellenen. Je mehr ſich die Bildung unſerer Zeit in mannigfaltige Richtungen und Fächer zerſplittert, um ſo dankbarer ehren wir der hervorragenden Männer Genius, welche die trennen¬ den Schranken ſiegreich überwinden und das geſammte Geiſtes¬ leben ihres Volks mit heilſamer Wirkung durchdringen. Zu ihnen gehört der Mann, deſſen Andenken wir heute in ernſter Erhebung feiern. Denn Schinkel verdient nicht bloß unter unſeren größten Baumeiſtern genannt zu werden und ſeine Bedeutung beſchränkt ſich nicht auf den Ruhm, welchen aus¬ gezeichnete und mannigfache Kunſtſchöpfungen ihrem Urheber ſichern; er hat in dem vaterländiſchen Kunſtleben eine Rich¬ tung von allgemeiner Wichtigkeit ſo energiſch angebahnt und ſo geiſtvoll vertreten, daß Alle, denen die höheren Intereſſen unſerer Bildung am Herzen liegen, ſeinem Genius huldigen müſſen. Die Ueberzeugung davon allein kann es geweſen ſein, welche die Ordner dieſer Feier veranlaßt hat, diesmal den Feſtredner außerhalb des Kreiſes ihrer Kunſtgenoſſen zu ſuchen, und die volle Berechtigung jener Ueberzeugung anerkennend, habe ich die Scheu, vor Künſtlern über Kunſt zu reden, über¬ wunden, damit ich, ſo viel an mir liegt, ein entſchiedenes und freudiges Zeugniß ablegte, wie ſehr Schinkel's Größe auch außerhalb des Kreiſes der Kunſtgenoſſen lebendige Anerkennung

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Zitationshilfe: Curtius, Ernst: Alterthum und Gegenwart. Gesammelte Reden und Vorträge. Bd. 1. Berlin, 1875, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/curtius_alterthum01_1875/94>, abgerufen am 22.12.2024.