Curtius, Ernst: Alterthum und Gegenwart. Gesammelte Reden und Vorträge. Bd. 1. Berlin, 1875.Die öffentliche Pflege von Wissenschaft und Kunst. Kunstschöpfungen mustergültiger Art sind der Vorzug Der Staat wird diese Arbeit um so wirksamer fördern, Bei uns sind größere Schwierigkeiten zu überwinden als Um so mehr wird der Staat es sich angelegen sein lassen, Curtius, Alterthum. 9
Die öffentliche Pflege von Wiſſenſchaft und Kunſt. Kunſtſchöpfungen muſtergültiger Art ſind der Vorzug Der Staat wird dieſe Arbeit um ſo wirkſamer fördern, Bei uns ſind größere Schwierigkeiten zu überwinden als Um ſo mehr wird der Staat es ſich angelegen ſein laſſen, Curtius, Alterthum. 9
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Die öffentliche Pflege von Wiſſenſchaft und Kunſt.
Kunſtſchöpfungen muſtergültiger Art ſind der Vorzug
begünſtigter Zeiten und die einmal vorhandenen gelten mit
Recht als Schätze der Menſchheit. Ihre Wiſſenſchaft muß
aber jede Zeit haben; die Wiſſenſchaft iſt in viel höherem
Grade, als es im Alterthum der Fall war, ein Gemeingut
geworden, ein Zug des Volks, und der Staat kann nicht um¬
hin, die Arbeit der Gedanken, an welcher in verſchiedenſter
Form die Beſten ſeiner Angehörigen Theil nehmen, als ſeine
edelſte Kraftquelle anzuerkennen. Denn er iſt ſich bewußt, daß
dieſe Arbeit das Volk geſund erhält und ſeine Leiſtungsfähig¬
keit ununterbrochen ſteigert, während träge Genußſucht an
ſeinem Marke zehrt und jede Staatsgemeinſchaft unvermeid¬
lich zu Grunde richtet.
Der Staat wird dieſe Arbeit um ſo wirkſamer fördern,
je mehr er, dem helleniſchen Grundſatze folgend, alle fremden
Ziele fernhält, der Kraft des Guten im Menſchen vertraut
und nur die Hemmniſſe zu beſeitigen ſucht, welche ihrer freien
Entwickelung entgegen wirken.
Bei uns ſind größere Schwierigkeiten zu überwinden als
in dem Lande, wo Kunſt und Wiſſenſchaft zu Hauſe ſind, und
was dort die natürliche Gunſt der Verhältniſſe gewährte,
muß vielfach durch künſtliche Veranſtaltung erſetzt werden.
Das Leben iſt mühſeliger und hängt ſich mit ſeiner Sorgen¬
laſt an die Menſchenſeele, wenn ſie zu freiem Aufſchwunge die
Flügel regt. Die Muße iſt für die, welche ihrer am meiſten
bedürfen, ein ſchwer zu gewinnendes Gut und der zu über¬
wältigende Arbeitsſtoff wird immer unermeßlicher.
Um ſo mehr wird der Staat es ſich angelegen ſein laſſen,
den geiſtig Arbeitenden des Lebens Laſt zu erleichtern und
die Sorge zu verſcheuchen, damit ſie mit der Freude des
Geiſtes, ohne welche nichts Schönes geſchaffen werden kann,
wirken können, damit die, welche das Volk lehren und ſein
geiſtiges Kapital mehren, im öffentlichen Leben die ihrer Be¬
deutung entſprechende Stellung einnehmen und offenkundiges
Zeugniß ablegen, wie man im Staate die geiſtigen Güter zu
ſchätzen wiſſe.
Curtius, Alterthum. 9
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