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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
und misset ihnen solche Wissenschafft zu/ die sie aus dem blossen We-
sen der Natur keines weges haben erlangen können. Das solte nu
nicht seyn/ sondern man solte es in solchem/ da Plato muß stille hal-
ten/ da der Aristoteles muß schweigen/ und Pythagoras nichts fin-
den oder erfinden kan/ bey dem bleiben lassen/ was hier stehet/ in dem
Haggai sagt: So spricht der Herr Zebaoth, O wolte
Gott/
daß sich iederman hierein schickte/ und willig ergebe! so wür-
de alsdenn mancher Jrrthumb verschwinden/ oder niemals auff die
Bahn gebracht werden.

Darnach ist zu mercken/ daß man denen Predigten der Pro-2.
pheten sol Forge leisten/ und ihren Ermahnungen nachleben. War-
umb das? möchte iemand fragen. Antwort: Je darumb/ daß sie
Gottes Wort haben. Jst aber in Warheit zu beklagen/ daß dieses
Wort so wenig in der Welt gilt/ da doch mancher schnöder Mensch
mit seinem unnützen Gewäsche durchdringet/ und so viel zu wege brin-
get/ daß sein Wort muß gelten. Erbärmlich lautet es/ wenn der
Mann Gottes Esaias im 53. Capitel seiner Weissagung (v. 1.) kla-Es. 53. v. 1.
get/ und saget: Wer gläubet unser Predigt/ und wem wird
der Arm des Herrn offenbahret?
Aber GOTT der Herr
wirds wol mit der That beweisen/ daß sein Wort sey wie ein
Fewer/ und wie ein Hammer/ der Felsen zerschmeisst/
Jer.Jer. 23. v. 29.
23. v. 29. Wol dem/ der ihm lesset einreden/ und dem Munde des
Herrn Gehorsam leistet.

Vors Andere/ folget im Text/ Judaeorum oppositio: derII.
Judaeorum
oppositio.

Jüden Gegensatz und Einwurff/ denen der Geist Gottes durch
den Propheten Haggai ihre Ausflucht dergestalt vorrücket:
Dis Volck spricht/ Die Zeit ist noch nicht da/ daß man des
Herrn Haus bawe.
Es spricht zwar Salomo: Mei-
nest du auch/ daß GOtt auff Erden wohne? Siehe der
Himmel/ und aller Himmel Himmel mögen dich nicht ver-
sorgen/
1. Reg. 8. v. 27. Dahin gehet Stephanus/ welcher sagt:1. Reg. 8.
v.
27.

Der
E

Vber den Propheten Haggai.
und miſſet ihnen ſolche Wiſſenſchafft zu/ die ſie aus dem bloſſen We-
ſen der Natur keines weges haben erlangen koͤnnen. Das ſolte nu
nicht ſeyn/ ſondern man ſolte es in ſolchem/ da Plato muß ſtille hal-
ten/ da der Ariſtoteles muß ſchweigen/ und Pythagoras nichts fin-
den oder erfinden kan/ bey dem bleiben laſſen/ was hier ſtehet/ in dem
Haggai ſagt: So ſpricht der Herr Zebaoth, O wolte
Gott/
daß ſich iederman hierein ſchickte/ und willig ergebe! ſo wür-
de alsdenn mancher Jrrthumb verſchwinden/ oder niemals auff die
Bahn gebracht werden.

Darnach iſt zu mercken/ daß man denen Predigten der Pro-2.
pheten ſol Forge leiſten/ und ihren Ermahnungen nachleben. War-
umb das? moͤchte iemand fragen. Antwort: Je darumb/ daß ſie
Gottes Wort haben. Jſt aber in Warheit zu beklagen/ daß dieſes
Wort ſo wenig in der Welt gilt/ da doch mancher ſchnoͤder Menſch
mit ſeinem unnuͤtzen Gewaͤſche durchdringet/ uñ ſo viel zu wege brin-
get/ daß ſein Wort muß gelten. Erbaͤrmlich lautet es/ wenn der
Mann Gottes Eſaias im 53. Capitel ſeiner Weiſſagung (v. 1.) kla-Eſ. 53. v. 1.
get/ und ſaget: Wer glaͤubet unſer Predigt/ und wem wird
der Arm des Herrn offenbahret?
Aber GOTT der Herr
wirds wol mit der That beweiſen/ daß ſein Wort ſey wie ein
Fewer/ und wie ein Hammer/ der Felſen zerſchmeiſſt/
Jer.Jer. 23. v. 29.
23. v. 29. Wol dem/ der ihm leſſet einreden/ und dem Munde des
Herrn Gehorſam leiſtet.

Vors Andere/ folget im Text/ Judæorum oppoſitio: derII.
Judæorum
oppoſitio.

Juͤden Gegenſatz und Einwurff/ denen der Geiſt Gottes durch
den Propheten Haggai ihre Ausflucht dergeſtalt vorruͤcket:
Dis Volck ſpricht/ Die Zeit iſt noch nicht da/ daß man des
Herrn Haus bawe.
Es ſpricht zwar Salomo: Mei-
neſt du auch/ daß GOtt auff Erden wohne? Siehe der
Himmel/ und aller Himmel Himmel moͤgen dich nicht ver-
ſorgen/
1. Reg. 8. v. 27. Dahin gehet Stephanus/ welcher ſagt:1. Reg. 8.
v.
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[33/0053] Vber den Propheten Haggai. und miſſet ihnen ſolche Wiſſenſchafft zu/ die ſie aus dem bloſſen We- ſen der Natur keines weges haben erlangen koͤnnen. Das ſolte nu nicht ſeyn/ ſondern man ſolte es in ſolchem/ da Plato muß ſtille hal- ten/ da der Ariſtoteles muß ſchweigen/ und Pythagoras nichts fin- den oder erfinden kan/ bey dem bleiben laſſen/ was hier ſtehet/ in dem Haggai ſagt: So ſpricht der Herr Zebaoth, O wolte Gott/ daß ſich iederman hierein ſchickte/ und willig ergebe! ſo wür- de alsdenn mancher Jrrthumb verſchwinden/ oder niemals auff die Bahn gebracht werden. Darnach iſt zu mercken/ daß man denen Predigten der Pro- pheten ſol Forge leiſten/ und ihren Ermahnungen nachleben. War- umb das? moͤchte iemand fragen. Antwort: Je darumb/ daß ſie Gottes Wort haben. Jſt aber in Warheit zu beklagen/ daß dieſes Wort ſo wenig in der Welt gilt/ da doch mancher ſchnoͤder Menſch mit ſeinem unnuͤtzen Gewaͤſche durchdringet/ uñ ſo viel zu wege brin- get/ daß ſein Wort muß gelten. Erbaͤrmlich lautet es/ wenn der Mann Gottes Eſaias im 53. Capitel ſeiner Weiſſagung (v. 1.) kla- get/ und ſaget: Wer glaͤubet unſer Predigt/ und wem wird der Arm des Herrn offenbahret? Aber GOTT der Herr wirds wol mit der That beweiſen/ daß ſein Wort ſey wie ein Fewer/ und wie ein Hammer/ der Felſen zerſchmeiſſt/ Jer. 23. v. 29. Wol dem/ der ihm leſſet einreden/ und dem Munde des Herrn Gehorſam leiſtet. 2. Eſ. 53. v. 1. Jer. 23. v. 29. Vors Andere/ folget im Text/ Judæorum oppoſitio: der Juͤden Gegenſatz und Einwurff/ denen der Geiſt Gottes durch den Propheten Haggai ihre Ausflucht dergeſtalt vorruͤcket: Dis Volck ſpricht/ Die Zeit iſt noch nicht da/ daß man des Herrn Haus bawe. Es ſpricht zwar Salomo: Mei- neſt du auch/ daß GOtt auff Erden wohne? Siehe der Himmel/ und aller Himmel Himmel moͤgen dich nicht ver- ſorgen/ 1. Reg. 8. v. 27. Dahin gehet Stephanus/ welcher ſagt: Der II. Judæorum oppoſitio. 1. Reg. 8. v. 27. E

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/53>, abgerufen am 22.11.2024.