Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Die andere Predigt/ ben/ es sol also/ und nicht anders gehalten werden. Dis sehen wirwol an jenem Ertzschencken/ dem Schnarcher/ welcher dem Könige Hißkiae sagen ließ: So spricht der grosse König/ der König von Assyrien. Was ist das für ein Trotz/ dar- auff du dich verlessest? Meinest du/ es sey noch Rath/ und 2. Reg. 18. v. 19.Macht zu streiten? 2. Reg. 18. v. 19. Dis kam her aus mensch- licher Einbildung/ und weisete auff einen schändlichen Hochmuth. Aber was ist doch der Mensch/ die Wasserblase? Was ists/ daß ein Erdenkloß/ ja ein stinckender Koth/ so gar hoch wil gehalten seyn/ und andere Leute pochen? Nun wir lassen fahren solche hochtra- bende und unnütze Reden: im Gegentheil lassen wirs uns gesagt seyn/ daß allhier der Herr Zebaoth redet/ dem es an Gewalt nicht fehlet/ gegen welchem zu rechnen Nebucadnezar mit aller sei- ner Macht/ wie ein Schärfflein ist/ so in der Wage bleibet/ Es. 40. v. 15.und wie ein Stäublein/ Esa. 40. v. 15. Legt demnach der Mann Gottes Haggai einen statlichen Grund zu seinem Anbringen/ und hat für sich seinen gewissen Beruff. Es darff an seiner Weissa- gung niemand zweifeln/ weil sie ihm ist von Gott eingegeben/ welcher die Warheit selber ist. l. Behaltet hieraus Anfangs/ daß ein mercklicher Vnter- und
Die andere Predigt/ ben/ es ſol alſo/ und nicht anders gehalten werden. Dis ſehen wirwol an jenem Ertzſchencken/ dem Schnarcher/ welcher dem Koͤnige Hißkiæ ſagen ließ: So ſpricht der groſſe Koͤnig/ der Koͤnig von Aſſyrien. Was iſt das fuͤr ein Trotz/ dar- auff du dich verleſſeſt? Meineſt du/ es ſey noch Rath/ und 2. Reg. 18. v. 19.Macht zu ſtreiten? 2. Reg. 18. v. 19. Dis kam her aus menſch- licher Einbildung/ und weiſete auff einen ſchaͤndlichen Hochmuth. Aber was iſt doch der Menſch/ die Waſſerblaſe? Was iſts/ daß ein Erdenkloß/ ja ein ſtinckender Koth/ ſo gar hoch wil gehalten ſeyn/ und andere Leute pochen? Nun wir laſſen fahren ſolche hochtra- bende und unnütze Reden: im Gegentheil laſſen wirs uns geſagt ſeyn/ daß allhier der Herr Zebaoth redet/ dem es an Gewalt nicht fehlet/ gegen welchem zu rechnen Nebucadnezar mit aller ſei- ner Macht/ wie ein Schaͤrfflein iſt/ ſo in der Wage bleibet/ Eſ. 40. v. 15.und wie ein Staͤublein/ Eſa. 40. v. 15. Legt demnach der Mann Gottes Haggai einen ſtatlichen Grund zu ſeinem Anbringen/ und hat fuͤr ſich ſeinen gewiſſen Beruff. Es darff an ſeiner Weiſſa- gung niemand zweifeln/ weil ſie ihm iſt von Gott eingegeben/ welcher die Warheit ſelber iſt. l. Behaltet hieraus Anfangs/ daß ein mercklicher Vnter- und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0052" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die andere Predigt/</hi></fw><lb/> ben/ es ſol alſo/ und nicht anders gehalten werden. Dis ſehen wir<lb/> wol an jenem <hi rendition="#fr">Ertzſchencken/ dem Schnarcher/ welcher dem<lb/> Koͤnige Hißki<hi rendition="#aq">æ</hi> ſagen ließ: So ſpricht der groſſe Koͤnig/<lb/> der Koͤnig von Aſſyrien. Was iſt das fuͤr ein Trotz/ dar-<lb/> auff du dich verleſſeſt? Meineſt du/ es ſey noch Rath/ und</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i">2. <hi rendition="#aq">Reg. 18.<lb/> v.</hi> 19.</hi></note><hi rendition="#fr">Macht zu ſtreiten?</hi> 2. Reg. 18. v. 19. Dis kam her aus menſch-<lb/> licher Einbildung/ und weiſete auff einen ſchaͤndlichen Hochmuth.<lb/> Aber was iſt doch der Menſch/ die Waſſerblaſe? Was iſts/ daß ein<lb/> Erdenkloß/ ja ein ſtinckender Koth/ ſo gar hoch wil gehalten ſeyn/<lb/> und andere Leute pochen? Nun wir laſſen fahren ſolche hochtra-<lb/> bende und unnütze Reden: im Gegentheil laſſen wirs uns geſagt<lb/> ſeyn/ daß allhier der <hi rendition="#fr"><hi rendition="#k">Herr</hi> Zebaoth</hi> redet/ dem es an Gewalt<lb/> nicht fehlet/ gegen welchem zu rechnen <hi rendition="#fr">Nebucadnezar</hi> mit aller ſei-<lb/> ner Macht/ <hi rendition="#fr">wie ein Schaͤrfflein iſt/ ſo in der Wage bleibet/</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Eſ. 40. v.</hi> 15.</hi></note><hi rendition="#fr">und wie ein Staͤublein/</hi> Eſa. 40. v. 15. Legt demnach der Mann<lb/> Gottes Haggai einen ſtatlichen Grund zu ſeinem Anbringen/ und<lb/> hat fuͤr ſich ſeinen gewiſſen Beruff. Es darff an ſeiner Weiſſa-<lb/> gung niemand zweifeln/ weil ſie ihm iſt von Gott eingegeben/ welcher<lb/><hi rendition="#fr">die Warheit ſelber iſt.</hi></p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">USUS</hi></hi><lb/> l.</hi> </note> <p><hi rendition="#fr">Behaltet hieraus Anfangs/</hi> daß ein mercklicher Vnter-<lb/> ſcheid ſey zwiſchen heiliger Goͤttlicher Schrifft/ und andern Buͤ-<lb/> chern: zwiſchen Gottes Wort/ und menſchlichen Reden. Dis wird<lb/> von vielen nicht recht erwogen/ dannenhero die Spruͤche der heyd-<lb/> niſchen Scribenten/ die zwar an ihrem Ort nicht zu verachten ſind/<lb/> offt dem Ausſpruche des heiligen Geiſtes werden vorgezogen/ nicht<lb/> anders/ als koͤnte man dadurch zur Seligkeit erbawer werden/ da<lb/> doch die Heyden mit aller ihrer Weisheit im geriugſten nicht hierzu<lb/> dienen. <hi rendition="#aq">Epiphanius</hi> ſchreibet <hi rendition="#aq">Hæreſi</hi> 27. daß die alten Ketzer<lb/><hi rendition="#aq">Carpocratitæ</hi> genant/ unter andern Contrafacturen auch die Bil-<lb/> der <hi rendition="#aq">Platonis, Ariſtotelis</hi> und <hi rendition="#aq">Pythagoræ</hi> hoch gehalten/ welche ſie<lb/> angebetet/ und verehret haben. Zu unſer Zeit beret man zwar der-<lb/> gleichen Leute nicht an/ man hebt ſie aber ſonſt bißweilen zu hoch/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0052]
Die andere Predigt/
ben/ es ſol alſo/ und nicht anders gehalten werden. Dis ſehen wir
wol an jenem Ertzſchencken/ dem Schnarcher/ welcher dem
Koͤnige Hißkiæ ſagen ließ: So ſpricht der groſſe Koͤnig/
der Koͤnig von Aſſyrien. Was iſt das fuͤr ein Trotz/ dar-
auff du dich verleſſeſt? Meineſt du/ es ſey noch Rath/ und
Macht zu ſtreiten? 2. Reg. 18. v. 19. Dis kam her aus menſch-
licher Einbildung/ und weiſete auff einen ſchaͤndlichen Hochmuth.
Aber was iſt doch der Menſch/ die Waſſerblaſe? Was iſts/ daß ein
Erdenkloß/ ja ein ſtinckender Koth/ ſo gar hoch wil gehalten ſeyn/
und andere Leute pochen? Nun wir laſſen fahren ſolche hochtra-
bende und unnütze Reden: im Gegentheil laſſen wirs uns geſagt
ſeyn/ daß allhier der Herr Zebaoth redet/ dem es an Gewalt
nicht fehlet/ gegen welchem zu rechnen Nebucadnezar mit aller ſei-
ner Macht/ wie ein Schaͤrfflein iſt/ ſo in der Wage bleibet/
und wie ein Staͤublein/ Eſa. 40. v. 15. Legt demnach der Mann
Gottes Haggai einen ſtatlichen Grund zu ſeinem Anbringen/ und
hat fuͤr ſich ſeinen gewiſſen Beruff. Es darff an ſeiner Weiſſa-
gung niemand zweifeln/ weil ſie ihm iſt von Gott eingegeben/ welcher
die Warheit ſelber iſt.
2. Reg. 18.
v. 19.
Eſ. 40. v. 15.
Behaltet hieraus Anfangs/ daß ein mercklicher Vnter-
ſcheid ſey zwiſchen heiliger Goͤttlicher Schrifft/ und andern Buͤ-
chern: zwiſchen Gottes Wort/ und menſchlichen Reden. Dis wird
von vielen nicht recht erwogen/ dannenhero die Spruͤche der heyd-
niſchen Scribenten/ die zwar an ihrem Ort nicht zu verachten ſind/
offt dem Ausſpruche des heiligen Geiſtes werden vorgezogen/ nicht
anders/ als koͤnte man dadurch zur Seligkeit erbawer werden/ da
doch die Heyden mit aller ihrer Weisheit im geriugſten nicht hierzu
dienen. Epiphanius ſchreibet Hæreſi 27. daß die alten Ketzer
Carpocratitæ genant/ unter andern Contrafacturen auch die Bil-
der Platonis, Ariſtotelis und Pythagoræ hoch gehalten/ welche ſie
angebetet/ und verehret haben. Zu unſer Zeit beret man zwar der-
gleichen Leute nicht an/ man hebt ſie aber ſonſt bißweilen zu hoch/
und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |