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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
es müste derselbige nicht auff Gleißnerey und Scheinheiligkeit beru-
hen/ sondern freywillig/ und beständig seyn. Das Volck muß sich
recht geschickt antreffen lassen/ dem HErrn zu dienen/ und auff sei-
nem Religions-Eyfer verharten. Wer solcher Andacht ergeben
ist/ der verrichtet einen wahren Gottesdienst/ und hat zu gewarten/
daß ihn GOtt ie mehr und mehr mit den Gaben des heiligen Geistes
zieren und krönen werde/ nach dem Fürbilde der Seulen Sa-
lomonis/ auff weichen es oben stund wie Rosen.

1. Reg. 7, 22.

Jch kan fast nicht ersinnen/ was sich besser auff unsern Zweck
reimen könte. Haggai ist seinem Nahmen nach/ ein Feyrer o-
der Fest-Prophet: Er bewelsets auch mit der That/ indem er die
Fortstellung des Tempelbawes fleissig treibet/ und kurtzumb haben
will/ daß man dem HErrn sein Hauß wieder soll auffrichten und
verfertigen. Er lesset es nicht fehlen an Bereitung der Gemüther/
sondern unterweiset seine Zuhörer/ zeiget auch an/ worinnen der rech-
te Gottesdienst stehe/ und wie man von gantzem Hertzen dem HErrn
müste nachwandeln/ wenn man demselbigen dienen wolte. Er
lässet es nicht mangeln an Stärckung und Tröstung der Kleinmü-
thigen. Was er aus Eingeben des heiligen Geistes redet und vor-
bringet/ das weißer statlich zubehäupten/ und mit unwiedertreibli-
chen Gründen zubefestigen.

Nachdem er aber vom Tempel zu predigen auffgehöret
und seinen Lehr-Baw vollendet hat/ so richtet er auch gleichsam
zwo Seulen auff/
eine zur Lincken/ die ander zur Rechten: die
Seule zur Lincken
ist die scharff Drewung/ darinnen den mäch-
tigen Königreichen der Heyden ihr Vntergang wird verkündiget/
davon unlängst gehandelt worden. Die Seule zur Rechten
ist die noch übrige süsse Verheissung/ in welcher der grundgütige
GOtt verspricht/ wie er des Serubabels sich mit Gnaden anneh-
men/ ihn väterlich stärcken und erhalten wolle. Diß heisset eitel
Rosen reden
und mit schönen Granat-Aepffeln die geist-
liche Seule zieren/
massen gewißsehr anmuthig ist/ daß diese gan-

tze Weis-

Vber den Propheten Haggai.
es muͤſte derſelbige nicht auff Gleißnerey und Scheinheiligkeit beru-
hen/ ſondern freywillig/ und beſtändig ſeyn. Das Volck muß ſich
recht geſchickt antreffen laſſen/ dem HErrn zu dienen/ und auff ſei-
nem Religions-Eyfer verharten. Wer ſolcher Andacht ergeben
iſt/ der verrichtet einen wahren Gottesdienſt/ und hat zu gewarten/
daß ihn GOtt ie mehr und mehr mit den Gaben des heiligen Geiſtes
zieren und kroͤnen werde/ nach dem Fuͤrbilde der Seulen Sa-
lomonis/ auff weichen es oben ſtund wie Roſen.

1. Reg. 7, 22.

Jch kan faſt nicht erſinnen/ was ſich beſſer auff unſern Zweck
reimen koͤnte. Haggai iſt ſeinem Nahmen nach/ ein Feyrer o-
der Feſt-Prophet: Er bewelſets auch mit der That/ indem er die
Fortſtellung des Tempelbawes fleiſſig treibet/ und kurtzumb haben
will/ daß man dem HErrn ſein Hauß wieder ſoll auffrichten und
verfertigen. Er leſſet es nicht fehlen an Bereitung der Gemuͤther/
ſondern unterweiſet ſeine Zuhoͤrer/ zeiget auch an/ worinnẽ der rech-
te Gottesdienſt ſtehe/ und wie man von gantzem Hertzẽ dem HErrn
muͤſte nachwandeln/ wenn man demſelbigen dienen wolte. Er
laͤſſet es nicht mangeln an Staͤrckung und Troͤſtung der Kleinmuͤ-
thigen. Was er aus Eingeben des heiligen Geiſtes redet und vor-
bringet/ das weißer ſtatlich zubehaͤupten/ und mit unwiedertreibli-
chen Gruͤnden zubefeſtigen.

Nachdem er aber vom Tempel zu predigen auffgehoͤret
und ſeinen Lehr-Baw vollendet hat/ ſo richtet er auch gleichſam
zwo Seulen auff/
eine zur Lincken/ die ander zur Rechten: die
Seule zur Lincken
iſt die ſcharff Drewung/ darinnen den maͤch-
tigen Koͤnigreichen der Heyden ihr Vntergang wird verkuͤndiget/
davon unlängſt gehandelt worden. Die Seule zur Rechten
iſt die noch uͤbrige ſuͤſſe Verheiſſung/ in welcher der grundguͤtige
GOtt verſpricht/ wie er des Serubabels ſich mit Gnaden anneh-
men/ ihn vaͤterlich ſtärcken und erhalten wolle. Diß heiſſet eitel
Roſen reden
und mit ſchoͤnen Granat-Aepffeln die geiſt-
liche Seule zieren/
maſſen gewißſehr anmuthig iſt/ daß dieſe gan-

tze Weiſ-
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[287/0307] Vber den Propheten Haggai. es muͤſte derſelbige nicht auff Gleißnerey und Scheinheiligkeit beru- hen/ ſondern freywillig/ und beſtändig ſeyn. Das Volck muß ſich recht geſchickt antreffen laſſen/ dem HErrn zu dienen/ und auff ſei- nem Religions-Eyfer verharten. Wer ſolcher Andacht ergeben iſt/ der verrichtet einen wahren Gottesdienſt/ und hat zu gewarten/ daß ihn GOtt ie mehr und mehr mit den Gaben des heiligen Geiſtes zieren und kroͤnen werde/ nach dem Fuͤrbilde der Seulen Sa- lomonis/ auff weichen es oben ſtund wie Roſen. Jch kan faſt nicht erſinnen/ was ſich beſſer auff unſern Zweck reimen koͤnte. Haggai iſt ſeinem Nahmen nach/ ein Feyrer o- der Feſt-Prophet: Er bewelſets auch mit der That/ indem er die Fortſtellung des Tempelbawes fleiſſig treibet/ und kurtzumb haben will/ daß man dem HErrn ſein Hauß wieder ſoll auffrichten und verfertigen. Er leſſet es nicht fehlen an Bereitung der Gemuͤther/ ſondern unterweiſet ſeine Zuhoͤrer/ zeiget auch an/ worinnẽ der rech- te Gottesdienſt ſtehe/ und wie man von gantzem Hertzẽ dem HErrn muͤſte nachwandeln/ wenn man demſelbigen dienen wolte. Er laͤſſet es nicht mangeln an Staͤrckung und Troͤſtung der Kleinmuͤ- thigen. Was er aus Eingeben des heiligen Geiſtes redet und vor- bringet/ das weißer ſtatlich zubehaͤupten/ und mit unwiedertreibli- chen Gruͤnden zubefeſtigen. Nachdem er aber vom Tempel zu predigen auffgehoͤret und ſeinen Lehr-Baw vollendet hat/ ſo richtet er auch gleichſam zwo Seulen auff/ eine zur Lincken/ die ander zur Rechten: die Seule zur Lincken iſt die ſcharff Drewung/ darinnen den maͤch- tigen Koͤnigreichen der Heyden ihr Vntergang wird verkuͤndiget/ davon unlängſt gehandelt worden. Die Seule zur Rechten iſt die noch uͤbrige ſuͤſſe Verheiſſung/ in welcher der grundguͤtige GOtt verſpricht/ wie er des Serubabels ſich mit Gnaden anneh- men/ ihn vaͤterlich ſtärcken und erhalten wolle. Diß heiſſet eitel Roſen reden und mit ſchoͤnen Granat-Aepffeln die geiſt- liche Seule zieren/ maſſen gewißſehr anmuthig iſt/ daß dieſe gan- tze Weiſ-

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/307>, abgerufen am 25.11.2024.