Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Die erste Predigt/ Man bringe es so weit/ als es durch gebührenden Fleiß[/] und ordent-liche M[i]ttel zu bringen ist. Jnsonderheit sol die studierende Ju- gend/ die dermal eins Gott dem Herrn in Kirchen oder Schu- len/ nach dessen Schickung/ zu dienen gesinnet ist[/] solche Büchlein fl[ei]ss[i]g lesen/ darinnen die Biblische Zeit Rechnungen kürtzlich und einfältig entworffen sind/ schadet auch nicht/ wenn sie ihr den Com- putum Ecclesiasticum, das ist/ die Weise auszurechnen/ wenn die bewegliche Fest Tage gefallen/ und [fe]yerlich zu begehen sind/ wie viel man in diesem Jahr Sontage habe/ nach dem Fest der Erscheinung Christi/ oder der heiligen drey König Tag/ ingleichen nach dem Fest der Heiligen Dreyfaltigkeit biß auff den Advent/ und was so[n]st dar zu gehöret/ bey zeiten b[e]kant machet. Aber hieran fehletes gar sehr/ in dem bey ihrer vielen der C[i]sio Janus, der hiebe- vor auch denen Knaben in den Particular-Schulen sehr geleufftig gewesen/ gantz in ein Vergessen gestellet. Allermeist würde dieser Mangel gespüret werden/ wenn die Astrolog[i] keine Calender m[e]hr zum Druck verfertigten/ da würde es traun Jerungen und Verwir- rungen gnug geben/ da würde ma[n]cher bek agen/ daß er in seinen jun- gen Jahren gar nichts hiervon gelernet/ oder die Gelegenheit das nöthigste zu begreiffen muthwillig verseumet hette; Ja da würde es recht heissen: In tempore vivimus, &, quid sit tempus ignora- mus, das ist: Wir leben in der Zeit/ und wissen nicht welche Zeit itzo sey. Drittens haben wir zu mercken/ wie es komme/ daß offe ein der
Die erſte Predigt/ Man bringe es ſo weit/ als es durch gebuͤhrenden Fleiß[/] und ordent-liche M[i]ttel zu bringen iſt. Jnſonderheit ſol die ſtudierende Ju- gend/ die dermal eins Gott dem Herrn in Kirchen oder Schu- len/ nach deſſen Schickung/ zu dienen geſinnet iſt[/] ſolche Buͤchlein fl[ei]ſſ[i]g leſen/ darinnen die Bibliſche Zeit Rechnungen kuͤrtzlich und einfaͤltig entworffen ſind/ ſchadet auch nicht/ wenn ſie ihr den Com- putum Eccleſiaſticum, das iſt/ die Weiſe auszurechnen/ wenn die bewegliche Feſt Tage gefallen/ und [fe]yerlich zu begehen ſind/ wie viel man in dieſem Jahr Sontage habe/ nach dem Feſt der Erſcheinung Chriſti/ oder der heiligen drey Koͤnig Tag/ ingleichen nach dem Feſt der Heiligen Dreyfaltigkeit biß auff den Advent/ und was ſo[n]ſt dar zu gehoͤret/ bey zeiten b[e]kant machet. Aber hieran fehletes gar ſehr/ in dem bey ihrer vielen der C[i]ſio Janus, der hiebe- vor auch denen Knaben in den Particular-Schulen ſehr geleufftig geweſen/ gantz in ein Vergeſſen geſtellet. Allermeiſt wuͤrde dieſer Mangel geſpuͤret werden/ wenn die Aſtrolog[i] keine Calender m[e]hr zum Druck verfertigten/ da wuͤrde es traun Jerungen und Verwir- rungen gnug geben/ da wuͤrde ma[n]cher bek agen/ daß er in ſeinen jun- gen Jahren gar nichts hiervon gelernet/ oder die Gelegenheit das noͤthigſte zu begreiffen muthwillig verſeumet hette; Ja da wuͤrde es recht heiſſen: In tempore vivimus, &, quid ſit tempus ignora- mus, das iſt: Wir leben in der Zeit/ und wiſſen nicht welche Zeit itzo ſey. Drittens haben wir zu mercken/ wie es komme/ daß offe ein der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0030" n="10"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die erſte Predigt/</hi></fw><lb/> Man bringe es ſo weit/ als es durch gebuͤhrenden Fleiß<supplied>/</supplied> und ordent-<lb/> liche M<supplied>i</supplied>ttel zu bringen iſt. Jnſonderheit ſol die ſtudierende Ju-<lb/> gend/ die dermal eins Gott dem <hi rendition="#k">Herrn</hi> in Kirchen oder Schu-<lb/> len/ nach deſſen Schickung/ zu dienen geſinnet iſt<supplied>/</supplied> ſolche Buͤchlein<lb/> fl<supplied>ei</supplied>ſſ<supplied>i</supplied>g leſen/ darinnen die Bibliſche Zeit Rechnungen kuͤrtzlich und<lb/> einfaͤltig entworffen ſind/ ſchadet auch nicht/ wenn ſie ihr den <hi rendition="#aq">Com-<lb/> putum Eccleſiaſticum,</hi> das iſt/ die Weiſe auszurechnen/ wenn die<lb/> bewegliche Feſt Tage gefallen/ und <supplied>fe</supplied>yerlich zu begehen ſind/ wie viel<lb/> man in dieſem Jahr Sontage habe/ nach dem Feſt der Erſcheinung<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#k">Chr</hi>iſti/</hi> oder der heiligen <hi rendition="#fr">drey Koͤnig Tag/</hi> ingleichen nach<lb/> dem Feſt der <hi rendition="#fr">Heiligen Dreyfaltigkeit</hi> biß auff den <hi rendition="#fr">Advent/</hi> und<lb/> was ſo<supplied>n</supplied>ſt dar zu gehoͤret/ bey zeiten b<supplied>e</supplied>kant machet. Aber hieran<lb/> fehletes gar ſehr/ in dem bey ihrer vielen der <hi rendition="#aq">C<supplied>i</supplied>ſio Janus,</hi> der hiebe-<lb/> vor auch denen Knaben in den Particular-Schulen ſehr geleufftig<lb/> geweſen/ gantz in ein Vergeſſen geſtellet. Allermeiſt wuͤrde dieſer<lb/> Mangel geſpuͤret werden/ wenn die <hi rendition="#aq">Aſtrolog<supplied>i</supplied></hi> keine Calender m<supplied>e</supplied>hr<lb/> zum Druck verfertigten/ da wuͤrde es traun Jerungen und Verwir-<lb/> rungen gnug geben/ da wuͤrde ma<supplied>n</supplied>cher bek agen/ daß er in ſeinen jun-<lb/> gen Jahren gar nichts hiervon gelernet/ oder die Gelegenheit das<lb/> noͤthigſte zu begreiffen muthwillig verſeumet hette; Ja da wuͤrde<lb/> es recht heiſſen: <hi rendition="#aq">In tempore vivimus, &, quid ſit tempus ignora-<lb/> mus,</hi> das iſt: <hi rendition="#fr">Wir leben in der Zeit/ und wiſſen nicht welche<lb/> Zeit itzo ſey.</hi></p><lb/> <note place="left">3.</note> <p><hi rendition="#fr">Drittens</hi> haben wir zu mercken/ wie es komme/ daß offe ein<lb/> gutes Werck verhindert wird/ und warumb Gott ſolches verhenget.<lb/> Verhindert wird offtmals das guten theils durch den Satan theils<lb/> durch deſſelbigen liebe Getrewe. Wie der <supplied>b</supplied>oͤſe Feind gut<supplied>en</supplied> Fuͤrſ<supplied>a</supplied>tz<lb/> hin und wieder zuruͤck treibe/ iſt unverborgen. Jnſonder<supplied>h</supplied>eit iſt<lb/> er an groſſer Herren Hoͤfen gantz g<supplied>e</supplied>ſchaͤff<supplied>t</supplied>ig/ und m<supplied>a</supplied>chet allda viel<lb/> Vng<supplied>e</supplied>legenheit. <hi rendition="#fr">Ein Fuͤrſt des Koͤnigreichs in Perſen Lande<lb/> hat jenem guten Engel/ der mit dem Propheten Daniel re-<lb/> dete/ ein und zwantzig Tage wide<supplied>r</supplied>ſtanden/ aber Michael/</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">der</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0030]
Die erſte Predigt/
Man bringe es ſo weit/ als es durch gebuͤhrenden Fleiß/ und ordent-
liche Mittel zu bringen iſt. Jnſonderheit ſol die ſtudierende Ju-
gend/ die dermal eins Gott dem Herrn in Kirchen oder Schu-
len/ nach deſſen Schickung/ zu dienen geſinnet iſt/ ſolche Buͤchlein
fleiſſig leſen/ darinnen die Bibliſche Zeit Rechnungen kuͤrtzlich und
einfaͤltig entworffen ſind/ ſchadet auch nicht/ wenn ſie ihr den Com-
putum Eccleſiaſticum, das iſt/ die Weiſe auszurechnen/ wenn die
bewegliche Feſt Tage gefallen/ und feyerlich zu begehen ſind/ wie viel
man in dieſem Jahr Sontage habe/ nach dem Feſt der Erſcheinung
Chriſti/ oder der heiligen drey Koͤnig Tag/ ingleichen nach
dem Feſt der Heiligen Dreyfaltigkeit biß auff den Advent/ und
was ſonſt dar zu gehoͤret/ bey zeiten bekant machet. Aber hieran
fehletes gar ſehr/ in dem bey ihrer vielen der Ciſio Janus, der hiebe-
vor auch denen Knaben in den Particular-Schulen ſehr geleufftig
geweſen/ gantz in ein Vergeſſen geſtellet. Allermeiſt wuͤrde dieſer
Mangel geſpuͤret werden/ wenn die Aſtrologi keine Calender mehr
zum Druck verfertigten/ da wuͤrde es traun Jerungen und Verwir-
rungen gnug geben/ da wuͤrde mancher bek agen/ daß er in ſeinen jun-
gen Jahren gar nichts hiervon gelernet/ oder die Gelegenheit das
noͤthigſte zu begreiffen muthwillig verſeumet hette; Ja da wuͤrde
es recht heiſſen: In tempore vivimus, &, quid ſit tempus ignora-
mus, das iſt: Wir leben in der Zeit/ und wiſſen nicht welche
Zeit itzo ſey.
Drittens haben wir zu mercken/ wie es komme/ daß offe ein
gutes Werck verhindert wird/ und warumb Gott ſolches verhenget.
Verhindert wird offtmals das guten theils durch den Satan theils
durch deſſelbigen liebe Getrewe. Wie der boͤſe Feind guten Fuͤrſatz
hin und wieder zuruͤck treibe/ iſt unverborgen. Jnſonderheit iſt
er an groſſer Herren Hoͤfen gantz geſchaͤfftig/ und machet allda viel
Vngelegenheit. Ein Fuͤrſt des Koͤnigreichs in Perſen Lande
hat jenem guten Engel/ der mit dem Propheten Daniel re-
dete/ ein und zwantzig Tage widerſtanden/ aber Michael/
der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/30 |
Zitationshilfe: | Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/30>, abgerufen am 16.02.2025. |