Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Vber den Propheten Haggai.
solt ihr nicht sorgen und sagen/ was werden wir essen? Was
werden wir trincken? Womit werden wir uns kleiden? Nach
solchem allen trachten die Heyden/ denn ewer himmlischer
Vater weiß/ daß ihr diß alles bedürffet. Trachtet am er-
sten nach dem Reich GOttes/ und nach seiner Gerechtig-
keit/ so wird euch solches alles zufallen.
Matth. 6. vers. 31.Matth 6, 31.
32. 33.

32. 33.

Vors Dritte und Letzte eräuget sich im Text Promissio-III.
Promißio-
nis divin[a]
magmen-
tum.

nis divinae magmentum: die statliche Verheissung/ welche all-
hier mit wird angehefft[e]t und beygefüget. Dieselbige lautet also:
Aber von diesem Tage an/ wil Jch Segen geben. Vothin
war eitel Vnsegen da/ wie wir vor 8. Tagen gehöret haben. Es
gehet auch anders nicht daher/ wo man nicht GOtte gibt/ was
Gottes ist/
deme mans doch Krafft deß Befehlichs Chrjsti/Matth. 22,
21.

Matth. 22 v. 21. geben solte. Da muß es überall fehlen/ wenn mans
da er mangeln lässet: Wie auch zu unser Zeit die Leute zu thun pfle-
gen; die da meynen/ es gereiche ihnen zum Besten/ wenn sie Kirch-
und Schuldienern etwas abbrechen/ oder ihnen ihren verdienten
Lohn vorbalten. O wie steigets einem zu Gemüthe! O wie krän-
ckets einen wenn man daran gedencket/ daß es etliche dißfalls so
tieff verderbet
haben/ wie zur Zeit Gibea/ Hose 9. v. 9. Wie istHoseae. 9, 9.
mir so hertzlich wehe/ mein Hertz pochet mir in meinem Lei-
be/ und habe keine Ruhe/ denn meine Seele höret der Po-
saunen Hall/ und eine Feldschlacht/ und einen Mordge-
schrey über den andern. Denn das gantze Land wird ver-
heeret: Plötzlich werden meine Hütten und meine Gezelt
verstöret/
saget und klaget im Nahmen deß HErrn der Prophet
Jeremias im 4. Cap. seiner Weissagung v. 19. 20. Solche Klag.Jer. 4, 19. 20.
reden müssen noch heutiges Tages wir Prediger dem Manne Got-
tes abborgen/ und mit ihme einstimmen. Denn wie solte es einem
nicht im Hertzen wehe thun/ wenn man siehet wie Kirch und Schul-

diener
K k

Vber den Propheten Haggai.
ſolt ihr nicht ſorgen und ſagen/ was werden wir eſſen? Was
werden wir trincken? Womit werden wir uns kleiden? Nach
ſolchem allen trachten die Heyden/ denn ewer himmliſcher
Vater weiß/ daß ihr diß alles beduͤrffet. Trachtet am er-
ſten nach dem Reich GOttes/ und nach ſeiner Gerechtig-
keit/ ſo wird euch ſolches alles zufallen.
Matth. 6. verſ. 31.Matth 6, 31.
32. 33.

32. 33.

Vors Dritte und Letzte eräuget ſich im Text Promiſſio-III.
Promißio-
nis divin[a]
magmen-
tum.

nis divinæ magmentum: die ſtatliche Verheiſſung/ welche all-
hier mit wird angehefft[e]t und beygefuͤget. Dieſelbige lautet alſo:
Aber von dieſem Tage an/ wil Jch Segen geben. Vothin
war eitel Vnſegen da/ wie wir vor 8. Tagen gehoͤret haben. Es
gehet auch anders nicht daher/ wo man nicht GOtte gibt/ was
Gottes iſt/
deme mans doch Krafft deß Befehlichs Chrjſti/Matth. 22,
21.

Matth. 22 v. 21. geben ſolte. Da muß es uͤberall fehlen/ wenn mans
da er mangeln laͤſſet: Wie auch zu unſer Zeit die Leute zu thun pfle-
gen; die da meynen/ es gereiche ihnen zum Beſten/ wenn ſie Kirch-
und Schuldienern etwas abbrechen/ oder ihnen ihren verdienten
Lohn vorbalten. O wie ſteigets einem zu Gemuͤthe! O wie kraͤn-
ckets einen wenn man daran gedencket/ daß es etliche dißfalls ſo
tieff verderbet
haben/ wie zur Zeit Gibea/ Hoſe 9. v. 9. Wie iſtHoſeæ. 9, 9.
mir ſo hertzlich wehe/ mein Hertz pochet mir in meinem Lei-
be/ und habe keine Ruhe/ denn meine Seele hoͤret der Po-
ſaunen Hall/ und eine Feldſchlacht/ und einen Mordge-
ſchrey uͤber den andern. Denn das gantze Land wird ver-
heeret: Ploͤtzlich werden meine Huͤtten und meine Gezelt
verſtoͤret/
ſaget und klaget im Nahmen deß HErrn der Prophet
Jeremias im 4. Cap. ſeiner Weiſſagung v. 19. 20. Solche Klag.Jer. 4, 19. 20.
reden muͤſſen noch heutiges Tages wir Prediger dem Manne Got-
tes abborgen/ und mit ihme einſtimmen. Denn wie ſolte es einem
nicht im Hertzen wehe thun/ wenn man ſiehet wie Kirch und Schul-

diener
K k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0277" n="257"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vber den Propheten Haggai.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;olt ihr nicht &#x017F;orgen und &#x017F;agen/ was werden wir e&#x017F;&#x017F;en? Was<lb/>
werden wir trincken? Womit werden wir uns kleiden? Nach<lb/>
&#x017F;olchem allen trachten die Heyden/ denn ewer himmli&#x017F;cher<lb/>
Vater weiß/ daß ihr diß alles bedu&#x0364;rffet. Trachtet am er-<lb/>
&#x017F;ten nach dem Reich GOttes/ und nach &#x017F;einer Gerechtig-<lb/>
keit/ &#x017F;o wird euch &#x017F;olches alles zufallen.</hi> Matth. 6. ver&#x017F;. 31.<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Matth</hi> 6, 31.<lb/>
32. 33.</hi></note><lb/>
32. 33.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Vors Dritte</hi> und Letzte eräuget &#x017F;ich im Text <hi rendition="#aq">Promi&#x017F;&#x017F;io-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">III.<lb/>
Promißio-<lb/>
nis divin<supplied>a</supplied><lb/>
magmen-<lb/>
tum.</hi></hi></note><lb/><hi rendition="#aq">nis divinæ magmentum:</hi> die &#x017F;tatliche Verhei&#x017F;&#x017F;ung/ welche all-<lb/>
hier mit wird angehefft<supplied>e</supplied>t und beygefu&#x0364;get. Die&#x017F;elbige lautet al&#x017F;o:<lb/><hi rendition="#fr">Aber von die&#x017F;em Tage an/ wil Jch Segen geben.</hi> Vothin<lb/>
war eitel <hi rendition="#fr">Vn&#x017F;egen</hi> da/ wie wir vor 8. Tagen geho&#x0364;ret haben. Es<lb/>
gehet auch anders nicht daher/ wo man nicht <hi rendition="#fr">GOtte gibt/ was<lb/>
Gottes i&#x017F;t/</hi> deme mans doch Krafft deß Befehlichs <hi rendition="#fr"><hi rendition="#k">Chrj</hi>&#x017F;ti/</hi><note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 22,<lb/>
21.</hi></note><lb/>
Matth. 22 v. 21. geben &#x017F;olte. Da muß es u&#x0364;berall fehlen/ wenn mans<lb/>
da er mangeln la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et: Wie auch zu un&#x017F;er Zeit die Leute zu thun pfle-<lb/>
gen; die da meynen/ es gereiche ihnen zum Be&#x017F;ten/ wenn &#x017F;ie Kirch-<lb/>
und Schuldienern etwas abbrechen/ oder ihnen ihren verdienten<lb/>
Lohn vorbalten. O wie &#x017F;teigets einem zu Gemu&#x0364;the! O wie kra&#x0364;n-<lb/>
ckets einen wenn man daran gedencket/ daß es etliche dißfalls <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
tieff verderbet</hi> haben/ wie zur Zeit <hi rendition="#fr">Gibea/</hi> Ho&#x017F;e 9. v. 9. <hi rendition="#fr">Wie i&#x017F;t</hi><note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Ho&#x017F;eæ.</hi> 9, 9.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">mir &#x017F;o hertzlich wehe/ mein Hertz pochet mir in meinem Lei-<lb/>
be/ und habe keine Ruhe/ denn meine Seele ho&#x0364;ret der Po-<lb/>
&#x017F;aunen Hall/ und eine Feld&#x017F;chlacht/ und einen Mordge-<lb/>
&#x017F;chrey u&#x0364;ber den andern. Denn das gantze Land wird ver-<lb/>
heeret: Plo&#x0364;tzlich werden meine Hu&#x0364;tten und meine Gezelt<lb/>
ver&#x017F;to&#x0364;ret/</hi> &#x017F;aget und klaget im Nahmen deß HErrn der Prophet<lb/><hi rendition="#fr">Jeremias im</hi> 4. Cap. &#x017F;einer Wei&#x017F;&#x017F;agung v. 19. 20. Solche Klag.<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Jer.</hi> 4, 19. 20.</hi></note><lb/>
reden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en noch heutiges Tages wir Prediger dem Manne Got-<lb/>
tes abborgen/ und mit ihme ein&#x017F;timmen. Denn wie &#x017F;olte es einem<lb/>
nicht im Hertzen wehe thun/ wenn man &#x017F;iehet wie Kirch und Schul-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k</fw><fw place="bottom" type="catch">diener</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0277] Vber den Propheten Haggai. ſolt ihr nicht ſorgen und ſagen/ was werden wir eſſen? Was werden wir trincken? Womit werden wir uns kleiden? Nach ſolchem allen trachten die Heyden/ denn ewer himmliſcher Vater weiß/ daß ihr diß alles beduͤrffet. Trachtet am er- ſten nach dem Reich GOttes/ und nach ſeiner Gerechtig- keit/ ſo wird euch ſolches alles zufallen. Matth. 6. verſ. 31. 32. 33. Matth 6, 31. 32. 33. Vors Dritte und Letzte eräuget ſich im Text Promiſſio- nis divinæ magmentum: die ſtatliche Verheiſſung/ welche all- hier mit wird angehefftet und beygefuͤget. Dieſelbige lautet alſo: Aber von dieſem Tage an/ wil Jch Segen geben. Vothin war eitel Vnſegen da/ wie wir vor 8. Tagen gehoͤret haben. Es gehet auch anders nicht daher/ wo man nicht GOtte gibt/ was Gottes iſt/ deme mans doch Krafft deß Befehlichs Chrjſti/ Matth. 22 v. 21. geben ſolte. Da muß es uͤberall fehlen/ wenn mans da er mangeln laͤſſet: Wie auch zu unſer Zeit die Leute zu thun pfle- gen; die da meynen/ es gereiche ihnen zum Beſten/ wenn ſie Kirch- und Schuldienern etwas abbrechen/ oder ihnen ihren verdienten Lohn vorbalten. O wie ſteigets einem zu Gemuͤthe! O wie kraͤn- ckets einen wenn man daran gedencket/ daß es etliche dißfalls ſo tieff verderbet haben/ wie zur Zeit Gibea/ Hoſe 9. v. 9. Wie iſt mir ſo hertzlich wehe/ mein Hertz pochet mir in meinem Lei- be/ und habe keine Ruhe/ denn meine Seele hoͤret der Po- ſaunen Hall/ und eine Feldſchlacht/ und einen Mordge- ſchrey uͤber den andern. Denn das gantze Land wird ver- heeret: Ploͤtzlich werden meine Huͤtten und meine Gezelt verſtoͤret/ ſaget und klaget im Nahmen deß HErrn der Prophet Jeremias im 4. Cap. ſeiner Weiſſagung v. 19. 20. Solche Klag. reden muͤſſen noch heutiges Tages wir Prediger dem Manne Got- tes abborgen/ und mit ihme einſtimmen. Denn wie ſolte es einem nicht im Hertzen wehe thun/ wenn man ſiehet wie Kirch und Schul- diener III. Promißio- nis divina magmen- tum. Matth. 22, 21. Hoſeæ. 9, 9. Jer. 4, 19. 20. K k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/277
Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/277>, abgerufen am 22.11.2024.