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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Die zwölffte Predigt/
Vnter andern durffte er an keinem Todten sich verunreini-
gen/ wann es gleich Vater/ Mutter/ Bruder oder Schwe-
ster betroffen hette. Wenn aber unversehens iemand plötz-
lich starb/ da ward das Häupt seines Gelübds verunreini-
get/ darumb muste er sein Häupt bescheren am Tage seiner
Reinigung/ das ist/ am siebenden Tage. Am achten Tage
muste er zwo Turteltanben bringen zum Priester für die
Thür der Hütten des Stiffts/ deren eine der Priester zum
Sündopffer/ die andere zum Brandopffer machte/ und ihn
versühnen muste/ darumb/ daß er sich an einem Todten ver-
sündiget hatte. Hierauff muste er von newem das Gelübde
anfangen und aushalten/ die vorigen Tage aber waren

Num. 6, 2. 3.
4. 9. & seqq.
Levit. 3, 17.
Cap. 7, 26.
27.
Cap. 17, 14.
Deut.
12, 23.
umbsonst/ Num. 6. v. 2. 3. 4. 9. & seqq. Demnach auch das Blut
zu essen verbothen
war/ Levit. 3. v. 17. Cap. 7. v. 26. 27. und 17. v. 14.
Deut. 12. v. 23. Dahero gab es desto mehr Mühe/ wenn man Fleisch
kochen/ zum Exempel/ eine Henne abschneiden und zurichten wolte/
da muste sie mit sonderbarer Mühe ausgeädert werden/ damit ja
kein Blut darinnen bliebe. Vnd wie ists müglich/ alle Ceremoni-
en und Gebräuche der Jüden allhier zu erzehlen? Neben denen hei-
ligen zehen Geboten waren dieselbigen eine schwere Bürde/ welche
Act. 15, 9.den Jsraeliten auff dem Halse lag/ davon S. Petrus Act. 15. v. 9.
recht sagte: Was versuchet ihr nun GOtt mit aufflegen des
schweren Jochs auff der Jünger Hälse/ welches weder unsere
Väter/ noch wir haben mögen tragen?
Jn verlesenem Text
fället eine Frage für/ von dem Ceremon[i]al Gesetz/ welche an die Prie-
ster gebracht ward/ derer Ampt war solche zuerörtern. Darzu wen-
den wir uns in GOttes Nahmen/ und sind entschlossen den Jnhalt
dieser Vnterredung kürtzlich zuvernehmen. Lasset uns aber unsere
Gedancken auff ein einiges Pünctlein richten/ und kürtzlich betrach-
Propositio.ten Haggaeum Sacerdotes examinantem; Den Mann Gottes Hag-
gai/ wie er die Priester examiniret hat/ und was darbey ist vorgan.

gen.

Die zwoͤlffte Predigt/
Vnter andern durffte er an keinem Todten ſich verunreini-
gen/ wann es gleich Vater/ Mutter/ Bruder oder Schwe-
ſter betroffen hette. Wenn aber unverſehens iemand ploͤtz-
lich ſtarb/ da ward das Haͤupt ſeines Geluͤbds verunreini-
get/ darumb muſte er ſein Haͤupt beſcheren am Tage ſeiner
Reinigung/ das iſt/ am ſiebenden Tage. Am achten Tage
muſte er zwo Turteltanben bringen zum Prieſter fuͤr die
Thuͤr der Huͤtten des Stiffts/ deren eine der Prieſter zum
Suͤndopffer/ die andere zum Brandopffer machte/ und ihn
verſuͤhnen muſte/ darumb/ daß er ſich an einem Todten ver-
ſuͤndiget hatte. Hierauff muſte er von newem das Geluͤbde
anfangen und aushalten/ die vorigen Tage aber waren

Num. 6, 2. 3.
4. 9. & ſeqq.
Levit. 3, 17.
Cap. 7, 26.
27.
Cap. 17, 14.
Deut.
12, 23.
umbſonſt/ Num. 6. v. 2. 3. 4. 9. & ſeqq. Demnach auch das Blut
zu eſſen verbothen
war/ Levit. 3. v. 17. Cap. 7. v. 26. 27. und 17. v. 14.
Deut. 12. v. 23. Dahero gab es deſto mehr Muͤhe/ wenn man Fleiſch
kochen/ zum Exempel/ eine Henne abſchneiden und zurichten wolte/
da muſte ſie mit ſonderbarer Muͤhe ausgeaͤdert werden/ damit ja
kein Blut darinnen bliebe. Vnd wie iſts müglich/ alle Ceremoni-
en und Gebräuche der Jüden allhier zu erzehlen? Neben denen hei-
ligen zehen Geboten waren dieſelbigen eine ſchwere Buͤrde/ welche
Act. 15, 9.den Jſraeliten auff dem Halſe lag/ davon S. Petrus Act. 15. v. 9.
recht ſagte: Was verſuchet ihr nun GOtt mit aufflegen des
ſchweren Jochs auff der Juͤnger Haͤlſe/ welches weder unſere
Vaͤter/ noch wir haben moͤgen tragen?
Jn verleſenem Text
faͤllet eine Frage fuͤr/ von dem Ceremon[i]al Geſetz/ welche an die Prie-
ſter gebracht ward/ derer Ampt war ſolche zueroͤrtern. Darzu wen-
den wir uns in GOttes Nahmen/ und ſind entſchloſſen den Jnhalt
dieſer Vnterredung kuͤrtzlich zuvernehmen. Laſſet uns aber unſere
Gedancken auff ein einiges Puͤnctlein richten/ und kuͤrtzlich betrach-
Propoſitio.ten Haggæum Sacerdotes examinantem; Den Mann Gottes Hag-
gai/ wie er die Prieſter examiniret hat/ und was darbey iſt vorgan.

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/238>, abgerufen am 24.11.2024.