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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.

Zumahl so haben gläubige Christen und Gottfürchtige Leute die-
sen gewissen Trost/ daß die den HErrn suchen keinen Mangel
haben werden an irgend einem Gute
Psal. 34. v. 11.

Ps. 34, 11.

Drittens ist hieraus zu nehmen eine Vermahnung/ wel-3.
che dahin gehet/ daß wir der Genügligkeit uns befleissigen/ und mit
dem/ was da ist/ und was wir allbereit aus GOttes See-
gen besitzen/ vorlieb nehmen sollen Denn der hat nicht viel/ der
grosses Vermögen hat/ und dessen Kammern voll seyn/ daß sie
können heraus geben einen Vorrath nach dem andern

Psal. 144. v. 13. sondera vielmehr der Jenige/ der ihm gnügen lässetPs. 144, 13
an dem/ was ihm der mildreich[e] GOtt bescheret hat/ es sey was es
wolle. Mancher Menschen Begierde kan nicht ersättiget werden/ sie
strebet bald nach diesem/ bald nach jenem/ offt kommet sie auff etwas/
das nicht zu erlangen ist/ also daß alle Gedancken/ die mancher ihm
darvon machet/ vergeblich sind. Dafür warnet der hochwelse Kö-
nig Salomo Proverb. 23. v. 6. Wann er spricht: Laß deine Au-Prov, 23. 6.
gen nicht fliegen dahin/ das du nicht haben kanst/ denn das-
selbe machet ihm Flügel wie ein Adeler/ und fleucht gen
Himmel.
Halt dem nach/ O lieber Mensch/ deine Begierd im
Zaum/ und laß dir an dem genügen/ was dir GOTT gegeben hat.
Derselbige wird dirs wohl segnen/ und wahr machen den Spruch
Psal. 37. v. 16. Das Wenig/ das ein Gerechter hat/ ist bes-Ps. 37, 16.
ser/ denn das grosse Gut vieler Gottlosen.

Ficht dich an die Ehrsucht; O/ so dencke/ wie nichtig/ ja
auch gefehrlich solche irrdische Ehre/ Hohheit/ und Würde sey. Da-Sirach 3,
19. 20. 21.

hero der weise Hauslehrer Sirach im dritten Capitel seines Zucht-
Büchleins v. 19. 20. 21. recht und wohl saget: Liebes Kind/ bleib
gerne im niedrigen Stande/ das ist besser/ denn alles da die
Welt nachtrachtet. Je höher du bist/ ie mehr dich demü-
tige/ so wird dir der HErr hold seyn: denn der HErr ist

der
Vber den Propheten Haggai.

Zumahl ſo haben glaͤubige Chriſten und Gottfuͤrchtige Leute die-
ſen gewiſſen Troſt/ daß die den HErrn ſuchen keinen Mangel
haben werden an irgend einem Gute
Pſal. 34. v. 11.

Pſ. 34, 11.

Drittens iſt hieraus zu nehmen eine Vermahnung/ wel-3.
che dahin gehet/ daß wir der Genuͤgligkeit uns befleiſſigen/ und mit
dem/ was da iſt/ und was wir allbereit aus GOttes See-
gen beſitzen/ vorlieb nehmen ſollen Denn der hat nicht viel/ der
groſſes Vermoͤgen hat/ und deſſen Kammern voll ſeyn/ daß ſie
koͤnnen heraus geben einen Vorrath nach dem andern

Pſal. 144. v. 13. ſondera vielmehr der Jenige/ der ihm gnuͤgen laͤſſetPſ. 144, 13
an dem/ was ihm der mildreich[e] GOtt beſcheret hat/ es ſey was es
wolle. Mancher Menſchen Begierde kan nicht erſättiget werden/ ſie
ſtrebet bald nach dieſem/ bald nach jenem/ offt kommet ſie auff etwas/
das nicht zu erlangen iſt/ alſo daß alle Gedancken/ die mancher ihm
darvon machet/ vergeblich ſind. Dafuͤr warnet der hochwelſe Koͤ-
nig Salomo Proverb. 23. v. 6. Wann er ſpricht: Laß deine Au-Prov, 23. 6.
gen nicht fliegen dahin/ das du nicht haben kanſt/ denn daſ-
ſelbe machet ihm Fluͤgel wie ein Adeler/ und fleucht gen
Himmel.
Halt dem nach/ O lieber Menſch/ deine Begierd im
Zaum/ und laß dir an dem genuͤgen/ was dir GOTT gegeben hat.
Derſelbige wird dirs wohl ſegnen/ und wahr machen den Spruch
Pſal. 37. v. 16. Das Wenig/ das ein Gerechter hat/ iſt beſ-Pſ. 37, 16.
ſer/ denn das groſſe Gut vieler Gottloſen.

Ficht dich an die Ehrſucht; O/ ſo dencke/ wie nichtig/ ja
auch gefehrlich ſolche irrdiſche Ehre/ Hohheit/ und Wuͤrde ſey. Da-Sirach 3,
19. 20. 21.

hero der weiſe Hauslehrer Sirach im dritten Capitel ſeines Zucht-
Buͤchleins v. 19. 20. 21. recht und wohl ſaget: Liebes Kind/ bleib
gerne im niedrigen Stande/ das iſt beſſer/ denn alles da die
Welt nachtrachtet. Je hoͤher du biſt/ ie mehr dich demuͤ-
tige/ ſo wird dir der HErr hold ſeyn: denn der HErr iſt

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[199/0219] Vber den Propheten Haggai. Zumahl ſo haben glaͤubige Chriſten und Gottfuͤrchtige Leute die- ſen gewiſſen Troſt/ daß die den HErrn ſuchen keinen Mangel haben werden an irgend einem Gute Pſal. 34. v. 11. Drittens iſt hieraus zu nehmen eine Vermahnung/ wel- che dahin gehet/ daß wir der Genuͤgligkeit uns befleiſſigen/ und mit dem/ was da iſt/ und was wir allbereit aus GOttes See- gen beſitzen/ vorlieb nehmen ſollen Denn der hat nicht viel/ der groſſes Vermoͤgen hat/ und deſſen Kammern voll ſeyn/ daß ſie koͤnnen heraus geben einen Vorrath nach dem andern Pſal. 144. v. 13. ſondera vielmehr der Jenige/ der ihm gnuͤgen laͤſſet an dem/ was ihm der mildreiche GOtt beſcheret hat/ es ſey was es wolle. Mancher Menſchen Begierde kan nicht erſättiget werden/ ſie ſtrebet bald nach dieſem/ bald nach jenem/ offt kommet ſie auff etwas/ das nicht zu erlangen iſt/ alſo daß alle Gedancken/ die mancher ihm darvon machet/ vergeblich ſind. Dafuͤr warnet der hochwelſe Koͤ- nig Salomo Proverb. 23. v. 6. Wann er ſpricht: Laß deine Au- gen nicht fliegen dahin/ das du nicht haben kanſt/ denn daſ- ſelbe machet ihm Fluͤgel wie ein Adeler/ und fleucht gen Himmel. Halt dem nach/ O lieber Menſch/ deine Begierd im Zaum/ und laß dir an dem genuͤgen/ was dir GOTT gegeben hat. Derſelbige wird dirs wohl ſegnen/ und wahr machen den Spruch Pſal. 37. v. 16. Das Wenig/ das ein Gerechter hat/ iſt beſ- ſer/ denn das groſſe Gut vieler Gottloſen. 3. Pſ. 144, 13 Prov, 23. 6. Pſ. 37, 16. Ficht dich an die Ehrſucht; O/ ſo dencke/ wie nichtig/ ja auch gefehrlich ſolche irrdiſche Ehre/ Hohheit/ und Wuͤrde ſey. Da- hero der weiſe Hauslehrer Sirach im dritten Capitel ſeines Zucht- Buͤchleins v. 19. 20. 21. recht und wohl ſaget: Liebes Kind/ bleib gerne im niedrigen Stande/ das iſt beſſer/ denn alles da die Welt nachtrachtet. Je hoͤher du biſt/ ie mehr dich demuͤ- tige/ ſo wird dir der HErr hold ſeyn: denn der HErr iſt der Sirach 3, 19. 20. 21.

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/219>, abgerufen am 24.11.2024.