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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Die zehende Predigt/
solten/ welcher genommen wird von der instehenden Offenbarung
des Herrn Messiae/ davon er solgends gantz deutlich redet und
handelt.

I.
Tempus
brevißi-
mum.

Jn solchem Punct seiner Predigt bestimmet er: Vors
Erste/
aus dem Munde des Herrn/ Tempus brevissi-
mum:
Eine sehr kurtze Zeit/ Ausgangs derer Chrj-
stus kommen/ und sich einstellen solte.
Die Jüden wu-
stenzwar wol/ daß der versprochene Messias nicht gar aussen bleiben
würde/ aber menschlichem Vrthel nach verzog sichs eben/ angdamit/
und wurden ihrer viel darüber stutzig. Manche gedachten: Lieber
GOtt/ du erinnerst uns zwar des Bundes/ den du mit unsern Vä-
tern gemacht hast/ da sie aus Egypten zogen/ darinnen das fürnehm-
ste war/ daß einer kommen würde/ der alles gut machen solte: es wäh-
ret aber ja allzu lange/ und verzeucht sich damit ie mehr und mehr.
Kömmt er gleich endlich/ dürfft es uns so viel nicht helffen/ wenn
die Frinde so mächtig bleiben. Hierauff antwortet Gott der Herr/
und spricht: Es ist noch ein Kleines dahin; Als wolt er sa-
gen: Jhr seyd mit einer enge gespanneten Zeit ümbschrieben/ nach
welcher ihr zu urtheilen pflegt; Aber was ist das gegen der Ewigkeit?
Tausend Jahr sind für mir wie der Tag der gestern vergan-
Psal. 90, 5.gen ist/ und wie eine Nachtwache/ Psalm. 90. v. 5. Fast auff
diesen Schlag wird gesagt 1. Petr. 4. v. 7. Es ist nahe kommen
1. Petr. 4, 7.
1. Joh.
2, 18.
das Ende aller Dinge. Vnd S. Johannes spricht im andern
Capitel seiner ersten Epistel/ v. 18. Kinder/ es ist die letzte Stun-
de: da doch diese Apostel vor tausend und etzlichen hundert Jahren
allbereit gelebt haben.

USUS.

Wolan Gottes Worte sol man trawen/ und sich an die Gött-
liche Verheissungen halten; Ja man sol darüber mit Fleisch
Gal. 1, 16.und Blut sich nicht besprechen/ Galat. 1. v. 16. Die Weissa-
gung wird ja noch erfüllet werden zu seiner Zeit/ und wird
endlich frey an Tag kommen/ und nicht aussen bleiben: ob
sie aber verzeucht/ so harre ihr/ sie wird gewißlich kommen/

Hag. 2. v. 3.
Simile.
und nicht verziehen/ Hag. 2. v. 3. Der Teufel gibt einen Opti-

cum,

Die zehende Predigt/
ſolten/ welcher genommen wird von der inſtehenden Offenbarung
des Herrn Meſſiæ/ davon er ſolgends gantz deutlich redet und
handelt.

I.
Tempus
brevißi-
mum.

Jn ſolchem Punct ſeiner Predigt beſtimmet er: Vors
Erſte/
aus dem Munde des Herrn/ Tempus breviſſi-
mum:
Eine ſehr kurtze Zeit/ Ausgangs derer Chrj-
ſtus kommen/ und ſich einſtellen ſolte.
Die Juͤden wu-
ſtenzwar wol/ daß der verſprochene Meſſias nicht gar auſſen bleiben
wuͤrde/ aber menſchlichem Vrthel nach verzog ſichs eben/ angdamit/
und wurden ihrer viel daruͤber ſtutzig. Manche gedachten: Lieber
GOtt/ du erinnerſt uns zwar des Bundes/ den du mit unſern Vä-
tern gemacht haſt/ da ſie aus Egypten zogen/ darinnen das fuͤrnehm-
ſte war/ daß einer kommen wuͤrde/ der alles gut machen ſolte: es wäh-
ret aber ja allzu lange/ und verzeucht ſich damit ie mehr und mehr.
Koͤmmt er gleich endlich/ duͤrfft es uns ſo viel nicht helffen/ wenn
die Frinde ſo maͤchtig bleiben. Hierauff antwortet Gott der Herr/
und ſpricht: Es iſt noch ein Kleines dahin; Als wolt er ſa-
gen: Jhr ſeyd mit einer enge geſpanneten Zeit uͤmbſchrieben/ nach
welcher ihr zu urtheilen pflegt; Aber was iſt das gegen der Ewigkeit?
Tauſend Jahr ſind fuͤr mir wie der Tag der geſtern vergan-
Pſal. 90, 5.gen iſt/ und wie eine Nachtwache/ Pſalm. 90. v. 5. Faſt auff
dieſen Schlag wird geſagt 1. Petr. 4. v. 7. Es iſt nahe kommen
1. Petr. 4, 7.
1. Joh.
2, 18.
das Ende aller Dinge. Vnd S. Johannes ſpricht im andern
Capitel ſeiner erſten Epiſtel/ v. 18. Kinder/ es iſt die letzte Stun-
de: da doch dieſe Apoſtel vor tauſend und etzlichen hundert Jahren
allbereit gelebt haben.

USUS.

Wolan Gottes Worte ſol man trawen/ und ſich an die Goͤtt-
liche Verheiſſungen halten; Ja man ſol daruͤber mit Fleiſch
Gal. 1, 16.und Blut ſich nicht beſprechen/ Galat. 1. v. 16. Die Weiſſa-
gung wird ja noch erfuͤllet werden zu ſeiner Zeit/ und wird
endlich frey an Tag kommen/ und nicht auſſen bleiben: ob
ſie aber verzeucht/ ſo harre ihr/ ſie wird gewißlich kommen/

Hag. 2. v. 3.
Simile.
und nicht verziehen/ Hag. 2. v. 3. Der Teufel gibt einen Opti-

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[168/0188] Die zehende Predigt/ ſolten/ welcher genommen wird von der inſtehenden Offenbarung des Herrn Meſſiæ/ davon er ſolgends gantz deutlich redet und handelt. Jn ſolchem Punct ſeiner Predigt beſtimmet er: Vors Erſte/ aus dem Munde des Herrn/ Tempus breviſſi- mum: Eine ſehr kurtze Zeit/ Ausgangs derer Chrj- ſtus kommen/ und ſich einſtellen ſolte. Die Juͤden wu- ſtenzwar wol/ daß der verſprochene Meſſias nicht gar auſſen bleiben wuͤrde/ aber menſchlichem Vrthel nach verzog ſichs eben/ angdamit/ und wurden ihrer viel daruͤber ſtutzig. Manche gedachten: Lieber GOtt/ du erinnerſt uns zwar des Bundes/ den du mit unſern Vä- tern gemacht haſt/ da ſie aus Egypten zogen/ darinnen das fuͤrnehm- ſte war/ daß einer kommen wuͤrde/ der alles gut machen ſolte: es wäh- ret aber ja allzu lange/ und verzeucht ſich damit ie mehr und mehr. Koͤmmt er gleich endlich/ duͤrfft es uns ſo viel nicht helffen/ wenn die Frinde ſo maͤchtig bleiben. Hierauff antwortet Gott der Herr/ und ſpricht: Es iſt noch ein Kleines dahin; Als wolt er ſa- gen: Jhr ſeyd mit einer enge geſpanneten Zeit uͤmbſchrieben/ nach welcher ihr zu urtheilen pflegt; Aber was iſt das gegen der Ewigkeit? Tauſend Jahr ſind fuͤr mir wie der Tag der geſtern vergan- gen iſt/ und wie eine Nachtwache/ Pſalm. 90. v. 5. Faſt auff dieſen Schlag wird geſagt 1. Petr. 4. v. 7. Es iſt nahe kommen das Ende aller Dinge. Vnd S. Johannes ſpricht im andern Capitel ſeiner erſten Epiſtel/ v. 18. Kinder/ es iſt die letzte Stun- de: da doch dieſe Apoſtel vor tauſend und etzlichen hundert Jahren allbereit gelebt haben. Pſal. 90, 5. 1. Petr. 4, 7. 1. Joh. 2, 18. Wolan Gottes Worte ſol man trawen/ und ſich an die Goͤtt- liche Verheiſſungen halten; Ja man ſol daruͤber mit Fleiſch und Blut ſich nicht beſprechen/ Galat. 1. v. 16. Die Weiſſa- gung wird ja noch erfuͤllet werden zu ſeiner Zeit/ und wird endlich frey an Tag kommen/ und nicht auſſen bleiben: ob ſie aber verzeucht/ ſo harre ihr/ ſie wird gewißlich kommen/ und nicht verziehen/ Hag. 2. v. 3. Der Teufel gibt einen Opti- cum, Gal. 1, 16. Hag. 2. v. 3. Simile.

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/188>, abgerufen am 25.11.2024.