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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
gelegt hatten/ wie wir lesen 2. Reg. 25. v. 9. ist ein statlich Gebäwde2. Reg. 25, 9.
gewesen/ der Newe gleichte ihme nicht. Auff Befehl Cyri solte man
den Grund legen zur Höhe sechzig Ellen/ und zur Weite
auch sechtzig Ellen/
Esrae 6. v. 3. Vielleicht/ daß er nicht als einEsrae. 6, 3.
Schloß und Burg solte gebawet werden/ wie etzliche muthmassen:
Hingegen war der erste Tempel zwiefach so hoch/ 2. Chron. 3. v. 4.2. Chron. 3, 4
Salomonis Tempel ward gebawet von wol polirten Steinen: All-
hier bey Auffrichtung des andern Tempels/ muste man brauchen nur
gemeine Steine: Zugeschweigen anderer Vorzüge des ersten Hau-
ses GOttes. Aber es war eben daran nicht gelegen/ sondern es sol-
te der andere Tempel aus andern Vrsachen viel herrlicher werden/
als der erste gewesen war/ wie wir an seinem Orte hören werden.

Mercker/ daß der Satan auff mancherley Weise sich unterste-USUS.
het die Menschen zu fällen/ wie denn dieser Leviathan bald eine
schlechte Schlange:
Bald eine krumme Schlange ist/
Esa. 27. v. 1. Eine schlechte Schlange ist er/ wenn er die GewaltEsa. 27, 1.
braucht wider die Kinder Gottes/ wenn er Krieg erregt/ und uns mit
dem Schwert zu erwürgen sich bemühet. Eine krumme Schlan-
ge ist er/
wenn er listig sich erweiset/ und sich zum Engel des
Liechts verstellet/
2. Cor. 11. v. 14. Beyderley Gestalt hat er bey2. Cor. 11, 14.
den Jüden gehabt/ und geführet. Einmahl wolte er kurtzümb den
Tempelbaw durch eusserliche Gewalt verhindern/ in dem er die be-
nachbarten Völcker auffwiegelte/ daß sie sich dawider setzeten. Als
dieses nicht wolte den Stich halten/ wendete er sich auff die andere
Seite/ und bemühete sich durch Verkleinerung des newen Gebäw-
des die Jüden mürbe zu machen/ ob es vielleicht sache were/ daß sie
selbst zurück sprüngen/ und des Wercks überdrüssig würden Ohne
Zweifel wird er ihnen viel haben vorgeplaudert/ und gesagt: Ey
ihr treffet es traun nicht/ ihr werdet ewren Gott mit einem so gar
geringschätzigen Tempel wenig ehren. Habt ihr denn nicht ge-Esa. 60, 10.
11. 12. 13.

lesen den Propheten Esaiam? Spricht nicht derselbige im 60.
Capitel vers. 10. 11. 12. 13. Fremb de werden deine Mawren bau-
en/ und ihre Könige werden dir dienen. Vnd deine Tho-

re
V 2

Vber den Propheten Haggai.
gelegt hatten/ wie wir leſen 2. Reg. 25. v. 9. iſt ein ſtatlich Gebaͤwde2. Reg. 25, 9.
geweſen/ der Newe gleichte ihme nicht. Auff Befehl Cyri ſolte man
den Grund legen zur Hoͤhe ſechzig Ellen/ und zur Weite
auch ſechtzig Ellen/
Eſræ 6. v. 3. Vielleicht/ daß er nicht als einEſræ. 6, 3.
Schloß und Burg ſolte gebawet werden/ wie etzliche muthmaſſen:
Hingegen war der erſte Tempel zwiefach ſo hoch/ 2. Chron. 3. v. 4.2. Chron. 3, 4
Salomonis Tempel ward gebawet von wol polirten Steinen: All-
hier bey Auffrichtung des andern Tempels/ muſte man brauchen nur
gemeine Steine: Zugeſchweigen anderer Vorzüge des erſten Hau-
ſes GOttes. Aber es war eben daran nicht gelegen/ ſondern es ſol-
te der andere Tempel aus andern Vrſachen viel herrlicher werden/
als der erſte geweſen war/ wie wir an ſeinem Orte hoͤren werden.

Mercker/ daß der Satan auff mancherley Weiſe ſich unterſte-USUS.
het die Menſchen zu faͤllen/ wie denn dieſer Leviathan bald eine
ſchlechte Schlange:
Bald eine krumme Schlange iſt/
Eſa. 27. v. 1. Eine ſchlechte Schlange iſt er/ wenn er die GewaltEſa. 27, 1.
braucht wider die Kinder Gottes/ wenn er Krieg erregt/ und uns mit
dem Schwert zu erwuͤrgen ſich bemuͤhet. Eine krumme Schlan-
ge iſt er/
wenn er liſtig ſich erweiſet/ und ſich zum Engel des
Liechts verſtellet/
2. Cor. 11. v. 14. Beyderley Geſtalt hat er bey2. Cor. 11, 14.
den Jüden gehabt/ und gefuͤhret. Einmahl wolte er kurtzuͤmb den
Tempelbaw durch euſſerliche Gewalt verhindern/ in dem er die be-
nachbarten Voͤlcker auffwiegelte/ daß ſie ſich dawider ſetzeten. Als
dieſes nicht wolte den Stich halten/ wendete er ſich auff die andere
Seite/ und bemuͤhete ſich durch Verkleinerung des newen Gebaͤw-
des die Juͤden muͤrbe zu machen/ ob es vielleicht ſache were/ daß ſie
ſelbſt zuruͤck ſpruͤngen/ und des Wercks überdruͤſſig wuͤrden Ohne
Zweifel wird er ihnen viel haben vorgeplaudert/ und geſagt: Ey
ihr treffet es traun nicht/ ihr werdet ewren Gott mit einem ſo gar
geringſchaͤtzigen Tempel wenig ehren. Habt ihr denn nicht ge-Eſa. 60, 10.
11. 12. 13.

leſen den Propheten Eſaiam? Spricht nicht derſelbige im 60.
Capitel verſ. 10. 11. 12. 13. Fremb de werden deine Mawren bau-
en/ und ihre Koͤnige werden dir dienen. Vnd deine Tho-

re
V 2
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[155/0175] Vber den Propheten Haggai. gelegt hatten/ wie wir leſen 2. Reg. 25. v. 9. iſt ein ſtatlich Gebaͤwde geweſen/ der Newe gleichte ihme nicht. Auff Befehl Cyri ſolte man den Grund legen zur Hoͤhe ſechzig Ellen/ und zur Weite auch ſechtzig Ellen/ Eſræ 6. v. 3. Vielleicht/ daß er nicht als ein Schloß und Burg ſolte gebawet werden/ wie etzliche muthmaſſen: Hingegen war der erſte Tempel zwiefach ſo hoch/ 2. Chron. 3. v. 4. Salomonis Tempel ward gebawet von wol polirten Steinen: All- hier bey Auffrichtung des andern Tempels/ muſte man brauchen nur gemeine Steine: Zugeſchweigen anderer Vorzüge des erſten Hau- ſes GOttes. Aber es war eben daran nicht gelegen/ ſondern es ſol- te der andere Tempel aus andern Vrſachen viel herrlicher werden/ als der erſte geweſen war/ wie wir an ſeinem Orte hoͤren werden. 2. Reg. 25, 9. Eſræ. 6, 3. 2. Chron. 3, 4 Mercker/ daß der Satan auff mancherley Weiſe ſich unterſte- het die Menſchen zu faͤllen/ wie denn dieſer Leviathan bald eine ſchlechte Schlange: Bald eine krumme Schlange iſt/ Eſa. 27. v. 1. Eine ſchlechte Schlange iſt er/ wenn er die Gewalt braucht wider die Kinder Gottes/ wenn er Krieg erregt/ und uns mit dem Schwert zu erwuͤrgen ſich bemuͤhet. Eine krumme Schlan- ge iſt er/ wenn er liſtig ſich erweiſet/ und ſich zum Engel des Liechts verſtellet/ 2. Cor. 11. v. 14. Beyderley Geſtalt hat er bey den Jüden gehabt/ und gefuͤhret. Einmahl wolte er kurtzuͤmb den Tempelbaw durch euſſerliche Gewalt verhindern/ in dem er die be- nachbarten Voͤlcker auffwiegelte/ daß ſie ſich dawider ſetzeten. Als dieſes nicht wolte den Stich halten/ wendete er ſich auff die andere Seite/ und bemuͤhete ſich durch Verkleinerung des newen Gebaͤw- des die Juͤden muͤrbe zu machen/ ob es vielleicht ſache were/ daß ſie ſelbſt zuruͤck ſpruͤngen/ und des Wercks überdruͤſſig wuͤrden Ohne Zweifel wird er ihnen viel haben vorgeplaudert/ und geſagt: Ey ihr treffet es traun nicht/ ihr werdet ewren Gott mit einem ſo gar geringſchaͤtzigen Tempel wenig ehren. Habt ihr denn nicht ge- leſen den Propheten Eſaiam? Spricht nicht derſelbige im 60. Capitel verſ. 10. 11. 12. 13. Fremb de werden deine Mawren bau- en/ und ihre Koͤnige werden dir dienen. Vnd deine Tho- re USUS. Eſa. 27, 1. 2. Cor. 11, 14. Eſa. 60, 10. 11. 12. 13. V 2

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/175>, abgerufen am 26.11.2024.