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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Die sechste Predigt/
Es. 55, 10. 11.
Es.
65, 23.
gelingen/ darzu Jchs sende/ Esa. 55. vers. 10. 11. Summa/ die
Auserwehlten sollen nicht umbsonst arbeiten/
Esa. 65. v. 23.
Widerlegt werden die jenigen Calvinisten/ welche zwischen Gottes
Wort/ und der Prediger Wort haben unterscheiden wollen/ denen
auch etzliche ihres Mittels selber widersprechen. Aber in unserm
Text muß die Rede Haggai so viel gelten/ als die Stimme des
Herrn; Es bleibet auch wol bey dem Ausspruch Chrjsti:
Luc. 10, 16.Wer euch höret/ der höret mich/ Luc. 10. v. 16. Das heisset ja
das liebe Predigampt hoch erheben/ und groß machen/ damit ieder-
man darauff ein Auge haben/ und an der geringen Gestalt der Die-
ner Gottes sich nicht ärgern möchte. Gnug ist es/ daß unsere Pre-
digt dir so viel gelten soll/ als redete Gott selbst vom Himmel herab/
oder predigte der Herr Christus in eigner Person; denn Stel-
sorger führen eben das Wort/ welches er geführet hat/ und neh-
mens Jhm gleichsam aus seinem Munde: Sie sind seine Worthal-
ter/ und können durch die Predigt selig machen sich selbst/
1. Tim. 4, 16.und die sie hören/ 1. Tim. 4. v. 16.

III.
Converso-
run affectum.

Vors Dritte und letzte/ beschreibet allhier der Geist Got-
tes/ Conversorum affectum: Das Hertz und Gemüth der
bekehrten Jüden/
wie es damit nach des Haggai erster Predigt
beschaffen gewesen. Vnd das Volck furchte den HErrn/
stehet im Texte. Sie haben sich gefürchtet für dem Angesicht des
Herrn/ dasselbige war gegen die Bußfertigen gnädig/ und gegen
die Halsstarrigen zornig/ wie aus des lieben Haggai Predigt wol
zu vernehmen war. Jn seiner Sprache stehet [fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen] [fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen], welches
Tremellius gedolmetschet hat/ a facie Jehovae, für dem Augesicht
Vide Cent.
4. Magdeb.
cap. 5. col.
374.
Aug. Tom.
VI. Oper.
col.
24. & 25.
des Herrn. Pagninus aber/ a faciebus Domini, für den Ange-
sichtern des Herrn. Von denen Anthropomorphiten lieset
man/ daß sie GOtt dem Allmächtigen menschliche Gliedmassen het-
ten zugelegt und angetichtet. Dieser Leute gedencket Augustinus
Tom. VI. Oper. Lib. de Haeresibus, ad Quodvultdeum, col. 24.
& 25. num.
50. da er eben diesen erzehlten Jrrthumb ihnen zumisset.
Wiewol er sie auch unter die Ketzer zehlet/ so gedenckt er doch darbey/

daß

Die ſechſte Predigt/
Eſ. 55, 10. 11.
Eſ.
65, 23.
gelingen/ darzu Jchs ſende/ Eſa. 55. verſ. 10. 11. Summa/ die
Auserwehlten ſollen nicht umbſonſt arbeiten/
Eſa. 65. v. 23.
Widerlegt werden die jenigen Calviniſten/ welche zwiſchen Gottes
Wort/ und der Prediger Wort haben unterſcheiden wollen/ denen
auch etzliche ihres Mittels ſelber widerſprechen. Aber in unſerm
Text muß die Rede Haggai ſo viel gelten/ als die Stimme des
Herrn; Es bleibet auch wol bey dem Ausſpruch Chrjſti:
Luc. 10, 16.Wer euch hoͤret/ der hoͤret mich/ Luc. 10. v. 16. Das heiſſet ja
das liebe Predigampt hoch erheben/ und groß machen/ damit ieder-
man darauff ein Auge haben/ und an der geringen Geſtalt der Die-
ner Gottes ſich nicht aͤrgern moͤchte. Gnug iſt es/ daß unſere Pre-
digt dir ſo viel gelten ſoll/ als redete Gott ſelbſt vom Himmel herab/
oder predigte der Herr Chriſtus in eigner Perſon; denn Stel-
ſorger fuͤhren eben das Wort/ welches er gefuͤhret hat/ und neh-
mens Jhm gleichſam aus ſeinem Munde: Sie ſind ſeine Worthal-
ter/ und koͤnnen durch die Predigt ſelig machen ſich ſelbſt/
1. Tim. 4, 16.und die ſie hoͤren/ 1. Tim. 4. v. 16.

III.
Converſo-
rũ affectum.

Vors Dritte und letzte/ beſchreibet allhier der Geiſt Got-
tes/ Converſorum affectum: Das Hertz und Gemuͤth der
bekehrten Juͤden/
wie es damit nach des Haggai erſter Predigt
beſchaffen geweſen. Vnd das Volck furchte den HErrn/
ſtehet im Texte. Sie haben ſich gefuͤrchtet für dem Angeſicht des
Herrn/ daſſelbige war gegen die Bußfertigen gnaͤdig/ und gegen
die Halsſtarrigen zornig/ wie aus des lieben Haggai Predigt wol
zu vernehmen war. Jn ſeiner Sprache ſtehet [fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen] [fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen], welches
Tremellius gedolmetſchet hat/ à facie Jehovæ, fuͤr dem Augeſicht
Vide Cent.
4. Magdeb.
cap. 5. col.
374.
Aug. Tom.
VI. Oper.
col.
24. & 25.
des Herrn. Pagninus aber/ à faciebus Domini, fuͤr den Ange-
ſichtern des Herrn. Von denen Anthropomorphiten lieſet
man/ daß ſie GOtt dem Allmächtigen menſchliche Gliedmaſſen het-
ten zugelegt und angetichtet. Dieſer Leute gedencket Auguſtinus
Tom. VI. Oper. Lib. de Hæreſibus, ad Quodvultdeum, col. 24.
& 25. num.
50. da er eben dieſen erzehlten Jrrthumb ihnen zumiſſet.
Wiewol er ſie auch unter die Ketzer zehlet/ ſo gedenckt er doch darbey/

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[108/0128] Die ſechſte Predigt/ gelingen/ darzu Jchs ſende/ Eſa. 55. verſ. 10. 11. Summa/ die Auserwehlten ſollen nicht umbſonſt arbeiten/ Eſa. 65. v. 23. Widerlegt werden die jenigen Calviniſten/ welche zwiſchen Gottes Wort/ und der Prediger Wort haben unterſcheiden wollen/ denen auch etzliche ihres Mittels ſelber widerſprechen. Aber in unſerm Text muß die Rede Haggai ſo viel gelten/ als die Stimme des Herrn; Es bleibet auch wol bey dem Ausſpruch Chrjſti: Wer euch hoͤret/ der hoͤret mich/ Luc. 10. v. 16. Das heiſſet ja das liebe Predigampt hoch erheben/ und groß machen/ damit ieder- man darauff ein Auge haben/ und an der geringen Geſtalt der Die- ner Gottes ſich nicht aͤrgern moͤchte. Gnug iſt es/ daß unſere Pre- digt dir ſo viel gelten ſoll/ als redete Gott ſelbſt vom Himmel herab/ oder predigte der Herr Chriſtus in eigner Perſon; denn Stel- ſorger fuͤhren eben das Wort/ welches er gefuͤhret hat/ und neh- mens Jhm gleichſam aus ſeinem Munde: Sie ſind ſeine Worthal- ter/ und koͤnnen durch die Predigt ſelig machen ſich ſelbſt/ und die ſie hoͤren/ 1. Tim. 4. v. 16. Eſ. 55, 10. 11. Eſ. 65, 23. Luc. 10, 16. 1. Tim. 4, 16. Vors Dritte und letzte/ beſchreibet allhier der Geiſt Got- tes/ Converſorum affectum: Das Hertz und Gemuͤth der bekehrten Juͤden/ wie es damit nach des Haggai erſter Predigt beſchaffen geweſen. Vnd das Volck furchte den HErrn/ ſtehet im Texte. Sie haben ſich gefuͤrchtet für dem Angeſicht des Herrn/ daſſelbige war gegen die Bußfertigen gnaͤdig/ und gegen die Halsſtarrigen zornig/ wie aus des lieben Haggai Predigt wol zu vernehmen war. Jn ſeiner Sprache ſtehet ____ ____, welches Tremellius gedolmetſchet hat/ à facie Jehovæ, fuͤr dem Augeſicht des Herrn. Pagninus aber/ à faciebus Domini, fuͤr den Ange- ſichtern des Herrn. Von denen Anthropomorphiten lieſet man/ daß ſie GOtt dem Allmächtigen menſchliche Gliedmaſſen het- ten zugelegt und angetichtet. Dieſer Leute gedencket Auguſtinus Tom. VI. Oper. Lib. de Hæreſibus, ad Quodvultdeum, col. 24. & 25. num. 50. da er eben dieſen erzehlten Jrrthumb ihnen zumiſſet. Wiewol er ſie auch unter die Ketzer zehlet/ ſo gedenckt er doch darbey/ daß Vide Cent. 4. Magdeb. cap. 5. col. 374. Aug. Tom. VI. Oper. col. 24. & 25.

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/128>, abgerufen am 26.11.2024.