Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Die fünffte Predigt/ tale eingehen lassen/ und denen Armen das Brot aus dem Mundegenommen/ oder zum wenigsten sich nicht genugsam bemühet hat/ die Besoldungen abzuführen/ und alte Stifftungen einzubringen. Gutes und fruchtbares Wetter gehöret zur vierdten Bitte/ und zum täglichen Brot: Desselbigen sind wir zwar ohne dis nicht werth/ habens auch nicht verdienet/ sondern GOtt giebis uns alles aus Gnaden. Aber wer erkennet solches recht? Wer leget das jenige wol an/ welches ihm GOtt aus lauter Barmhertzig- keit schencket? Selten ist iemand zu finden/ der solches thut. Hat man gleich an einem und dem andern Orth etwas zu fodern/ ist doch nichts zu erheben/ man machet alles unmüglich. Was sol ich über dis sagen von Mildigkeit und Freygebigkeit/ die zumal denen/ welche dieser Welt Güter haben/ wol anstehet? Da ist niemand daheime/ so iemand anklopffet/ und sich als ein Dürfftiger anmeldet. Fast kein Brunnen wil mehr quellen: Da es zu manchen Zeiten gleich sam Wolthaten starck geregnet/ wil es itzo nicht mehr tröpffeln. Sum- ma/ es ist hin und wieder eine Dürre zu spüren/ die gewiß Gott der Herr wiederumb mit Dürre/ oder auff eine andere weise schreck- lich straffen wird. Dis mercket wol/ und bessert euch. O Land/ Jer. 22, 29.Land/ Land/ höre des HERRN Wort/ Jerem. 22. vers. 29. Morborum gravitas. Die fünffte und letzte Straffe die Haggai allhier berüh- geschaf-
Die fuͤnffte Predigt/ tale eingehen laſſen/ und denen Armen das Brot aus dem Mundegenommen/ oder zum wenigſten ſich nicht genugſam bemuͤhet hat/ die Beſoldungen abzufuͤhren/ und alte Stifftungen einzubringen. Gutes und fruchtbares Wetter gehoͤret zur vierdten Bitte/ und zum taͤglichen Brot: Deſſelbigen ſind wir zwar ohne dis nicht werth/ habens auch nicht verdienet/ ſondern GOtt giebis uns alles aus Gnaden. Aber wer erkennet ſolches recht? Wer leget das jenige wol an/ welches ihm GOtt aus lauter Barmhertzig- keit ſchencket? Selten iſt iemand zu finden/ der ſolches thut. Hat man gleich an einem und dem andern Orth etwas zu fodern/ iſt doch nichts zu erheben/ man machet alles unmuͤglich. Was ſol ich uͤber dis ſagen von Mildigkeit und Freygebigkeit/ die zumal denen/ welche dieſer Welt Guͤter haben/ wol anſtehet? Da iſt niemand daheime/ ſo iemand anklopffet/ und ſich als ein Duͤrfftiger anmeldet. Faſt kein Brunnen wil mehr quellen: Da es zu manchen Zeiten gleich ſam Wolthaten ſtarck geregnet/ wil es itzo nicht mehr troͤpffeln. Sum- ma/ es iſt hin und wieder eine Duͤrre zu ſpuͤren/ die gewiß Gott der Herr wiederumb mit Duͤrre/ oder auff eine andere weiſe ſchreck- lich ſtraffen wird. Dis mercket wol/ und beſſert euch. O Land/ Jer. 22, 29.Land/ Land/ hoͤre des HERRN Wort/ Jerem. 22. verſ. 29. Morborum gravitas. Die fuͤnffte und letzte Straffe die Haggai allhier beruͤh- geſchaf-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0114" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die fuͤnffte Predigt/</hi></fw><lb/> tale eingehen laſſen/ und denen Armen das Brot aus dem Munde<lb/> genommen/ oder zum wenigſten ſich nicht genugſam bemuͤhet hat/<lb/> die Beſoldungen abzufuͤhren/ und alte Stifftungen einzubringen.<lb/> Gutes und fruchtbares Wetter gehoͤret zur vierdten Bitte/ und<lb/> zum taͤglichen Brot: <hi rendition="#fr">Deſſelbigen ſind wir zwar ohne dis nicht<lb/> werth/ habens auch nicht verdienet/ ſondern GOtt giebis<lb/> uns alles aus Gnaden.</hi> Aber wer erkennet ſolches recht? Wer<lb/> leget das jenige wol an/ welches ihm GOtt aus lauter Barmhertzig-<lb/> keit ſchencket? Selten iſt iemand zu finden/ der ſolches thut. Hat<lb/> man gleich an einem und dem andern Orth etwas zu fodern/ iſt doch<lb/> nichts zu erheben/ man machet alles unmuͤglich. Was ſol ich uͤber dis<lb/> ſagen von Mildigkeit und Freygebigkeit/ die zumal denen/ welche<lb/> dieſer Welt Guͤter haben/ wol anſtehet? Da iſt niemand daheime/<lb/> ſo iemand anklopffet/ und ſich als ein Duͤrfftiger anmeldet. Faſt<lb/> kein Brunnen wil mehr quellen: Da es zu manchen Zeiten gleich ſam<lb/> Wolthaten ſtarck geregnet/ wil es itzo nicht mehr troͤpffeln. Sum-<lb/> ma/ es iſt hin und wieder eine Duͤrre zu ſpuͤren/ die gewiß Gott der<lb/><hi rendition="#k">Herr</hi> wiederumb mit Duͤrre/ oder auff eine andere weiſe ſchreck-<lb/> lich ſtraffen wird. Dis mercket wol/ und beſſert euch. <hi rendition="#fr">O Land/</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Jer.</hi> 22, 29.</hi></note><hi rendition="#fr">Land/ Land/ hoͤre des <hi rendition="#g">HERRN</hi> Wort/</hi> Jerem. 22.<lb/> verſ. 29.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">V.<lb/> Morborum<lb/> gravitas.</hi> </hi> </note> <p><hi rendition="#fr">Die fuͤnffte und letzte Straffe die Haggai</hi> allhier beruͤh-<lb/> ret/ iſt <hi rendition="#aq">Morborum gravitas,</hi> <hi rendition="#fr">Allerhand beſchwerliche und ge-<lb/> faͤhrliche Kranckheit. Auch uͤber Leute und Viehe/ und<lb/> uͤber alle Arbeit der Haͤnde ruffet <hi rendition="#g">GOTT</hi> die Duͤrre.</hi><lb/> Es betraff dieſelbige/ Menſchen und Viehe/ die fielen dahin und<lb/> ſturben/ ehe man ſich deſſen verſahe: Wie denn der zornige GOtt<lb/> viel Mittel und Wege zu ſtraffen hat/ wenn man Jhm ſeine Ehre<lb/> geraubet hat/ auch fehlets Jhm an Ruthen und Pettſchen nicht/ da-<lb/> mit er auff die Verbrecher koͤnne zuſchlagen: wenn <hi rendition="#k">e</hi>r ruffet/ ſo iſt<lb/> bald verhanden Krieg/ Thewrung/ Peſtilentz/ Noth und Todt.<lb/><hi rendition="#fr">Fewer/ Hagel/ Hunger/ Todt/ ſolches alles iſt zur Rache</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">geſchaf-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0114]
Die fuͤnffte Predigt/
tale eingehen laſſen/ und denen Armen das Brot aus dem Munde
genommen/ oder zum wenigſten ſich nicht genugſam bemuͤhet hat/
die Beſoldungen abzufuͤhren/ und alte Stifftungen einzubringen.
Gutes und fruchtbares Wetter gehoͤret zur vierdten Bitte/ und
zum taͤglichen Brot: Deſſelbigen ſind wir zwar ohne dis nicht
werth/ habens auch nicht verdienet/ ſondern GOtt giebis
uns alles aus Gnaden. Aber wer erkennet ſolches recht? Wer
leget das jenige wol an/ welches ihm GOtt aus lauter Barmhertzig-
keit ſchencket? Selten iſt iemand zu finden/ der ſolches thut. Hat
man gleich an einem und dem andern Orth etwas zu fodern/ iſt doch
nichts zu erheben/ man machet alles unmuͤglich. Was ſol ich uͤber dis
ſagen von Mildigkeit und Freygebigkeit/ die zumal denen/ welche
dieſer Welt Guͤter haben/ wol anſtehet? Da iſt niemand daheime/
ſo iemand anklopffet/ und ſich als ein Duͤrfftiger anmeldet. Faſt
kein Brunnen wil mehr quellen: Da es zu manchen Zeiten gleich ſam
Wolthaten ſtarck geregnet/ wil es itzo nicht mehr troͤpffeln. Sum-
ma/ es iſt hin und wieder eine Duͤrre zu ſpuͤren/ die gewiß Gott der
Herr wiederumb mit Duͤrre/ oder auff eine andere weiſe ſchreck-
lich ſtraffen wird. Dis mercket wol/ und beſſert euch. O Land/
Land/ Land/ hoͤre des HERRN Wort/ Jerem. 22.
verſ. 29.
Jer. 22, 29.
Die fuͤnffte und letzte Straffe die Haggai allhier beruͤh-
ret/ iſt Morborum gravitas, Allerhand beſchwerliche und ge-
faͤhrliche Kranckheit. Auch uͤber Leute und Viehe/ und
uͤber alle Arbeit der Haͤnde ruffet GOTT die Duͤrre.
Es betraff dieſelbige/ Menſchen und Viehe/ die fielen dahin und
ſturben/ ehe man ſich deſſen verſahe: Wie denn der zornige GOtt
viel Mittel und Wege zu ſtraffen hat/ wenn man Jhm ſeine Ehre
geraubet hat/ auch fehlets Jhm an Ruthen und Pettſchen nicht/ da-
mit er auff die Verbrecher koͤnne zuſchlagen: wenn er ruffet/ ſo iſt
bald verhanden Krieg/ Thewrung/ Peſtilentz/ Noth und Todt.
Fewer/ Hagel/ Hunger/ Todt/ ſolches alles iſt zur Rache
geſchaf-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |