Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Tröstliche Auslegung deine Wohnung behalten hättest? Was habe ichgethan/ wie übel habe ich es versehen/ daß ich diesen erfreulichen Gast nicht verwahret/ und in acht ge- nommen habe? O wie bin ich in so eine grosse Wü- steney und dürres Land gerathen/ da kein Wasser und Erqvickung ist? Doch allerliebster Heiland/ ich kenne dein brüderliches Hertz/ du stehest hinter dem Gitter verborgen/ und siehest mein Elend mitleidig an/ wie ich nach himmlischen Trost so begierig her- umb lauffe; Die Sonne scheinet mir nicht. HErr ich ruff dich mit Verlangen wieder/ kehre doch und bleibe bey mir/ sonst möchte es gar Abend/ ja finstere Nacht in meinem Hertzen werden. Eile mit deiner lieblichen Gegenwart/ ich will dich fest halten mit wahrem Glauben/ komm zu mir und verzeuch nicht mich zu erfreuen/ Amen. Tröstliche Auslegung des H. Vater unsers. Joh. Arnd. OMein hertzlieber Vater im Himmel/ welche eine Güte
Tröſtliche Auslegung deine Wohnung behalten hätteſt? Was habe ichgethan/ wie übel habe ich es verſehen/ daß ich dieſen erfreulichen Gaſt nicht verwahret/ und in acht ge- nommen habe? O wie bin ich in ſo eine groſſe Wü- ſteney und dürres Land gerathen/ da kein Waſſer und Erqvickung iſt? Doch allerliebſter Heiland/ ich kenne dein brüderliches Hertz/ du ſteheſt hinter dem Gitter verborgen/ und ſieheſt mein Elend mitleidig an/ wie ich nach himmliſchen Troſt ſo begierig her- umb lauffe; Die Sonne ſcheinet mir nicht. HErr ich ruff dich mit Verlangen wieder/ kehre doch und bleibe bey mir/ ſonſt möchte es gar Abend/ ja finſtere Nacht in meinem Hertzen werden. Eile mit deiner lieblichen Gegenwart/ ich will dich feſt halten mit wahrem Glauben/ komm zu mir und verzeuch nicht mich zu erfreuen/ Amen. Tröſtliche Auslegung des H. Vater unſers. Joh. Arnd. OMein hertzlieber Vater im Him̃el/ welche eine Güte
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Tröſtliche Auslegung
deine Wohnung behalten hätteſt? Was habe ich
gethan/ wie übel habe ich es verſehen/ daß ich dieſen
erfreulichen Gaſt nicht verwahret/ und in acht ge-
nommen habe? O wie bin ich in ſo eine groſſe Wü-
ſteney und dürres Land gerathen/ da kein Waſſer
und Erqvickung iſt? Doch allerliebſter Heiland/ ich
kenne dein brüderliches Hertz/ du ſteheſt hinter dem
Gitter verborgen/ und ſieheſt mein Elend mitleidig
an/ wie ich nach himmliſchen Troſt ſo begierig her-
umb lauffe; Die Sonne ſcheinet mir nicht. HErr
ich ruff dich mit Verlangen wieder/ kehre doch und
bleibe bey mir/ ſonſt möchte es gar Abend/ ja finſtere
Nacht in meinem Hertzen werden. Eile mit deiner
lieblichen Gegenwart/ ich will dich feſt halten mit
wahrem Glauben/ komm zu mir und verzeuch nicht
mich zu erfreuen/ Amen.
Tröſtliche Auslegung des H. Vater unſers.
Joh. Arnd.
OMein hertzlieber Vater im Him̃el/ welche eine
groſſe Liebe haſt du mir erzeiget/ daß ich dein
Kind ſeyn ſoll/ und du mein Vater ſeyn wilt/
daß du umb deines lieben Sohns unſers HErrn
JEſu Chriſti willen/ mich zum Kinde und Erben
aller deiner himmliſchen Güter angenommen haſt/
gib mir ein kindlich Hertz gegen dich/ gleich wie du
ein getreues Vater – Hertz haſt gegen mich/ daß ich
all mein Vertrauen auff dich ſetze/ daß ich dich hertz-
lich liebe/ kindlich fürchte/ demütiglich ehre/ und dir
in allen Dingen gehorſam ſey/ daß ich meinen höch-
ſten Troſt/ Luſt und Freude an dir habe/ und wenn
ich arm und elend bin/ kranck und verfolget werde/
wenn ich in Todes-Noth gerathe/ ſo laß mich daran
gedencken/ daß ich einen Vater habe/ der allmäch-
tig/ barmhertzig/ gnädig/ gedultig und von groſſer
Güte
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