Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Gebet umb Trost.

voll Jammers/ und mein Leben nahe ist bey der Höl-
len/ ich leide dein Schrecken/ daß ich schier verzage:
Ach HErr/ ich leide Noth/ lindere mirs/ erleuchte
mich mit deinem Liecht und Trost/ daß ich in deinem
Liecht sehen möge das Liecht/ und dein freundlich An-
gesicht; Laß mich saugen und satt werden von den
Brüsten deines Trostes/ und erqvicke mich/ ehe ich
hinfahre/ und nicht mehr hie bin. Ach HErr JEsu
Christe/ du hast alle müde Seelen zu dir geruffen/
sie zu erqvicken: Ach ich bin mühselig und beschwe-
ret/ äusserlich und innerlich/ du bist ja auch zur Zeit
deines Leidens traurig und biß in den Tod betrübet
gewesen/ gezittert/ gezaget/ Angst-blutigen Schweiß
geschwitzet/ und durch einen Engel vom Himmel
gestärcket worden/ darum/ um deiner heiligen See-
len-Angst willen/ mache mich deines Trostes theil-
hafftig/ und laß mich nicht verzagen: Ach HERR/
du bist ja in deinem grösten Leiden mit Gallen und
Essig geträncket worden/ mildere mir meinen bit-
tern Creutz-Tranck/ ja weil du nach deiner Auffer-
stehung deine betrübte Jünger besucht/ ihnen deine
Hände und Füsse/ als Trost-Spiegel/ gezeiget/ so er-
scheine mir auch freundlich und tröstlich/ und ob ich
ja mit Petro fiele/ mit Thoma zweiffelte/ so bitte ich/
HErr/ du wollest mich nicht lassen irre gehen/ son-
dern das verlohrne Schaf suchen/ mir deine Wun-
den in deinen Händen und Füssen/ und in deiner
Seiten zeigen/ daß ich nicht ungläubig/ sondern
gläubig sey/ und mit Thoma sagen möge: Mein
HErr und mein GOtt! und wenn der Satan mir
seine feurige Pfeile ins Hertze scheust/ daß ich ihm wie-
der die Nägel und Speer/ damit deine Wunden er-
öffnet/ ins Hertze schiessen und überwinden möge. O
HErr GOtt Heil. Geist/ du Stärcke der Schwachen/

Trost

Gebet umb Troſt.

voll Jammers/ und mein Leben nahe iſt bey der Höl-
len/ ich leide dein Schrecken/ daß ich ſchier verzage:
Ach HErr/ ich leide Noth/ lindere mirs/ erleuchte
mich mit deinem Liecht und Troſt/ daß ich in deinem
Liecht ſehen möge das Liecht/ und dein freundlich An-
geſicht; Laß mich ſaugen und ſatt werden von den
Brüſten deines Troſtes/ und erqvicke mich/ ehe ich
hinfahre/ und nicht mehr hie bin. Ach HErr JEſu
Chriſte/ du haſt alle müde Seelen zu dir geruffen/
ſie zu erqvicken: Ach ich bin mühſelig und beſchwe-
ret/ äuſſerlich und innerlich/ du biſt ja auch zur Zeit
deines Leidens traurig und biß in den Tod betrübet
geweſen/ gezittert/ gezaget/ Angſt-blutigen Schweiß
geſchwitzet/ und durch einen Engel vom Himmel
geſtärcket worden/ darum/ um deiner heiligen See-
len-Angſt willen/ mache mich deines Troſtes theil-
hafftig/ und laß mich nicht verzagen: Ach HERR/
du biſt ja in deinem gröſten Leiden mit Gallen und
Eſſig geträncket worden/ mildere mir meinen bit-
tern Creutz-Tranck/ ja weil du nach deiner Auffer-
ſtehung deine betrübte Jünger beſucht/ ihnen deine
Hände und Füſſe/ als Troſt-Spiegel/ gezeiget/ ſo er-
ſcheine mir auch freundlich und tröſtlich/ und ob ich
ja mit Petro fiele/ mit Thoma zweiffelte/ ſo bitte ich/
HErr/ du wolleſt mich nicht laſſen irre gehen/ ſon-
dern das verlohrne Schaf ſuchen/ mir deine Wun-
den in deinen Händen und Füſſen/ und in deiner
Seiten zeigen/ daß ich nicht ungläubig/ ſondern
gläubig ſey/ und mit Thoma ſagen möge: Mein
HErr und mein GOtt! und wenn der Satan mir
ſeine feurige Pfeile ins Hertze ſcheuſt/ daß ich ihm wie-
der die Nägel und Speer/ damit deine Wunden er-
öffnet/ ins Hertze ſchieſſen und überwinden möge. O
HErꝛ GOtt Heil. Geiſt/ du Stärcke der Schwachen/

Troſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0910" n="872"/><fw place="top" type="header">Gebet umb Tro&#x017F;t.</fw><lb/>
voll Jammers/ und mein Leben nahe i&#x017F;t bey der Höl-<lb/>
len/ ich leide dein Schrecken/ daß ich &#x017F;chier verzage:<lb/>
Ach HErr/ ich leide Noth/ lindere mirs/ erleuchte<lb/>
mich mit deinem Liecht und Tro&#x017F;t/ daß ich in deinem<lb/>
Liecht &#x017F;ehen möge das Liecht/ und dein freundlich An-<lb/>
ge&#x017F;icht; Laß mich &#x017F;augen und &#x017F;att werden von den<lb/>
Brü&#x017F;ten deines Tro&#x017F;tes/ und erqvicke mich/ ehe ich<lb/>
hinfahre/ und nicht mehr hie bin. Ach HErr JE&#x017F;u<lb/>
Chri&#x017F;te/ du ha&#x017F;t alle müde Seelen zu dir geruffen/<lb/>
&#x017F;ie zu erqvicken: Ach ich bin müh&#x017F;elig und be&#x017F;chwe-<lb/>
ret/ äu&#x017F;&#x017F;erlich und innerlich/ du bi&#x017F;t ja auch zur Zeit<lb/>
deines Leidens traurig und biß in den Tod betrübet<lb/>
gewe&#x017F;en/ gezittert/ gezaget/ Ang&#x017F;t-blutigen Schweiß<lb/>
ge&#x017F;chwitzet/ und durch einen Engel vom Himmel<lb/>
ge&#x017F;tärcket worden/ darum/ um deiner heiligen See-<lb/>
len-Ang&#x017F;t willen/ mache mich deines Tro&#x017F;tes theil-<lb/>
hafftig/ und laß mich nicht verzagen: Ach HERR/<lb/>
du bi&#x017F;t ja in deinem grö&#x017F;ten Leiden mit Gallen und<lb/>
E&#x017F;&#x017F;ig geträncket worden/ mildere mir meinen bit-<lb/>
tern Creutz-Tranck/ ja weil du nach deiner Auffer-<lb/>
&#x017F;tehung deine betrübte Jünger be&#x017F;ucht/ ihnen deine<lb/>
Hände und Fü&#x017F;&#x017F;e/ als Tro&#x017F;t-Spiegel/ gezeiget/ &#x017F;o er-<lb/>
&#x017F;cheine mir auch freundlich und trö&#x017F;tlich/ und ob ich<lb/>
ja mit Petro fiele/ mit Thoma zweiffelte/ &#x017F;o bitte ich/<lb/>
HErr/ du wolle&#x017F;t mich nicht la&#x017F;&#x017F;en irre gehen/ &#x017F;on-<lb/>
dern das verlohrne Schaf &#x017F;uchen/ mir deine Wun-<lb/>
den in deinen Händen und Fü&#x017F;&#x017F;en/ und in deiner<lb/>
Seiten zeigen/ daß ich nicht ungläubig/ &#x017F;ondern<lb/>
gläubig &#x017F;ey/ und mit Thoma &#x017F;agen möge: Mein<lb/>
HErr und mein GOtt! und wenn der Satan mir<lb/>
&#x017F;eine feurige Pfeile ins Hertze &#x017F;cheu&#x017F;t/ daß ich ihm wie-<lb/>
der die Nägel und Speer/ damit deine Wunden er-<lb/>
öffnet/ ins Hertze &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en und überwinden möge. O<lb/>
HEr&#xA75B; GOtt Heil. Gei&#x017F;t/ du Stärcke der Schwachen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Tro&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[872/0910] Gebet umb Troſt. voll Jammers/ und mein Leben nahe iſt bey der Höl- len/ ich leide dein Schrecken/ daß ich ſchier verzage: Ach HErr/ ich leide Noth/ lindere mirs/ erleuchte mich mit deinem Liecht und Troſt/ daß ich in deinem Liecht ſehen möge das Liecht/ und dein freundlich An- geſicht; Laß mich ſaugen und ſatt werden von den Brüſten deines Troſtes/ und erqvicke mich/ ehe ich hinfahre/ und nicht mehr hie bin. Ach HErr JEſu Chriſte/ du haſt alle müde Seelen zu dir geruffen/ ſie zu erqvicken: Ach ich bin mühſelig und beſchwe- ret/ äuſſerlich und innerlich/ du biſt ja auch zur Zeit deines Leidens traurig und biß in den Tod betrübet geweſen/ gezittert/ gezaget/ Angſt-blutigen Schweiß geſchwitzet/ und durch einen Engel vom Himmel geſtärcket worden/ darum/ um deiner heiligen See- len-Angſt willen/ mache mich deines Troſtes theil- hafftig/ und laß mich nicht verzagen: Ach HERR/ du biſt ja in deinem gröſten Leiden mit Gallen und Eſſig geträncket worden/ mildere mir meinen bit- tern Creutz-Tranck/ ja weil du nach deiner Auffer- ſtehung deine betrübte Jünger beſucht/ ihnen deine Hände und Füſſe/ als Troſt-Spiegel/ gezeiget/ ſo er- ſcheine mir auch freundlich und tröſtlich/ und ob ich ja mit Petro fiele/ mit Thoma zweiffelte/ ſo bitte ich/ HErr/ du wolleſt mich nicht laſſen irre gehen/ ſon- dern das verlohrne Schaf ſuchen/ mir deine Wun- den in deinen Händen und Füſſen/ und in deiner Seiten zeigen/ daß ich nicht ungläubig/ ſondern gläubig ſey/ und mit Thoma ſagen möge: Mein HErr und mein GOtt! und wenn der Satan mir ſeine feurige Pfeile ins Hertze ſcheuſt/ daß ich ihm wie- der die Nägel und Speer/ damit deine Wunden er- öffnet/ ins Hertze ſchieſſen und überwinden möge. O HErꝛ GOtt Heil. Geiſt/ du Stärcke der Schwachen/ Troſt

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription

Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/910
Zitationshilfe:	Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 872. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/910>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.