Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Gebet eines so über die gemeine Cassa gesetzt ist. (die Schätze des Königreichs/ die Renten und Ein-kommen des Landes) unter meine Hände anver- trauet worden. Dieweil ich aber eben dadurch grosser Gefahr unterworffen/ daß mich nicht des Satans Stricke/ durch Geitz oder andere unziem- liche Lüste/ gefangen nehmen/ und zu allerley Mit- teln der Ungerechtigkeit verleiten/ darumb so bitte ich dich/ du wollest deine Gnade über mir halten/ daß ich mich in meinem Beruff treu und auffrichtig erweise/ als ein guter Haushalter/ und nicht das Vertrauen/ das man zu mir gehabt/ zu schanden werden lasse. Laß mich nicht das gemeine Gut für mein eigen Gut halten/ und also daher eigenes Ge- fallens damit schalten und walten/ oder zum Schwel- gen/ Schlemmen und Demmen/ Pracht/ Hoffart und dergleichen/ mich gewehne/ darüber ich zum we- nigsten in bösen Verdacht kommen/ und an meiner Treu und Redligkeit dürffte gezweifelt werden. Vielmehr laß mich im Einnehmen und Ausgeben alles fleißig a Conto bringen/ und gedencken/ daß ich darüber Rechnung zu thun habe/ damit ich dieselbi- ge mit Lob und Ehren ablegen möge/ und mich nicht mit harter Mühe winden müsse/ biß ich durch aller- ley Hilpersgriffe etwas zusammen raspele/ und zum Schein für zuweisen habe. Und wann ich wü- ste/ daß ich auch nicht zur Rechnung würde erfordert werden/ so laß mich doch so verfahren/ daß ich es für dir/ O mein GOtt/ dermaleins verantworten kön- ne/ denn wir doch endlich von allen und ieden unsern Verrichtungen werden Rechenschafft geben müssen. Darauff so laß mich dich allezeit für Augen haben/ und mit einem guten Gewissen für dir handeln und wandeln/ so werde ich für niemand erschrecken dürf- fen/ wenn es hier oder dort zur Verantwortung kom-
Gebet eines ſo über die gemeine Caſſa geſetzt iſt. (die Schätze des Königreichs/ die Renten und Ein-kommen des Landes) unter meine Hände anver- trauet worden. Dieweil ich aber eben dadurch groſſer Gefahr unterworffen/ daß mich nicht des Satans Stricke/ durch Geitz oder andere unziem- liche Lüſte/ gefangen nehmen/ und zu allerley Mit- teln der Ungerechtigkeit verleiten/ darumb ſo bitte ich dich/ du wolleſt deine Gnade über mir halten/ daß ich mich in meinem Beruff treu und auffrichtig erweiſe/ als ein guter Haushalter/ und nicht das Vertrauen/ das man zu mir gehabt/ zu ſchanden werden laſſe. Laß mich nicht das gemeine Gut für mein eigen Gut halten/ und alſo daher eigenes Ge- fallens damit ſchalten uñ walten/ oder zum Schwel- gen/ Schlemmen und Demmen/ Pracht/ Hoffart und dergleichen/ mich gewehne/ darüber ich zum we- nigſten in böſen Verdacht kommen/ und an meiner Treu und Redligkeit dürffte gezweifelt werden. Vielmehr laß mich im Einnehmen und Ausgeben alles fleißig a Conto bringen/ und gedencken/ daß ich darüber Rechnung zu thun habe/ damit ich dieſelbi- ge mit Lob und Ehren ablegen möge/ und mich nicht mit harter Mühe winden müſſe/ biß ich durch aller- ley Hilpersgriffe etwas zuſammen raſpele/ und zum Schein für zuweiſen habe. Und wann ich wü- ſte/ daß ich auch nicht zur Rechnung würde erfordert werden/ ſo laß mich doch ſo verfahren/ daß ich es für dir/ O mein GOtt/ dermaleins verantworten kön- ne/ denn wir doch endlich von allen und ieden unſern Verrichtungen werden Rechenſchafft geben müſſen. Darauff ſo laß mich dich allezeit für Augen haben/ und mit einem guten Gewiſſen für dir handeln und wandeln/ ſo werde ich für niemand erſchrecken dürf- fen/ wenn es hier oder dort zur Verantwortung kom-
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Gebet eines ſo über die gemeine Caſſa geſetzt iſt.
(die Schätze des Königreichs/ die Renten und Ein-
kommen des Landes) unter meine Hände anver-
trauet worden. Dieweil ich aber eben dadurch
groſſer Gefahr unterworffen/ daß mich nicht des
Satans Stricke/ durch Geitz oder andere unziem-
liche Lüſte/ gefangen nehmen/ und zu allerley Mit-
teln der Ungerechtigkeit verleiten/ darumb ſo bitte
ich dich/ du wolleſt deine Gnade über mir halten/
daß ich mich in meinem Beruff treu und auffrichtig
erweiſe/ als ein guter Haushalter/ und nicht das
Vertrauen/ das man zu mir gehabt/ zu ſchanden
werden laſſe. Laß mich nicht das gemeine Gut für
mein eigen Gut halten/ und alſo daher eigenes Ge-
fallens damit ſchalten uñ walten/ oder zum Schwel-
gen/ Schlemmen und Demmen/ Pracht/ Hoffart
und dergleichen/ mich gewehne/ darüber ich zum we-
nigſten in böſen Verdacht kommen/ und an meiner
Treu und Redligkeit dürffte gezweifelt werden.
Vielmehr laß mich im Einnehmen und Ausgeben
alles fleißig a Conto bringen/ und gedencken/ daß ich
darüber Rechnung zu thun habe/ damit ich dieſelbi-
ge mit Lob und Ehren ablegen möge/ und mich nicht
mit harter Mühe winden müſſe/ biß ich durch aller-
ley Hilpersgriffe etwas zuſammen raſpele/ und
zum Schein für zuweiſen habe. Und wann ich wü-
ſte/ daß ich auch nicht zur Rechnung würde erfordert
werden/ ſo laß mich doch ſo verfahren/ daß ich es für
dir/ O mein GOtt/ dermaleins verantworten kön-
ne/ denn wir doch endlich von allen und ieden unſern
Verrichtungen werden Rechenſchafft geben müſſen.
Darauff ſo laß mich dich allezeit für Augen haben/
und mit einem guten Gewiſſen für dir handeln und
wandeln/ ſo werde ich für niemand erſchrecken dürf-
fen/ wenn es hier oder dort zur Verantwortung
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Zitationshilfe: | Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/380>, abgerufen am 22.07.2024. |