Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Morgen-Gebet einer hohen Standes-Person.
solst nach unserm Verdienst/ HErr wer wolte für dir
bleiben? O heiliger/ ewiger/ gütiger/ grosser/ starcker
GOtt/ ich befehle dir nun heute diesen Tag wieder-
umb mich/ und alle die Meinigen/ samt allem/ was
du mir von zeitlichen Gütern gegeben. Himmli-
scher Vater/ wende zu mir dein väterliches Hertz/
umbfahe mich mit väterlicher Liebe/ und segne mich
mit väterlicher Treue. Regiere mich mit deinem
heiligen guten Geist/ daß ich nun mit Freuden
an meinen Beruff gehe/ und alle mein Thun und
Wandel zu deinen Ehren/ zu meiner und der Meini-
gen Wolfahrt/ und zur Liebe meines Nechsten rich-
te. Ich weiß ja/ mein GOtt/ daß des Menschen Thun
nicht stehet in seiner Macht/ und ist in keines Men-
schen Kräfften/ wie er recht wandele/ und seinen
Gang recht richte. Ja/ HErr/ Fleisch und Blut ver-
mag es nicht/ Satan ist uns schwachen Menschen zu
mächtig/ die Welt aber ist betrüglich/ und gehet uns
übel vor in Augen-Lust/ in Fleisches-Lust und hoffär-
tigem Leben. O du anmuthige/ breite/ böse Welt-
lahn/ wie schön gleissest du für unsern Augen/ und
[bi]st doch der nechste Steig zur ewigen Höllenpein.
HErr/ meine Krafft/ leite du mich heute und allezeit
mit deiner rechten Hand/ leuchte du mir heute und
allezeit mit deinem Worte/ führe mich mit deinem
giten Geist/ daß ich gehe auff rechter Bahn. O
GOtt/ du ewiger Erb-HErr in allen Landen/ du
hat mich zum Regenten (Regentin) gesetzet über
deine Söhne und Töchter/ darunter auch viel Witt-
wer und Wäysen/ Elende und Frembdlinge seyn/
die du so wol als mich mit deines lieben Sohns Blut
erlöst hast. O gieb/ daß ich sie mit rechter Treue
meyre/ und ein väterliches (mütterliches) Hertz ge-
gen imen trage/ ja daß ich ein besonderes Auge auff

Kirchen
H 4

Morgen-Gebet einer hohen Standes-Perſon.
ſolſt nach unſerm Verdienſt/ HErr wer wolte für diꝛ
bleiben? O heiliger/ ewiger/ gütiger/ groſſer/ ſtarcker
GOtt/ ich befehle dir nun heute dieſen Tag wieder-
umb mich/ und alle die Meinigen/ ſamt allem/ was
du mir von zeitlichen Gütern gegeben. Himmli-
ſcher Vater/ wende zu mir dein väterliches Hertz/
umbfahe mich mit väterlicher Liebe/ und ſegne mich
mit väterlicher Treue. Regiere mich mit deinem
heiligen guten Geiſt/ daß ich nun mit Freuden
an meinen Beruff gehe/ und alle mein Thun und
Wandel zu deinen Ehren/ zu meiner und der Meini-
gen Wolfahrt/ und zur Liebe meines Nechſten rich-
te. Ich weiß ja/ mein GOtt/ daß des Menſchen Thun
nicht ſtehet in ſeiner Macht/ und iſt in keines Men-
ſchen Kräfften/ wie er recht wandele/ und ſeinen
Gang recht richte. Ja/ HErr/ Fleiſch und Blut ver-
mag es nicht/ Satan iſt uns ſchwachen Menſchen zu
mächtig/ die Welt aber iſt betrüglich/ und gehet uns
übel vor in Augen-Luſt/ in Fleiſches-Luſt und hoffär-
tigem Leben. O du anmuthige/ breite/ böſe Welt-
lahn/ wie ſchön gleiſſeſt du für unſern Augen/ und
[bi]ſt doch der nechſte Steig zur ewigen Höllenpein.
HErr/ meine Krafft/ leite du mich heute und allezeit
mit deiner rechten Hand/ leuchte du mir heute und
allezeit mit deinem Worte/ führe mich mit deinem
giten Geiſt/ daß ich gehe auff rechter Bahn. O
GOtt/ du ewiger Erb-HErr in allen Landen/ du
hat mich zum Regenten (Regentin) geſetzet über
deine Söhne und Töchter/ darunter auch viel Witt-
weꝛ und Wäyſen/ Elende und Frembdlinge ſeyn/
die du ſo wol als mich mit deines lieben Sohns Blut
erlöſt haſt. O gieb/ daß ich ſie mit rechter Treue
meyre/ und ein väterliches (mütterliches) Hertz ge-
gen imen trage/ ja daß ich ein beſonderes Auge auff

Kirchen
H 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0149" n="119"/><fw place="top" type="header">Morgen-Gebet einer hohen Standes-Per&#x017F;on.</fw><lb/>
&#x017F;ol&#x017F;t nach un&#x017F;erm Verdien&#x017F;t/ HErr wer wolte für di&#xA75B;<lb/>
bleiben? O heiliger/ ewiger/ gütiger/ gro&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;tarcker<lb/>
GOtt/ ich befehle dir nun heute die&#x017F;en Tag wieder-<lb/>
umb mich/ und alle die Meinigen/ &#x017F;amt allem/ was<lb/>
du mir von zeitlichen Gütern gegeben. Himmli-<lb/>
&#x017F;cher Vater/ wende zu mir dein väterliches Hertz/<lb/>
umbfahe mich mit väterlicher Liebe/ und &#x017F;egne mich<lb/>
mit väterlicher Treue. Regiere mich mit deinem<lb/>
heiligen guten Gei&#x017F;t/ daß ich nun mit Freuden<lb/>
an meinen Beruff gehe/ und alle mein Thun und<lb/>
Wandel zu deinen Ehren/ zu meiner und der Meini-<lb/>
gen Wolfahrt/ und zur Liebe meines Nech&#x017F;ten rich-<lb/>
te. Ich weiß ja/ mein GOtt/ daß des Men&#x017F;chen Thun<lb/>
nicht &#x017F;tehet in &#x017F;einer Macht/ und i&#x017F;t in keines Men-<lb/>
&#x017F;chen Kräfften/ wie er recht wandele/ und &#x017F;einen<lb/>
Gang recht richte. Ja/ HErr/ Flei&#x017F;ch und Blut ver-<lb/>
mag es nicht/ Satan i&#x017F;t uns &#x017F;chwachen Men&#x017F;chen zu<lb/>
mächtig/ die Welt aber i&#x017F;t betrüglich/ und gehet uns<lb/>
übel vor in Augen-Lu&#x017F;t/ in Flei&#x017F;ches-Lu&#x017F;t und hoffär-<lb/>
tigem Leben. O du anmuthige/ breite/ bö&#x017F;e Welt-<lb/>
lahn/ wie &#x017F;chön glei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t du für un&#x017F;ern Augen/ und<lb/><supplied>bi</supplied>&#x017F;t doch der nech&#x017F;te Steig zur ewigen Höllenpein.<lb/>
HErr/ meine Krafft/ leite du mich heute und allezeit<lb/>
mit deiner rechten Hand/ leuchte du mir heute und<lb/>
allezeit mit deinem Worte/ führe mich mit deinem<lb/>
giten Gei&#x017F;t/ daß ich gehe auff rechter Bahn. O<lb/>
GOtt/ du ewiger Erb-HErr in allen Landen/ du<lb/>
hat mich zum Regenten (Regentin) ge&#x017F;etzet über<lb/>
deine Söhne und Töchter/ darunter auch viel Witt-<lb/>
we&#xA75B; und Wäy&#x017F;en/ Elende und Frembdlinge &#x017F;eyn/<lb/>
die du &#x017F;o wol als mich mit deines lieben Sohns Blut<lb/>
erlö&#x017F;t ha&#x017F;t. O gieb/ daß ich &#x017F;ie mit rechter Treue<lb/>
meyre/ und ein väterliches (mütterliches) Hertz ge-<lb/>
gen imen trage/ ja daß ich ein be&#x017F;onderes Auge auff<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Kirchen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0149] Morgen-Gebet einer hohen Standes-Perſon. ſolſt nach unſerm Verdienſt/ HErr wer wolte für diꝛ bleiben? O heiliger/ ewiger/ gütiger/ groſſer/ ſtarcker GOtt/ ich befehle dir nun heute dieſen Tag wieder- umb mich/ und alle die Meinigen/ ſamt allem/ was du mir von zeitlichen Gütern gegeben. Himmli- ſcher Vater/ wende zu mir dein väterliches Hertz/ umbfahe mich mit väterlicher Liebe/ und ſegne mich mit väterlicher Treue. Regiere mich mit deinem heiligen guten Geiſt/ daß ich nun mit Freuden an meinen Beruff gehe/ und alle mein Thun und Wandel zu deinen Ehren/ zu meiner und der Meini- gen Wolfahrt/ und zur Liebe meines Nechſten rich- te. Ich weiß ja/ mein GOtt/ daß des Menſchen Thun nicht ſtehet in ſeiner Macht/ und iſt in keines Men- ſchen Kräfften/ wie er recht wandele/ und ſeinen Gang recht richte. Ja/ HErr/ Fleiſch und Blut ver- mag es nicht/ Satan iſt uns ſchwachen Menſchen zu mächtig/ die Welt aber iſt betrüglich/ und gehet uns übel vor in Augen-Luſt/ in Fleiſches-Luſt und hoffär- tigem Leben. O du anmuthige/ breite/ böſe Welt- lahn/ wie ſchön gleiſſeſt du für unſern Augen/ und biſt doch der nechſte Steig zur ewigen Höllenpein. HErr/ meine Krafft/ leite du mich heute und allezeit mit deiner rechten Hand/ leuchte du mir heute und allezeit mit deinem Worte/ führe mich mit deinem giten Geiſt/ daß ich gehe auff rechter Bahn. O GOtt/ du ewiger Erb-HErr in allen Landen/ du hat mich zum Regenten (Regentin) geſetzet über deine Söhne und Töchter/ darunter auch viel Witt- weꝛ und Wäyſen/ Elende und Frembdlinge ſeyn/ die du ſo wol als mich mit deines lieben Sohns Blut erlöſt haſt. O gieb/ daß ich ſie mit rechter Treue meyre/ und ein väterliches (mütterliches) Hertz ge- gen imen trage/ ja daß ich ein beſonderes Auge auff Kirchen H 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/149
Zitationshilfe: Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/149>, abgerufen am 24.08.2024.