Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Betrachtung des Lebens Bitterkeit. ander wird verachtet wegen seines Armuths/ einermißbrauchet seiner Jugend/ der ander verschmachtet in seinem Alter/ einer wird vernichtet durch Kranck- heit/ der ander ist sonsten allerley Elende und Trüb- niß unterworffen. Auff einer Seiten plaget uns der Satan mit Anfechtung/ auff der andern die Welt mit ihrer Heucheley/ auff der dritten unser Fleisch und Blut mit seinen Lüsten/ dadurch gar offt die Hertzen der Menschen verblendet/ vom Glauben abgeführet/ und in Angst und Trauren gebracht werden. Und endlich folget über alle Dinge der grimmige und bittere Tod/ und schaffet also allen Freuden und Unglücke dieses elenden Lebens ein Ende/ daß/ wenn einer todt ist/ so ists/ als wäre er nicht hie gewesen/ und ob nun wohl diß todte und sterb- liche Leben mit erzehlten und viel andern Bitterkeiten und Trübsalen besprenget und erfüllet ist: so lassen sich doch leider so gar viel Menschen die irrdischen Lü- ste einnehmen/ wer den aber mit ihrer vergänglichen und falschen Hoffnung betrogen. Ja es ist das We- sen dieser Welt also betrieglich und elend/ daß es auch die verblendeten Kinder dieser Welt selber sehen und gewahr werden/ und dennoch seynd viel unzehliche Hauffen Thoren und Unweise/ die sich aus dem vergüldeten Becher der vergänglichen Lüste dieser Welt schencken lassen/ und gar truncken werden. Selig aber seynd die jenigen (der man aber wenig findet) die sich seiner Gemeinschafft entschlagen/ die solche geringe Freude verachten/ seine Gesellschafft von sich werffen/ auff daß sie nicht auch mit der Welt verdammet werden. HErr JEsu Christe/ lehre mich recht betrachten/ erkennen und bedencken mein Ende/ behüte mich für irrigen Wegen/ richte meine Füsse auff den Weg des Friedens/ hilff/ daß ich täg- lich
Betrachtung des Lebens Bitterkeit. ander wird verachtet wegen ſeines Armuths/ einermißbrauchet ſeiner Jugend/ der ander verſchmachtet in ſeinem Alter/ einer wird vernichtet durch Kranck- heit/ der ander iſt ſonſten allerley Elende und Trüb- niß unterworffen. Auff einer Seiten plaget uns der Satan mit Anfechtung/ auff der andern die Welt mit ihrer Heucheley/ auff der dritten unſer Fleiſch und Blut mit ſeinen Lüſten/ dadurch gar offt die Hertzen der Menſchen verblendet/ vom Glauben abgeführet/ und in Angſt und Trauren gebracht werden. Und endlich folget über alle Dinge der grimmige und bittere Tod/ und ſchaffet alſo allen Freuden und Unglücke dieſes elenden Lebens ein Ende/ daß/ wenn einer todt iſt/ ſo iſts/ als wäre er nicht hie geweſen/ und ob nun wohl diß todte uñ ſteꝛb- liche Leben mit erzehlten und viel andern Bitterkeiten und Trübſalen beſprenget und erfüllet iſt: ſo laſſen ſich doch leider ſo gar viel Menſchen die irrdiſchen Lü- ſte einnehmen/ wer den aber mit ihrer vergänglichen und falſchen Hoffnung betrogen. Ja es iſt das We- ſen dieſer Welt alſo betrieglich und elend/ daß es auch die verblendeten Kinder dieſer Welt ſelber ſehen und gewahr werden/ und dennoch ſeynd viel unzehliche Hauffen Thoren und Unweiſe/ die ſich aus dem vergüldeten Becher der vergänglichen Lüſte dieſer Welt ſchencken laſſen/ und gar truncken werden. Selig aber ſeynd die jenigen (der man aber wenig findet) die ſich ſeiner Gemeinſchafft entſchlagen/ die ſolche geringe Freude verachten/ ſeine Geſellſchafft von ſich werffen/ auff daß ſie nicht auch mit der Welt verdammet werden. HErr JEſu Chriſte/ lehre mich recht betrachten/ erkennen und bedencken mein Ende/ behüte mich für irrigen Wegen/ richte meine Füſſe auff den Weg des Friedens/ hilff/ daß ich täg- lich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f1394" n="1346"/><fw place="top" type="header">Betrachtung des Lebens Bitterkeit.</fw><lb/> ander wird verachtet wegen ſeines Armuths/ einer<lb/> mißbrauchet ſeiner Jugend/ der ander verſchmachtet<lb/> in ſeinem Alter/ einer wird vernichtet durch Kranck-<lb/> heit/ der ander iſt ſonſten allerley Elende und Trüb-<lb/> niß unterworffen. Auff einer Seiten plaget uns der<lb/> Satan mit Anfechtung/ auff der andern die Welt<lb/> mit ihrer Heucheley/ auff der dritten unſer Fleiſch<lb/> und Blut mit ſeinen Lüſten/ dadurch gar offt die<lb/> Hertzen der Menſchen verblendet/ vom Glauben<lb/> abgeführet/ und in Angſt und Trauren gebracht<lb/> werden. Und endlich folget über alle Dinge der<lb/> grimmige und bittere Tod/ und ſchaffet alſo allen<lb/> Freuden und Unglücke dieſes elenden Lebens ein<lb/> Ende/ daß/ wenn einer todt iſt/ ſo iſts/ als wäre er<lb/> nicht hie geweſen/ und ob nun wohl diß todte uñ ſteꝛb-<lb/> liche Leben mit erzehlten und viel andern Bitterkeiten<lb/> und Trübſalen beſprenget und erfüllet iſt: ſo laſſen<lb/> ſich doch leider ſo gar viel Menſchen die irrdiſchen Lü-<lb/> ſte einnehmen/ wer den aber mit ihrer vergänglichen<lb/> und falſchen Hoffnung betrogen. Ja es iſt das We-<lb/> ſen dieſer Welt alſo betrieglich und elend/ daß es auch<lb/> die verblendeten Kinder dieſer Welt ſelber ſehen und<lb/> gewahr werden/ und dennoch ſeynd viel unzehliche<lb/> Hauffen Thoren und Unweiſe/ die ſich aus dem<lb/> vergüldeten Becher der vergänglichen Lüſte dieſer<lb/> Welt ſchencken laſſen/ und gar truncken werden.<lb/> Selig aber ſeynd die jenigen (der man aber wenig<lb/> findet) die ſich ſeiner Gemeinſchafft entſchlagen/ die<lb/> ſolche geringe Freude verachten/ ſeine Geſellſchafft<lb/> von ſich werffen/ auff daß ſie nicht auch mit der Welt<lb/> verdammet werden. HErr JEſu Chriſte/ lehre<lb/> mich recht betrachten/ erkennen und bedencken mein<lb/> Ende/ behüte mich für irrigen Wegen/ richte meine<lb/> Füſſe auff den Weg des Friedens/ hilff/ daß ich täg-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1346/1394]
Betrachtung des Lebens Bitterkeit.
ander wird verachtet wegen ſeines Armuths/ einer
mißbrauchet ſeiner Jugend/ der ander verſchmachtet
in ſeinem Alter/ einer wird vernichtet durch Kranck-
heit/ der ander iſt ſonſten allerley Elende und Trüb-
niß unterworffen. Auff einer Seiten plaget uns der
Satan mit Anfechtung/ auff der andern die Welt
mit ihrer Heucheley/ auff der dritten unſer Fleiſch
und Blut mit ſeinen Lüſten/ dadurch gar offt die
Hertzen der Menſchen verblendet/ vom Glauben
abgeführet/ und in Angſt und Trauren gebracht
werden. Und endlich folget über alle Dinge der
grimmige und bittere Tod/ und ſchaffet alſo allen
Freuden und Unglücke dieſes elenden Lebens ein
Ende/ daß/ wenn einer todt iſt/ ſo iſts/ als wäre er
nicht hie geweſen/ und ob nun wohl diß todte uñ ſteꝛb-
liche Leben mit erzehlten und viel andern Bitterkeiten
und Trübſalen beſprenget und erfüllet iſt: ſo laſſen
ſich doch leider ſo gar viel Menſchen die irrdiſchen Lü-
ſte einnehmen/ wer den aber mit ihrer vergänglichen
und falſchen Hoffnung betrogen. Ja es iſt das We-
ſen dieſer Welt alſo betrieglich und elend/ daß es auch
die verblendeten Kinder dieſer Welt ſelber ſehen und
gewahr werden/ und dennoch ſeynd viel unzehliche
Hauffen Thoren und Unweiſe/ die ſich aus dem
vergüldeten Becher der vergänglichen Lüſte dieſer
Welt ſchencken laſſen/ und gar truncken werden.
Selig aber ſeynd die jenigen (der man aber wenig
findet) die ſich ſeiner Gemeinſchafft entſchlagen/ die
ſolche geringe Freude verachten/ ſeine Geſellſchafft
von ſich werffen/ auff daß ſie nicht auch mit der Welt
verdammet werden. HErr JEſu Chriſte/ lehre
mich recht betrachten/ erkennen und bedencken mein
Ende/ behüte mich für irrigen Wegen/ richte meine
Füſſe auff den Weg des Friedens/ hilff/ daß ich täg-
lich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |