Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Seufftzer nach der Stadt GOttes. des Nachts in meinem Bette/ den meine Seele lieb-te. Ich suchte/ und habe ihn gefunden: Ich halte Ihn nun/ und wil ihn nicht von mir lassen/ biß daß er mich führe in sein Haus/ und in seine Schlaff- Kammer. O du meine himmlische Mutter/ denn daselbst wirst du mir überflüßiger und vollkömmli- cher geben deine allersüsseste Brüste/ und wirst mich satt machen/ durch deine wunderbarliche Ersätti- gung/ also/ daß ich ferner in Ewigkeit weder Hunger noch Durst haben werde. Wie wol wird es alsdann umb meine Seele stehen/ ja immer und ewig wol/ wenn ich deine Herrligkeit werde anschauen/ deinen seligen Stand/ deine Schöne/ deine Pforten und Mauren/ deine Gassen und vielfältige Wohnun- gen/ deine adeliche Bürger und deinen allmächtig- sten König in seiner Zierde. Denn deine Mauren sind aus edlem Gesteine/ deine Pforten von den besten Perlen/ deine Gassen von dem reinesten Gold/ mit welchen ohn unterlaß das freudige Halle- luja gesungen wird/ deine Wohnungen/ deren viel sind/ mit viereckten Steinen gepflastert/ mit Sap- phiren erbauet/ und mit güldenen Ziegeln bedecket/ darein kömmt keiner/ es sey denn/ daß er rein sey/ kein Befleckter oder Unreiner wohnet da. Du bist gar schön und holdselig in deinen Lust-Freuden/ O Mutter Jerusalem! dergleichen ist gar nichts in dir/ was wir hie leiden/ was wir in diesem elenden Leben für uns sehen. Es ist in dir keine Finsterniß oder Nacht/ noch einige Verwandelung der Zeit/ in dir gehet man nicht mit Laternen/ auch scheinet da weder Mond noch Stern/ sondern GOtt von GOtt/ Licht vom Licht/ die Sonne der Gerechtigkeit erleuchtet dich für und für/ das schneeweisse und un[ - 1 Zeichen fehlt] befleckte Lamm ist dein helles und allerschönstes Licht/
Seufftzer nach der Stadt GOttes. des Nachts in meinem Bette/ den meine Seele lieb-te. Ich ſuchte/ und habe ihn gefunden: Ich halte Ihn nun/ und wil ihn nicht von mir laſſen/ biß daß er mich führe in ſein Haus/ und in ſeine Schlaff- Kammer. O du meine himmliſche Mutter/ denn daſelbſt wirſt du mir überflüßiger und vollkömmli- cher geben deine allerſüſſeſte Brüſte/ und wirſt mich ſatt machen/ durch deine wunderbarliche Erſätti- gung/ alſo/ daß ich ferner in Ewigkeit weder Hunger noch Durſt haben werde. Wie wol wird es alsdann umb meine Seele ſtehen/ ja immer und ewig wol/ wenn ich deine Herrligkeit werde anſchauen/ deinen ſeligen Stand/ deine Schöne/ deine Pforten und Mauren/ deine Gaſſen und vielfältige Wohnun- gen/ deine adeliche Bürger und deinen allmächtig- ſten König in ſeiner Zierde. Denn deine Mauren ſind aus edlem Geſteine/ deine Pforten von den beſten Perlen/ deine Gaſſen von dem reineſten Gold/ mit welchen ohn unterlaß das freudige Halle- luja geſungen wird/ deine Wohnungen/ deren viel ſind/ mit viereckten Steinen gepflaſtert/ mit Sap- phiren erbauet/ und mit güldenen Ziegeln bedecket/ darein kömmt keiner/ es ſey denn/ daß er rein ſey/ kein Befleckter oder Unreiner wohnet da. Du biſt gar ſchön und holdſelig in deinen Luſt-Freuden/ O Mutter Jeruſalem! dergleichen iſt gar nichts in dir/ was wir hie leiden/ was wir in dieſem elenden Leben für uns ſehen. Es iſt in dir keine Finſterniß oder Nacht/ noch einige Verwandelung der Zeit/ in dir gehet man nicht mit Laternen/ auch ſcheinet da weder Mond noch Stern/ ſondern GOtt von GOtt/ Licht vom Licht/ die Sonne der Gerechtigkeit erleuchtet dich für und für/ das ſchneeweiſſe und un[ – 1 Zeichen fehlt] befleckte Lamm iſt dein helles und allerſchönſtes Licht/
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Seufftzer nach der Stadt GOttes.
des Nachts in meinem Bette/ den meine Seele lieb-
te. Ich ſuchte/ und habe ihn gefunden: Ich halte
Ihn nun/ und wil ihn nicht von mir laſſen/ biß daß
er mich führe in ſein Haus/ und in ſeine Schlaff-
Kammer. O du meine himmliſche Mutter/ denn
daſelbſt wirſt du mir überflüßiger und vollkömmli-
cher geben deine allerſüſſeſte Brüſte/ und wirſt mich
ſatt machen/ durch deine wunderbarliche Erſätti-
gung/ alſo/ daß ich ferner in Ewigkeit weder Hunger
noch Durſt haben werde. Wie wol wird es alsdann
umb meine Seele ſtehen/ ja immer und ewig wol/
wenn ich deine Herrligkeit werde anſchauen/ deinen
ſeligen Stand/ deine Schöne/ deine Pforten und
Mauren/ deine Gaſſen und vielfältige Wohnun-
gen/ deine adeliche Bürger und deinen allmächtig-
ſten König in ſeiner Zierde. Denn deine Mauren
ſind aus edlem Geſteine/ deine Pforten von den
beſten Perlen/ deine Gaſſen von dem reineſten
Gold/ mit welchen ohn unterlaß das freudige Halle-
luja geſungen wird/ deine Wohnungen/ deren viel
ſind/ mit viereckten Steinen gepflaſtert/ mit Sap-
phiren erbauet/ und mit güldenen Ziegeln bedecket/
darein kömmt keiner/ es ſey denn/ daß er rein ſey/
kein Befleckter oder Unreiner wohnet da. Du biſt
gar ſchön und holdſelig in deinen Luſt-Freuden/ O
Mutter Jeruſalem! dergleichen iſt gar nichts in
dir/ was wir hie leiden/ was wir in dieſem elenden
Leben für uns ſehen. Es iſt in dir keine Finſterniß
oder Nacht/ noch einige Verwandelung der Zeit/ in
dir gehet man nicht mit Laternen/ auch ſcheinet da
weder Mond noch Stern/ ſondern GOtt von
GOtt/ Licht vom Licht/ die Sonne der Gerechtigkeit
erleuchtet dich für und für/ das ſchneeweiſſe und un_
befleckte Lamm iſt dein helles und allerſchönſtes
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