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Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

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Umb ein seliges Stündlein.
auff deinen armen/ elenden und hungrigen Sohn
aus diesem Elende/ und bringe ihn zu deinem Vater/
nimm auf mich armen Lazarum/ der ich voller Schwe-
ren bin/ und setze mich in den Schoß Abrahams/ laß
mich eingehen in den ewigen Weinberg des HErrn
Zebaoth/ daß ich nicht mehr hie in Sünden müßig
stehe. Erlöse mich von allem Ubel/ und leite mich ins
ewige Leben. Errette mich aus der Finsterniß und
Schatten des Todes. Zureiß die Bande meines
Elendes/ und rette den Gefangenen. Erleuchte den
Blinden/ und richte auff den Zerschlagenen. Behüte
den Frembdling und Wäysen. Zeige mir dein Antlitz
in dieser Finsterniß/ und tröste mich in meinem Jam-
merthal/ erleuchte mich/ mein GOtt/ erleuchte meine
Augen/ daß ich nimmermehr im Tode entschlaffe/ A.

Wie die Seele ein groß Verlangen
trägt nach der ewigen Freude.

St. Augustinus.

O Du allersüssester/ geliebtester/ gütigster/
freundlichster/ holdseligster/ gewünschter/
schönster HErr! was ist doch schöners oder
süssers/ denn in der Finsterniß und vielfältigen Bit-
terkeit dieses Lebens/ der göttlichen Süßigkeit be-
gierig zu seyn/ und ein seufftzend Verlangen zu ha-
ben nach der ewigen Seligkeit/ auch mit dem Ge-
müth dort hafften/ da gewißlich die wahren Freu-
den seyn? Ach wenn werde ich dich doch sehen? Wenn
werde ich doch einmal vor deinem Angesicht erschei-
nen? Wenn werde ich von deiner Schönheit satt
werden? Wenn wirst du mich aus diesem finstern
Kercker führen/ daß ich lobe deinen Nahmen/ und
ferner keinen Verdruß noch Leid erfahre? Wenn
werde ich hingehen zu jenem wunderlichen und dei-
nem allerschönsten Hause/ da die Stimme der Freu-

den
O o o o 2

Umb ein ſeliges Stündlein.
auff deinen armen/ elenden und hungrigen Sohn
aus dieſem Elende/ und bringe ihn zu deinem Vater/
nim̃ auf mich armen Lazarum/ der ich voller Schwe-
ren bin/ und ſetze mich in den Schoß Abrahams/ laß
mich eingehen in den ewigen Weinberg des HErrn
Zebaoth/ daß ich nicht mehr hie in Sünden müßig
ſtehe. Erlöſe mich von allem Ubel/ und leite mich ins
ewige Leben. Errette mich aus der Finſterniß und
Schatten des Todes. Zureiß die Bande meines
Elendes/ und rette den Gefangenen. Erleuchte den
Blinden/ und richte auff den Zerſchlagenen. Behüte
den Frembdling und Wäyſen. Zeige mir dein Antlitz
in dieſer Finſterniß/ und tröſte mich in meinem Jam-
merthal/ erleuchte mich/ mein GOtt/ erleuchte meine
Augen/ daß ich nimmermehr im Tode entſchlaffe/ A.

Wie die Seele ein groß Verlangen
trägt nach der ewigen Freude.

St. Auguſtinus.

O Du allerſüſſeſter/ geliebteſter/ gütigſter/
freundlichſter/ holdſeligſter/ gewünſchter/
ſchönſter HErr! was iſt doch ſchöners oder
ſüſſers/ denn in der Finſterniß und vielfältigen Bit-
terkeit dieſes Lebens/ der göttlichen Süßigkeit be-
gierig zu ſeyn/ und ein ſeufftzend Verlangen zu ha-
ben nach der ewigen Seligkeit/ auch mit dem Ge-
müth dort hafften/ da gewißlich die wahren Freu-
den ſeyn? Ach wenn werde ich dich doch ſehen? Wenn
werde ich doch einmal vor deinem Angeſicht erſchei-
nen? Wenn werde ich von deiner Schönheit ſatt
werden? Wenn wirſt du mich aus dieſem finſtern
Kercker führen/ daß ich lobe deinen Nahmen/ und
ferner keinen Verdruß noch Leid erfahre? Wenn
werde ich hingehen zu jenem wunderlichen und dei-
nem allerſchönſten Hauſe/ da die Stimme der Freu-

den
O o o o 2
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[1315/1363] Umb ein ſeliges Stündlein. auff deinen armen/ elenden und hungrigen Sohn aus dieſem Elende/ und bringe ihn zu deinem Vater/ nim̃ auf mich armen Lazarum/ der ich voller Schwe- ren bin/ und ſetze mich in den Schoß Abrahams/ laß mich eingehen in den ewigen Weinberg des HErrn Zebaoth/ daß ich nicht mehr hie in Sünden müßig ſtehe. Erlöſe mich von allem Ubel/ und leite mich ins ewige Leben. Errette mich aus der Finſterniß und Schatten des Todes. Zureiß die Bande meines Elendes/ und rette den Gefangenen. Erleuchte den Blinden/ und richte auff den Zerſchlagenen. Behüte den Frembdling und Wäyſen. Zeige mir dein Antlitz in dieſer Finſterniß/ und tröſte mich in meinem Jam- merthal/ erleuchte mich/ mein GOtt/ erleuchte meine Augen/ daß ich nimmermehr im Tode entſchlaffe/ A. Wie die Seele ein groß Verlangen trägt nach der ewigen Freude. St. Auguſtinus. O Du allerſüſſeſter/ geliebteſter/ gütigſter/ freundlichſter/ holdſeligſter/ gewünſchter/ ſchönſter HErr! was iſt doch ſchöners oder ſüſſers/ denn in der Finſterniß und vielfältigen Bit- terkeit dieſes Lebens/ der göttlichen Süßigkeit be- gierig zu ſeyn/ und ein ſeufftzend Verlangen zu ha- ben nach der ewigen Seligkeit/ auch mit dem Ge- müth dort hafften/ da gewißlich die wahren Freu- den ſeyn? Ach wenn werde ich dich doch ſehen? Wenn werde ich doch einmal vor deinem Angeſicht erſchei- nen? Wenn werde ich von deiner Schönheit ſatt werden? Wenn wirſt du mich aus dieſem finſtern Kercker führen/ daß ich lobe deinen Nahmen/ und ferner keinen Verdruß noch Leid erfahre? Wenn werde ich hingehen zu jenem wunderlichen und dei- nem allerſchönſten Hauſe/ da die Stimme der Freu- den O o o o 2

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Zitationshilfe: Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 1315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/1363>, abgerufen am 23.07.2024.