Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Gebet eines frommen Christen/ etc. müssen darben und hungern/ aber die den HErrnsuchen/ haben keinen Mangel an irgend einem Gut. Denn die Hungrigen füllest du mit deinen Gütern/ und lässest die Reichen leer. Darumb wil ich dir/ meinem GOtt/ unter der Armuths-Last geduldig aushalten. Denn du erfreuest mein Hertz/ ob jene gleich viel Wein und Korn haben. Das Wenige/ das ein Gerechter hat/ ist besser denn das grosse Gut vieler Gottlosen. Es ist besser ein wenig mit der Furcht des HErrn/ denn grosser Schatz/ darinnen Unruhe ist. Es ist besser ein Gerüchte Kraut mit Liebe/ denn ein gemäster Ochse mit Haß. Es ist bes- ser wenig mit Gerechtigkeit/ denn viel Einkommen mit Unrecht: Ja ein trocken Bissen/ daran man sich genügen lässet/ ist besser denn ein Haus voll Ge- schlachtes mit Hader. Es ist besser eine Hand voll mit Ruhe/ denn beyde Fäuste voll mit Mühe und Jam- mer. O gütiger Vater/ verleihe mir deinen milden Segen/ daß mir mein Löffel voll so wol/ oder besser als dem Reichen sein Scheffel voll bekomme/ und ich/ wie der Daniel samt seinen Gesellen/ bey geringem Zuge- müse/ oder bey einem Bißlein Brods bey einem guten Leibe bleibe. Erweiche auch die Hertzen der Reichen/ daß sie mir Gutes thun und behülflich seyn/ damit ich dich nicht wider sie anruffen müsse/ und solches ihnen Sünde sey. Insonderheit aber regiere du mich mit deinem heiligen Geist/ daß ich aus Armuth nichts böses rede/ nichts übels thue/ auch mich nichts irren lasse/ wenn die Gottlosen so eyferig nach Gut trach- ten/ und die Herrligkeit ihres Hauses groß wird/ sondern vielmehr dir kindlich vertraue/ und in mei- nem Beruff bleibe/ sintemal es dir ja leicht ist/ einen Armen reich zu machen/ und den Geringen aus dem Staube auffzurichten/ und den Armen aus dem Koth B b b b 3
Gebet eines frommen Chriſten/ ꝛc. müſſen darben und hungern/ aber die den HErrnſuchen/ haben keinen Mangel an irgend einem Gut. Denn die Hungrigen fülleſt du mit deinen Gütern/ und läſſeſt die Reichen leer. Darumb wil ich dir/ meinem GOtt/ unter der Armuths-Laſt geduldig aushalten. Denn du erfreueſt mein Hertz/ ob jene gleich viel Wein und Korn haben. Das Wenige/ das ein Gerechter hat/ iſt beſſer denn das groſſe Gut vieler Gottloſen. Es iſt beſſer ein wenig mit der Furcht des HErrn/ denn groſſer Schatz/ darinnen Unruhe iſt. Es iſt beſſer ein Gerüchte Kraut mit Liebe/ denn ein gemäſter Ochſe mit Haß. Es iſt beſ- ſer wenig mit Gerechtigkeit/ denn viel Einkommen mit Unrecht: Ja ein trocken Biſſen/ daran man ſich genügen läſſet/ iſt beſſer denn ein Haus voll Ge- ſchlachtes mit Hader. Es iſt beſſer eine Hand voll mit Ruhe/ denn beyde Fäuſte voll mit Mühe und Jam- mer. O gütiger Vater/ verleihe mir deinen milden Segen/ daß miꝛ mein Löffel voll ſo wol/ odeꝛ beſſer als dem Reichen ſein Scheffel voll bekomme/ und ich/ wie der Daniel ſamt ſeinen Geſellen/ bey geringem Zuge- müſe/ oder bey einem Bißlein Brods bey einem gutẽ Leibe bleibe. Erweiche auch die Hertzen der Reichen/ daß ſie mir Gutes thun und behülflich ſeyn/ damit ich dich nicht wider ſie anruffen müſſe/ und ſolches ihnen Sünde ſey. Inſonderheit aber regiere du mich mit deinem heiligen Geiſt/ daß ich aus Armuth nichts böſes rede/ nichts übels thue/ auch mich nichts irren laſſe/ wenn die Gottloſen ſo eyferig nach Gut trach- ten/ und die Herrligkeit ihres Hauſes groß wird/ ſondern vielmehr dir kindlich vertraue/ und in mei- nem Beruff bleibe/ ſintemal es dir ja leicht iſt/ einen Armen reich zu machen/ und den Geringen aus dem Staube auffzurichten/ und den Armen aus dem Koth B b b b 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f1167" n="1125"/><fw place="top" type="header">Gebet eines frommen Chriſten/ ꝛc.</fw><lb/> müſſen darben und hungern/ aber die den HErrn<lb/> ſuchen/ haben keinen Mangel an irgend einem Gut.<lb/> Denn die Hungrigen fülleſt du mit deinen Gütern/<lb/> und läſſeſt die Reichen leer. Darumb wil ich dir/<lb/> meinem GOtt/ unter der Armuths-Laſt geduldig<lb/> aushalten. Denn du erfreueſt mein Hertz/ ob jene<lb/> gleich viel Wein und Korn haben. Das Wenige/<lb/> das ein Gerechter hat/ iſt beſſer denn das groſſe Gut<lb/> vieler Gottloſen. Es iſt beſſer ein wenig mit der<lb/> Furcht des HErrn/ denn groſſer Schatz/ darinnen<lb/> Unruhe iſt. Es iſt beſſer ein Gerüchte Kraut mit<lb/> Liebe/ denn ein gemäſter Ochſe mit Haß. Es iſt beſ-<lb/> ſer wenig mit Gerechtigkeit/ denn viel Einkommen<lb/> mit Unrecht: Ja ein trocken Biſſen/ daran man ſich<lb/> genügen läſſet/ iſt beſſer denn ein Haus voll Ge-<lb/> ſchlachtes mit Hader. Es iſt beſſer eine Hand voll mit<lb/> Ruhe/ denn beyde Fäuſte voll mit Mühe und Jam-<lb/> mer. O gütiger Vater/ verleihe mir deinen milden<lb/> Segen/ daß miꝛ mein Löffel voll ſo wol/ odeꝛ beſſer als<lb/> dem Reichen ſein Scheffel voll bekomme/ und ich/ wie<lb/> der Daniel ſamt ſeinen Geſellen/ bey geringem Zuge-<lb/> müſe/ oder bey einem Bißlein Brods bey einem gutẽ<lb/> Leibe bleibe. Erweiche auch die Hertzen der Reichen/<lb/> daß ſie mir Gutes thun und behülflich ſeyn/ damit ich<lb/> dich nicht wider ſie anruffen müſſe/ und ſolches ihnen<lb/> Sünde ſey. Inſonderheit aber regiere du mich mit<lb/> deinem heiligen Geiſt/ daß ich aus Armuth nichts<lb/> böſes rede/ nichts übels thue/ auch mich nichts irren<lb/> laſſe/ wenn die Gottloſen ſo eyferig nach Gut trach-<lb/> ten/ und die Herrligkeit ihres Hauſes groß wird/<lb/> ſondern vielmehr dir kindlich vertraue/ und in mei-<lb/> nem Beruff bleibe/ ſintemal es dir ja leicht iſt/ einen<lb/> Armen reich zu machen/ und den Geringen aus dem<lb/> Staube auffzurichten/ und den Armen aus dem<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b b b 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Koth</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1125/1167]
Gebet eines frommen Chriſten/ ꝛc.
müſſen darben und hungern/ aber die den HErrn
ſuchen/ haben keinen Mangel an irgend einem Gut.
Denn die Hungrigen fülleſt du mit deinen Gütern/
und läſſeſt die Reichen leer. Darumb wil ich dir/
meinem GOtt/ unter der Armuths-Laſt geduldig
aushalten. Denn du erfreueſt mein Hertz/ ob jene
gleich viel Wein und Korn haben. Das Wenige/
das ein Gerechter hat/ iſt beſſer denn das groſſe Gut
vieler Gottloſen. Es iſt beſſer ein wenig mit der
Furcht des HErrn/ denn groſſer Schatz/ darinnen
Unruhe iſt. Es iſt beſſer ein Gerüchte Kraut mit
Liebe/ denn ein gemäſter Ochſe mit Haß. Es iſt beſ-
ſer wenig mit Gerechtigkeit/ denn viel Einkommen
mit Unrecht: Ja ein trocken Biſſen/ daran man ſich
genügen läſſet/ iſt beſſer denn ein Haus voll Ge-
ſchlachtes mit Hader. Es iſt beſſer eine Hand voll mit
Ruhe/ denn beyde Fäuſte voll mit Mühe und Jam-
mer. O gütiger Vater/ verleihe mir deinen milden
Segen/ daß miꝛ mein Löffel voll ſo wol/ odeꝛ beſſer als
dem Reichen ſein Scheffel voll bekomme/ und ich/ wie
der Daniel ſamt ſeinen Geſellen/ bey geringem Zuge-
müſe/ oder bey einem Bißlein Brods bey einem gutẽ
Leibe bleibe. Erweiche auch die Hertzen der Reichen/
daß ſie mir Gutes thun und behülflich ſeyn/ damit ich
dich nicht wider ſie anruffen müſſe/ und ſolches ihnen
Sünde ſey. Inſonderheit aber regiere du mich mit
deinem heiligen Geiſt/ daß ich aus Armuth nichts
böſes rede/ nichts übels thue/ auch mich nichts irren
laſſe/ wenn die Gottloſen ſo eyferig nach Gut trach-
ten/ und die Herrligkeit ihres Hauſes groß wird/
ſondern vielmehr dir kindlich vertraue/ und in mei-
nem Beruff bleibe/ ſintemal es dir ja leicht iſt/ einen
Armen reich zu machen/ und den Geringen aus dem
Staube auffzurichten/ und den Armen aus dem
Koth
B b b b 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/1167 |
Zitationshilfe: | Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 1125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/1167>, abgerufen am 16.02.2025. |