Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.ETliche meinen/ es sey schlechts ein Aberglaub/ das nemlich der getaufften Glo- Wie
ETliche meinẽ/ es ſey ſchlechts ein Aberglaub/ das nemlich der getaufftẽ Glo- Wie
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ETliche meinẽ/ es ſey ſchlechts ein Aberglaub/ das nemlich der getaufftẽ Glo-
ckenſchall (denn die Glocken hat man vor zeiten auch getaufft/ wie bewuſt)
den Donner (der vermeinet iſt worden das er vom boͤſen Geiſt erreget) vertrei-
ben ſol. Vnd es kan wol ſein/ das etliche einfeltige Leute ſolchs gleuben. Aber ich
vermeine/ das ſolcher Glockenſchlag von den Alten aus zweyerley vrſachen ver-
ordnet ſey. Erſtlich das es die Leute zum gebet ermahne/ dadurch Gott der Herr/
der im Himmel donnert vnd von deſſen Mund erblitzet/ bewogen werde/ das
ſchwere gefehrliche Wetter ohne ſchaden abzuwenden. Wiewol heutiges tages
durch ſolch beyern die Leute eben ſo wenig zum gebet beweget werden/ als durch
die gewoͤhnliche Betglocke: welche zwar noch den Namen Betglocke hat/ aber
doch nur fuͤr ein Schlag Vhr gehalten wird. Darnach vermeine ich/ das ſolch
Laͤuten dazu moͤge verordnet ſein/ weil durch ſolchen klang die lufft krefftig be-
weget wird/ durch welche bewegung dann ferners die Wolcken/ (in welchen die
Donner materi verſchloſſen/ vnd/ wo ſie nicht bald lufft bekoͤmpt/ mit gewaltſa-
men Knall hindurch bricht) gebrochen werden/ ſo das alsdan der Donner/ weñ
er mehr lufft bekoͤmpt/ ſo ſtarck nicht wirckt: Eben wie ein gezuͤndetes Buͤchſen-
pulver ſo ſtarck nicht ſtoͤßt/ wenn es raum hat/ als wenn es in der Enge entzuͤn-
det wird. Das aber durch klang vnd ſchall die lufft hefftig bewegt werde/ iſt war/
ſintemal ſolches auch Plutarcho ſchõ bewuſt geweſen/ welcher in vita T. Quin
tii davon diſcurriret, welcher geſtalt die Lufft durch groſſen ſchall bewogẽ vñ ge-
trennet werde/ zu welchem diſcurs jhm vrſach gegeben das exempel/ ſo ſich im
Macedoniſchen Kriege zugetragen. Nemlich/ als etwan 200 Jahr fuͤr Chriſti
geburt T. Quintius der Roͤmiſche Feldhauptman den Koͤnig in Macedonien
uͤberwunden/ vnd folgende tage zu Corintho die groſſen Schawſpiel/ Iſthmia ge-
nandt/ ſolten gehalten werden/ hat ſich wie gewoͤhnlich/ eine groſſe menge Volcks
aus gantz Griechenlandt dahin verfuͤget. Da nun alles Volck in den Schaw-
platz verſamlet/ iſt ein Roͤmiſcher Heroldt mit einem Trometer hinein getreten/
vnd hat nach außblaſung deß Trometers außgeruffen/ das der Roͤmiſche Rath
vnd Feldtherr den Voͤlckern vnd Staͤdten in Griechenlandt/ ſo außerhalb Mece-
donien gelegen vnd vorzeiten von den Macedoniſchen Koͤnigen uͤberweltiget/
von nun an jhre Freyheit wiedergebe etc. Daranff das Volck fuͤr groſſer vnver-
hoffter frewde (ſintemal ſie von Alexandri Magni zeiten uͤber 130 Jahr vnter
dem Macedoniſchen Joch geweſen waren) ſolch ein geſchrey erhoben/ das die
Voͤgel/ ſo ohngefehr oben uͤber geflogen/ in den Schawplatz herunder gefallen.
Solchs iſt durch trennung oder erſchuͤtterung der Lufft geſchehen. Jch werde
auch berichtet/ das man auff etlichen Veſtungen zu ſchweren Donnerszeiten dz
grobe Geſchuͤtz pflege zu loͤſen/ die Lufft vnd alſo die Wolcken dadurch zu treñẽn.
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Zitationshilfe: | Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/268>, abgerufen am 16.02.2025. |