Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

Bild:
<< vorherige Seite


Aus dem Prognostico des 1627.
Jahres.
I.
Ob der Erste Tag der Welt vom Morgen oder vom
Abend angefangen?

MOses spricht vom ersten Tage der Schöpffung:
Da ward auß Abend vnd Morgen der Erste Tag. Es wird aber hie
durch den Tag verstanden nicht allein die zeit/ in welcher die Sun über der Erden
ist/ sondern die gantze conversio AEquatoris oder Tag vnd Nacht/ das ist alle
24 stunden zusammen. Dergleichen Tage oder vmbwaltzung aller 24 stunden
fangen etliche Völcker anzuzehlen vom Auffgang der Sonnen/ etliche vom Vn-
ter gang/ etliche vom Mittage/ etliche von Mitternacht. Die Frage ist/ Ob sie in
der Schöpffung von der Sonnen Auffgang oder Vntergang zu zehlen sein. Die
meisten Theologi gehn dahin/ das sie von der Sonnen vntergang zu zehlen/
weil außdrücklich Moses den Abend dem Morgen vorsetzet. Basilius aber helt
das Gegenspiel/ vnd ist der meinung/ das Moses den Abend vor vnd den Mor-
gen nach setze/ nicht darumb/ als ob der Abend in Warheit vorhergangen were/
sondern daß er durch den Abend deß Tages ende/ vnd durch den Morgen das en-
de der Nacht verstehe. Denn/ spricht er/ der Welt zustandt für erschaffung deß
ersten Lichts wird nicht Nacht genennt sondern Finsterniß/ wie geschrieben steht:
Vnd es war finster auff der Tieffe. Dieser meinung Basilii fallen etliche Gelar-
te Leute noch heutigs Tages bey. Aber sie kan nicht bestehen. Denn nicht allein
bey beschreibung deß Ersten sondern auch der andern fünff tage der Abend vor
vnd der Morgen nach gesetzt wird/ welchs nicht ohne vrsach wird geschehen sein.
Zu dem ists kein zweiffel/ Gott der HErr werde im Gesetz eben dieselbe Tages-
Ordnung halten/ die er von anbeginn der Welt gehalten. Der Sabbath/ den er
zu heiligen befohlen hat/ ist eben derselbe Wochentag gewesen/ an dem Er in der
ersten Schöpffung von seinen Wercken geruhet/ wie ich für eim Jahr im 4.
Cap. bewiesen. Nun befiehlet Gott im 3. buch Mosis am 23. v. 32. das die J-
sraeliten jhre Sabbathe vnd Feyrtage feyren sollen von einem Abend biß zum

andern.
A a ij


Aus dem Prognoſtico des 1627.
Jahres.
I.
Ob der Erſte Tag der Welt vom Morgen oder vom
Abend angefangen?

MOſes ſpricht vom erſten Tage der Schoͤpffung:
Da ward auß Abend vnd Morgen der Erſte Tag. Es wird aber hie
durch den Tag verſtanden nicht allein die zeit/ in welcher die ☉ uͤber der Erden
iſt/ ſondern die gantze converſio Æquatoris oder Tag vnd Nacht/ das iſt alle
24 ſtunden zuſammen. Dergleichen Tage oder vmbwaltzung aller 24 ſtunden
fangen etliche Voͤlcker anzuzehlen vom Auffgang der Sonnen/ etliche vom Vn-
ter gang/ etliche vom Mittage/ etliche von Mitternacht. Die Frage iſt/ Ob ſie in
der Schoͤpffung von der Soñen Auffgang oder Vntergang zu zehlen ſein. Die
meiſten Theologi gehn dahin/ das ſie von der Sonnen vntergang zu zehlen/
weil außdruͤcklich Moſes den Abend dem Morgen vorſetzet. Baſilius aber helt
das Gegenſpiel/ vnd iſt der meinung/ das Moſes den Abend vor vnd den Mor-
gen nach ſetze/ nicht darumb/ als ob der Abend in Warheit vorhergangen were/
ſondern daß er durch den Abend deß Tages ende/ vnd durch den Morgen das en-
de der Nacht verſtehe. Denn/ ſpricht er/ der Welt zuſtandt fuͤr erſchaffung deß
erſten Lichts wird nicht Nacht genennt ſondern Finſterniß/ wie geſchriebẽ ſteht:
Vnd es war finſter auff der Tieffe. Dieſer meinung Baſilii fallen etliche Gelar-
te Leute noch heutigs Tages bey. Aber ſie kan nicht beſtehen. Denn nicht allein
bey beſchreibung deß Erſten ſondern auch der andern fuͤnff tage der Abend vor
vnd der Morgen nach geſetzt wird/ welchs nicht ohne vrſach wird geſchehen ſein.
Zu dem iſts kein zweiffel/ Gott der HErr werde im Geſetz eben dieſelbe Tages-
Ordnung halten/ die er von anbeginn der Welt gehalten. Der Sabbath/ den er
zu heiligen befohlen hat/ iſt eben derſelbe Wochentag geweſen/ an dem Er in der
erſten Schoͤpffung von ſeinen Wercken geruhet/ wie ich fuͤr eim Jahr im 4.
Cap. bewieſen. Nun befiehlet Gott im 3. buch Moſis am 23. v. 32. das die J-
ſraeliten jhre Sabbathe vnd Feyrtage feyren ſollen von einem Abend biß zum

andern.
A a ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0205"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Aus dem</hi> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Progno&#x017F;tico</hi> </hi> <hi rendition="#fr">des 1627.<lb/>
Jahres.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">I.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Ob der Er&#x017F;te Tag der Welt vom Morgen oder vom</hi><lb/> <hi rendition="#b">Abend angefangen?</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">M</hi><hi rendition="#fr">O&#x017F;es &#x017F;pricht vom er&#x017F;ten Tage der Scho&#x0364;pffung:</hi><lb/>
Da ward auß Abend vnd Morgen der Er&#x017F;te Tag. Es wird aber hie<lb/>
durch den Tag ver&#x017F;tanden nicht allein die zeit/ in welcher die &#x2609; u&#x0364;ber der Erden<lb/>
i&#x017F;t/ &#x017F;ondern die gantze <hi rendition="#aq">conver&#x017F;io Æquatoris</hi> oder Tag vnd Nacht/ das i&#x017F;t alle<lb/>
24 &#x017F;tunden zu&#x017F;ammen. Dergleichen Tage oder vmbwaltzung aller 24 &#x017F;tunden<lb/>
fangen etliche Vo&#x0364;lcker anzuzehlen vom Auffgang der Sonnen/ etliche vom Vn-<lb/>
ter gang/ etliche vom Mittage/ etliche von Mitternacht. Die Frage i&#x017F;t/ Ob &#x017F;ie in<lb/>
der Scho&#x0364;pffung von der Son&#x0303;en Auffgang oder Vntergang zu zehlen &#x017F;ein. Die<lb/>
mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Theologi</hi> gehn dahin/ das &#x017F;ie von der Sonnen vntergang zu zehlen/<lb/>
weil außdru&#x0364;cklich Mo&#x017F;es den Abend dem Morgen vor&#x017F;etzet. <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;ilius</hi> aber helt<lb/>
das Gegen&#x017F;piel/ vnd i&#x017F;t der meinung/ das Mo&#x017F;es den Abend vor vnd den Mor-<lb/>
gen nach &#x017F;etze/ nicht darumb/ als ob der Abend in Warheit vorhergangen were/<lb/>
&#x017F;ondern daß er durch den Abend deß Tages ende/ vnd durch den Morgen das en-<lb/>
de der Nacht ver&#x017F;tehe. Denn/ &#x017F;pricht er/ der Welt zu&#x017F;tandt fu&#x0364;r er&#x017F;chaffung deß<lb/>
er&#x017F;ten Lichts wird nicht Nacht genennt &#x017F;ondern Fin&#x017F;terniß/ wie ge&#x017F;chriebe&#x0303; &#x017F;teht:<lb/>
Vnd es war fin&#x017F;ter auff der Tieffe. Die&#x017F;er meinung <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;ilii</hi> fallen etliche Gelar-<lb/>
te Leute noch heutigs Tages bey. Aber &#x017F;ie kan nicht be&#x017F;tehen. Denn nicht allein<lb/>
bey be&#x017F;chreibung deß Er&#x017F;ten &#x017F;ondern auch der andern fu&#x0364;nff tage der Abend vor<lb/>
vnd der Morgen nach ge&#x017F;etzt wird/ welchs nicht ohne vr&#x017F;ach wird ge&#x017F;chehen &#x017F;ein.<lb/>
Zu dem i&#x017F;ts kein zweiffel/ Gott der HErr werde im Ge&#x017F;etz eben die&#x017F;elbe Tages-<lb/>
Ordnung halten/ die er von anbeginn der Welt gehalten. Der Sabbath/ den er<lb/>
zu heiligen befohlen hat/ i&#x017F;t eben der&#x017F;elbe Wochentag gewe&#x017F;en/ an dem Er in der<lb/>
er&#x017F;ten Scho&#x0364;pffung von &#x017F;einen Wercken geruhet/ wie ich fu&#x0364;r eim Jahr im 4.<lb/>
Cap. bewie&#x017F;en. Nun befiehlet Gott im 3. buch Mo&#x017F;is am 23. <hi rendition="#aq">v.</hi> 32. das die J-<lb/>
&#x017F;raeliten jhre Sabbathe vnd Feyrtage feyren &#x017F;ollen von einem Abend biß zum<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a ij</fw><fw place="bottom" type="catch">andern.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0205] Aus dem Prognoſtico des 1627. Jahres. I. Ob der Erſte Tag der Welt vom Morgen oder vom Abend angefangen? MOſes ſpricht vom erſten Tage der Schoͤpffung: Da ward auß Abend vnd Morgen der Erſte Tag. Es wird aber hie durch den Tag verſtanden nicht allein die zeit/ in welcher die ☉ uͤber der Erden iſt/ ſondern die gantze converſio Æquatoris oder Tag vnd Nacht/ das iſt alle 24 ſtunden zuſammen. Dergleichen Tage oder vmbwaltzung aller 24 ſtunden fangen etliche Voͤlcker anzuzehlen vom Auffgang der Sonnen/ etliche vom Vn- ter gang/ etliche vom Mittage/ etliche von Mitternacht. Die Frage iſt/ Ob ſie in der Schoͤpffung von der Soñen Auffgang oder Vntergang zu zehlen ſein. Die meiſten Theologi gehn dahin/ das ſie von der Sonnen vntergang zu zehlen/ weil außdruͤcklich Moſes den Abend dem Morgen vorſetzet. Baſilius aber helt das Gegenſpiel/ vnd iſt der meinung/ das Moſes den Abend vor vnd den Mor- gen nach ſetze/ nicht darumb/ als ob der Abend in Warheit vorhergangen were/ ſondern daß er durch den Abend deß Tages ende/ vnd durch den Morgen das en- de der Nacht verſtehe. Denn/ ſpricht er/ der Welt zuſtandt fuͤr erſchaffung deß erſten Lichts wird nicht Nacht genennt ſondern Finſterniß/ wie geſchriebẽ ſteht: Vnd es war finſter auff der Tieffe. Dieſer meinung Baſilii fallen etliche Gelar- te Leute noch heutigs Tages bey. Aber ſie kan nicht beſtehen. Denn nicht allein bey beſchreibung deß Erſten ſondern auch der andern fuͤnff tage der Abend vor vnd der Morgen nach geſetzt wird/ welchs nicht ohne vrſach wird geſchehen ſein. Zu dem iſts kein zweiffel/ Gott der HErr werde im Geſetz eben dieſelbe Tages- Ordnung halten/ die er von anbeginn der Welt gehalten. Der Sabbath/ den er zu heiligen befohlen hat/ iſt eben derſelbe Wochentag geweſen/ an dem Er in der erſten Schoͤpffung von ſeinen Wercken geruhet/ wie ich fuͤr eim Jahr im 4. Cap. bewieſen. Nun befiehlet Gott im 3. buch Moſis am 23. v. 32. das die J- ſraeliten jhre Sabbathe vnd Feyrtage feyren ſollen von einem Abend biß zum andern. A a ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/205
Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/205>, abgerufen am 22.11.2024.