Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

Bild:
<< vorherige Seite

stantiae corporeae sublunares, als da sind die 4 Element/ vnd alles was auß
denselben gemacht. Also erstrecken die Sternen auch jhre Wirckung in den Men-
schen/ doch eigentlich in den Leib vnd dessen temperament vnd geblüte: Vnnd
weil nach dem temperamentzsich deß Menschen gemüht vnd inclination rich-
tet (wie man sagt/ mores animi sequuntur temperamentum corporis) verste-
he/ wo solche inclination nicht durch die Auffer ziehunge tanquam causam pro-
piorem
verhindert wird/ So wircken durch dieses bandt die Sternen auch in
das gemüte deß Menschen. Vor eins. Zum andern so besteht ein jeglich Regi-
ment auff zweyerley/ deren eins ist materiale, welchs sind die Leute/ so wol Herr
schafft als Vnterthanen: das andere formale, das ist die anordnung/ so zu re-
den/ vnnd bestallung der Policey: Vnd dieses formale ist gleichsam die Seele
deß Regiments. Gleich wie nun die Sternen jhre Krafft vnd Wirckung imme-
diate
nicht erstrecken können in die Seel deß Menschen/ sondern in den Leib/ in
das temperament deß Menschen: Also können sie auch immediate nicht wir-
cken ins formale deß Regiments/ sondern in das maeriale/ das ist in die Herr-
schafft vnd Vnterthanen Darauß scheint zwar/ das der Sternen Wirckung
auff die Regimente sich eigentlich nicht erstrecke. Weil aber nach dem tempe-
rament
deß materialis sich das Gemühte richtet/ so folgts das offtmahls die Re-
gimente hangen an der disposition deß Häupts oder Magistrats: Welcher
Magistrat oder Potentat nach seinem humor (den er vom Himmel hat) das
Regiment bißweilen in seiner bestallung erhelt/ bißweilen auch gantz endert/ sive
in melius sive in deterius,
nach dem es gereth/ vnd nach dem es seine humores
mitbringen. Zu dem ists nicht allein am Häubt derselben Policey gelegen/ son-
dern auch am Häubt der benachbarten (denn man kan doch nicht lenger fried
haben als der Nachbar wil) welcher eben so wol ein subjectum operationum
caelestium
ist/ als der ander. Wenn nun zwischen benachbarten Rebuspublicis
oder Potentaten nicht ein gut verständnuß/ kan darauß leicht eine mutation des
einen/ oder auch beyder Herrschafften erfolgen. Vnd solche mutation/ oder be-
fahrung derselben/ kan von einem erfahrnen Astrologo, dem benachbarter Po-
tentaten Nativitet wol bekandt/ conjecturaliter & remote colligiret werden.
Aber solchs für gewiß oder in specie an tag zu geben sol sich niemand vnterwin-
den. Man findet zwar etliche/ die solchs so nicht offentlich doch heimlich/ spe lu-
cri allecti,
von sich geben: aber es gelingt bißweilen/ daß es wol besser diente.
Vnd das ist eine art deß Prognosticirens von verenderung der Regimente.

Die andere hat noch mehr bedenckens. Denn da geschichts zu zeiten/ das
nicht zween oder drey Potentaten einander in den Haaren liegen/ sondern es
hat das ansehen/ als ob die gantze Welt were taumelnd worden/ vnd alles vnter-

ste wolte

ſtantiæ corporeæ ſublunares, als da ſind die 4 Element/ vnd alles was auß
denſelben gemacht. Alſo erſtrecken die Sternen auch jhre Wirckung in den Men-
ſchen/ doch eigentlich in den Leib vnd deſſen temperament vnd gebluͤte: Vnnd
weil nach dem temperamentzſich deß Menſchen gemuͤht vnd inclination rich-
tet (wie man ſagt/ mores animi ſequuntur temperamentum corporis) verſte-
he/ wo ſolche inclination nicht durch die Auffer ziehunge tanquam cauſam pro-
piorem
verhindert wird/ So wircken durch dieſes bandt die Sternen auch in
das gemuͤte deß Menſchen. Vor eins. Zum andern ſo beſteht ein jeglich Regi-
ment auff zweyerley/ deren eins iſt materiale, welchs ſind die Leute/ ſo wol Herr
ſchafft als Vnterthanen: das andere formale, das iſt die anordnung/ ſo zu re-
den/ vnnd beſtallung der Policey: Vnd dieſes formale iſt gleichſam die Seele
deß Regiments. Gleich wie nun die Sternen jhre Krafft vnd Wirckung imme-
diatè
nicht erſtrecken koͤnnen in die Seel deß Menſchen/ ſondern in den Leib/ in
das temperament deß Menſchen: Alſo koͤnnen ſie auch immediatè nicht wir-
cken ins formale deß Regiments/ ſondern in das maeriale/ das iſt in die Herr-
ſchafft vnd Vnterthanen Darauß ſcheint zwar/ das der Sternen Wirckung
auff die Regimente ſich eigentlich nicht erſtrecke. Weil aber nach dem tempe-
rament
deß materialis ſich das Gemuͤhte richtet/ ſo folgts das offtmahls die Re-
gimente hangen an der diſpoſition deß Haͤupts oder Magiſtrats: Welcher
Magiſtrat oder Potentat nach ſeinem humor (den er vom Himmel hat) das
Regiment bißweilen in ſeiner beſtallung erhelt/ bißweilen auch gantz endert/ ſive
in melius ſive in deterius,
nach dem es gereth/ vnd nach dem es ſeine humores
mitbringen. Zu dem iſts nicht allein am Haͤubt derſelben Policey gelegen/ ſon-
dern auch am Haͤubt der benachbarten (denn man kan doch nicht lenger fried
haben als der Nachbar wil) welcher eben ſo wol ein ſubjectum operationum
cæleſtium
iſt/ als der ander. Wenn nun zwiſchen benachbarten Rebuspublicis
oder Potentaten nicht ein gut verſtaͤndnuß/ kan darauß leicht eine mutation des
einen/ oder auch beyder Herrſchafften erfolgen. Vnd ſolche mutation/ oder be-
fahrung derſelben/ kan von einem erfahrnen Aſtrologo, dem benachbarter Po-
tentaten Nativitet wol bekandt/ conjecturaliter & remotè colligiret werden.
Aber ſolchs fuͤr gewiß oder in ſpecie an tag zu geben ſol ſich niemand vnterwin-
den. Man findet zwar etliche/ die ſolchs ſo nicht offentlich doch heimlich/ ſpe lu-
cri allecti,
von ſich geben: aber es gelingt bißweilen/ daß es wol beſſer diente.
Vnd das iſt eine art deß Prognoſticirens von verenderung der Regimente.

Die andere hat noch mehr bedenckens. Denn da geſchichts zu zeiten/ das
nicht zween oder drey Potentaten einander in den Haaren liegen/ ſondern es
hat das anſehen/ als ob die gantze Welt were taumelnd worden/ vnd alles vnter-

ſte wolte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0186"/><hi rendition="#aq">&#x017F;tantiæ corporeæ &#x017F;ublunares,</hi> als da &#x017F;ind die 4 Element/ vnd alles was auß<lb/>
den&#x017F;elben gemacht. Al&#x017F;o er&#x017F;trecken die Sternen auch jhre Wirckung in den Men-<lb/>
&#x017F;chen/ doch eigentlich in den Leib vnd de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">temperament</hi> vnd geblu&#x0364;te: Vnnd<lb/>
weil nach dem <hi rendition="#aq">temperamentz</hi>&#x017F;ich deß Men&#x017F;chen gemu&#x0364;ht vnd <hi rendition="#aq">inclination</hi> rich-<lb/>
tet (wie man &#x017F;agt/ <hi rendition="#aq">mores animi &#x017F;equuntur temperamentum corporis</hi>) ver&#x017F;te-<lb/>
he/ wo &#x017F;olche <hi rendition="#aq">inclination</hi> nicht durch die Auffer ziehunge <hi rendition="#aq">tanquam cau&#x017F;am pro-<lb/>
piorem</hi> verhindert wird/ So wircken durch die&#x017F;es bandt die Sternen auch in<lb/>
das gemu&#x0364;te deß Men&#x017F;chen. Vor eins. Zum andern &#x017F;o be&#x017F;teht ein jeglich Regi-<lb/>
ment auff zweyerley/ deren eins i&#x017F;t <hi rendition="#aq">materiale,</hi> welchs &#x017F;ind die Leute/ &#x017F;o wol Herr<lb/>
&#x017F;chafft als Vnterthanen: das andere <hi rendition="#aq">formale,</hi> das i&#x017F;t die anordnung/ &#x017F;o zu re-<lb/>
den/ vnnd be&#x017F;tallung der Policey: Vnd die&#x017F;es <hi rendition="#aq">formale</hi> i&#x017F;t gleich&#x017F;am die Seele<lb/>
deß Regiments. Gleich wie nun die Sternen jhre Krafft vnd Wirckung <hi rendition="#aq">imme-<lb/>
diatè</hi> nicht er&#x017F;trecken ko&#x0364;nnen in die Seel deß Men&#x017F;chen/ &#x017F;ondern in den Leib/ in<lb/>
das <hi rendition="#aq">temperament</hi> deß Men&#x017F;chen: Al&#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie auch <hi rendition="#aq">immediatè</hi> nicht wir-<lb/>
cken ins <hi rendition="#aq">formale</hi> deß Regiments/ &#x017F;ondern in das <hi rendition="#aq">maeriale/</hi> das i&#x017F;t in die Herr-<lb/>
&#x017F;chafft vnd Vnterthanen Darauß &#x017F;cheint zwar/ das der Sternen Wirckung<lb/>
auff die Regimente &#x017F;ich eigentlich nicht er&#x017F;trecke. Weil aber nach dem <hi rendition="#aq">tempe-<lb/>
rament</hi> deß <hi rendition="#aq">materialis</hi> &#x017F;ich das Gemu&#x0364;hte richtet/ &#x017F;o folgts das offtmahls die Re-<lb/>
gimente hangen an der <hi rendition="#aq">di&#x017F;po&#x017F;ition</hi> deß Ha&#x0364;upts oder Magi&#x017F;trats: Welcher<lb/>
Magi&#x017F;trat oder Potentat nach &#x017F;einem <hi rendition="#aq">humor</hi> (den er vom Himmel hat) das<lb/>
Regiment bißweilen in &#x017F;einer be&#x017F;tallung erhelt/ bißweilen auch gantz endert/ <hi rendition="#aq">&#x017F;ive<lb/>
in melius &#x017F;ive in deterius,</hi> nach dem es gereth/ vnd nach dem es &#x017F;eine <hi rendition="#aq">humores</hi><lb/>
mitbringen. Zu dem i&#x017F;ts nicht allein am Ha&#x0364;ubt der&#x017F;elben Policey gelegen/ &#x017F;on-<lb/>
dern auch am Ha&#x0364;ubt der benachbarten (denn man kan doch nicht lenger fried<lb/>
haben als der Nachbar wil) welcher eben &#x017F;o wol ein <hi rendition="#aq">&#x017F;ubjectum operationum<lb/>
cæle&#x017F;tium</hi> i&#x017F;t/ als der ander. Wenn nun zwi&#x017F;chen benachbarten <hi rendition="#aq">Rebuspublicis</hi><lb/>
oder Potentaten nicht ein gut ver&#x017F;ta&#x0364;ndnuß/ kan darauß leicht eine <hi rendition="#aq">mutation</hi> des<lb/>
einen/ oder auch beyder Herr&#x017F;chafften erfolgen. Vnd &#x017F;olche <hi rendition="#aq">mutation/</hi> oder be-<lb/>
fahrung der&#x017F;elben/ kan von einem erfahrnen <hi rendition="#aq">A&#x017F;trologo,</hi> dem benachbarter Po-<lb/>
tentaten <hi rendition="#aq">Nativitet</hi> wol bekandt/ <hi rendition="#aq">conjecturaliter &amp; remotè colligiret</hi> werden.<lb/>
Aber &#x017F;olchs fu&#x0364;r gewiß oder <hi rendition="#aq">in &#x017F;pecie</hi> an tag zu geben &#x017F;ol &#x017F;ich niemand vnterwin-<lb/>
den. Man findet zwar etliche/ die &#x017F;olchs &#x017F;o nicht offentlich doch heimlich/ <hi rendition="#aq">&#x017F;pe lu-<lb/>
cri allecti,</hi> von &#x017F;ich geben: aber es gelingt bißweilen/ daß es wol be&#x017F;&#x017F;er diente.<lb/>
Vnd das i&#x017F;t eine art deß <hi rendition="#aq">Progno&#x017F;ticirens</hi> von verenderung der Regimente.</p><lb/>
          <p>Die andere hat noch mehr bedenckens. Denn da ge&#x017F;chichts zu zeiten/ das<lb/>
nicht zween oder drey Potentaten einander in den Haaren liegen/ &#x017F;ondern es<lb/>
hat das an&#x017F;ehen/ als ob die gantze Welt were taumelnd worden/ vnd alles vnter-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;te wolte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0186] ſtantiæ corporeæ ſublunares, als da ſind die 4 Element/ vnd alles was auß denſelben gemacht. Alſo erſtrecken die Sternen auch jhre Wirckung in den Men- ſchen/ doch eigentlich in den Leib vnd deſſen temperament vnd gebluͤte: Vnnd weil nach dem temperamentzſich deß Menſchen gemuͤht vnd inclination rich- tet (wie man ſagt/ mores animi ſequuntur temperamentum corporis) verſte- he/ wo ſolche inclination nicht durch die Auffer ziehunge tanquam cauſam pro- piorem verhindert wird/ So wircken durch dieſes bandt die Sternen auch in das gemuͤte deß Menſchen. Vor eins. Zum andern ſo beſteht ein jeglich Regi- ment auff zweyerley/ deren eins iſt materiale, welchs ſind die Leute/ ſo wol Herr ſchafft als Vnterthanen: das andere formale, das iſt die anordnung/ ſo zu re- den/ vnnd beſtallung der Policey: Vnd dieſes formale iſt gleichſam die Seele deß Regiments. Gleich wie nun die Sternen jhre Krafft vnd Wirckung imme- diatè nicht erſtrecken koͤnnen in die Seel deß Menſchen/ ſondern in den Leib/ in das temperament deß Menſchen: Alſo koͤnnen ſie auch immediatè nicht wir- cken ins formale deß Regiments/ ſondern in das maeriale/ das iſt in die Herr- ſchafft vnd Vnterthanen Darauß ſcheint zwar/ das der Sternen Wirckung auff die Regimente ſich eigentlich nicht erſtrecke. Weil aber nach dem tempe- rament deß materialis ſich das Gemuͤhte richtet/ ſo folgts das offtmahls die Re- gimente hangen an der diſpoſition deß Haͤupts oder Magiſtrats: Welcher Magiſtrat oder Potentat nach ſeinem humor (den er vom Himmel hat) das Regiment bißweilen in ſeiner beſtallung erhelt/ bißweilen auch gantz endert/ ſive in melius ſive in deterius, nach dem es gereth/ vnd nach dem es ſeine humores mitbringen. Zu dem iſts nicht allein am Haͤubt derſelben Policey gelegen/ ſon- dern auch am Haͤubt der benachbarten (denn man kan doch nicht lenger fried haben als der Nachbar wil) welcher eben ſo wol ein ſubjectum operationum cæleſtium iſt/ als der ander. Wenn nun zwiſchen benachbarten Rebuspublicis oder Potentaten nicht ein gut verſtaͤndnuß/ kan darauß leicht eine mutation des einen/ oder auch beyder Herrſchafften erfolgen. Vnd ſolche mutation/ oder be- fahrung derſelben/ kan von einem erfahrnen Aſtrologo, dem benachbarter Po- tentaten Nativitet wol bekandt/ conjecturaliter & remotè colligiret werden. Aber ſolchs fuͤr gewiß oder in ſpecie an tag zu geben ſol ſich niemand vnterwin- den. Man findet zwar etliche/ die ſolchs ſo nicht offentlich doch heimlich/ ſpe lu- cri allecti, von ſich geben: aber es gelingt bißweilen/ daß es wol beſſer diente. Vnd das iſt eine art deß Prognoſticirens von verenderung der Regimente. Die andere hat noch mehr bedenckens. Denn da geſchichts zu zeiten/ das nicht zween oder drey Potentaten einander in den Haaren liegen/ ſondern es hat das anſehen/ als ob die gantze Welt were taumelnd worden/ vnd alles vnter- ſte wolte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/186
Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/186>, abgerufen am 18.12.2024.