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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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NEin: denn ob wol solchs die Sonnenfinsternissen nichts angehet/ so lassens
doch die Mondfinsternissen nicht zu/ Als welche/ wenn die Sonn nur so
groß alß die Erde/ vnd also der schatten der Erden vberall gleich dick were/ in ei-
nerley distantz von der Sonnenstraß so wol in apogaeo als in perigaeo gleich
groß weren/ auch gleich lang wehreten. Das wiederspiel aber giebt die erfahrung/
durch welche die Rechnung bekrefftigt wird.

VII.
Solte die Sonne grösser sein denn der Erdboden/ wie in
vorigem Capitel gedacht/ vnd zwar/ wie die
Astronomi fürgeben/ an-
derthalb hundert mal grösser/ wie kompts denn/ daß sie am ende deß 1596. oder
anfang deß 1597. Jahrs den Holländern in Nova Sembla so lang aussen ge-
blieben? Denn wie solte so eine grosse Fackel/ weil sie jhren steten fortgang
vnd bewegung hat/ so lange können hinder der so kleinen Erden-
kugel verborgen bleiben?

ANtwort. Imo die Astronomi haben sich mit den Schippern anfenglich
gnugsam verwundert/ warumb die Sonne nicht lenger aussen geblieben.
Auff das aber die sach desto baß eingenommen werde/ sol man wissen (ich berich
te die/ so es nicht wissen/) das Willem Barentson mit andern erfahrnen Schip-
pern Anno 1596 sich in die Nord See begeben/ einen newen Weg zu suchen
vmb die Tartarey herumb nach Ost Jndien. Sie sind aber zeitig im selben Jar
hinden an Nova Zembla von der menge deß gewaltigen Eyses gar auffgehalten
vnd auff der Polus höhe von 76 graden gantz befroren/ so das sie den gantzen
Winter daselbst außhalten vnd viel elend außstehen müssen. Da nun die Mit-
tags Sonn jhnen von tag zu tag niedriger worden/ biß sie endlich nach erforde-
rung deß Orts (intra Circulum scilicet Arcticum) den 4 Nov. stylo novo
schon gar nicht herfür kommen/ haben sie aus deß Poli höhe vnd gutem Astro-
nomi
schen grunde die rechnung gemacht/ das die sonne nit wieder herfür kommen
würde/ biß vff den 11. Febr. Es hat sich aber zugetragen/ das sie sich 17 tage für
der rechten zeit/ nemlich den 24 Jan. stylo novo schon etwas hat sehen lassen.
Deßhalben sich nicht allein diese Schipper/ sondern auch anfenglich viele Astro-
nomi
verwundert. Biß sie befunden/ das die vrsach solcher zeitigen erscheinung
nichts anders/ als die grossen Refractiones derer örter gewesen. Besiehe Kep-
plerum in Opticis pag.
138. vnd Röslini deutsch Tractätlein die Mitternäch-
tige Schiffarth tituliret pag. 80.

Da nun jemand spricht/ die Sonne solte billich viel ehe sich herfür gethan
haben/ wenn sie so viel mal grösser were denn der Erdboden/ sintemal sie in be-

trachtung

NEin: denn ob wol ſolchs die Sonnenfinſterniſſen nichts angehet/ ſo laſſens
doch die Mondfinſterniſſen nicht zu/ Als welche/ wenn die Sonn nur ſo
groß alß die Erde/ vnd alſo der ſchatten der Erden vberall gleich dick were/ in ei-
nerley diſtantz von der Sonnenſtraß ſo wol in apogæo als in perigæo gleich
groß weren/ auch gleich lang wehreten. Das wiederſpiel aber giebt die erfahrung/
durch welche die Rechnung bekrefftigt wird.

VII.
Solte die Sonne groͤſſer ſein denn der Erdboden/ wie in
vorigem Capitel gedacht/ vnd zwar/ wie die
Aſtronomi fuͤrgeben/ an-
derthalb hundert mal groͤſſer/ wie kompts denn/ daß ſie am ende deß 1596. oder
anfang deß 1597. Jahrs den Hollaͤndern in Nova Sembla ſo lang auſſen ge-
blieben? Denn wie ſolte ſo eine groſſe Fackel/ weil ſie jhren ſteten fortgang
vnd bewegung hat/ ſo lange koͤnnen hinder der ſo kleinen Erden-
kugel verborgen bleiben?

ANtwort. Imò die Aſtronomi haben ſich mit den Schippern anfenglich
gnugſam verwundert/ warumb die Sonne nicht lenger auſſen geblieben.
Auff das aber die ſach deſto baß eingenommen werde/ ſol man wiſſen (ich berich
te die/ ſo es nicht wiſſen/) das Willem Barentſon mit andern erfahrnen Schip-
pern Anno 1596 ſich in die Nord See begeben/ einen newen Weg zu ſuchen
vmb die Tartarey herumb nach Oſt Jndien. Sie ſind aber zeitig im ſelben Jar
hinden an Nova Zembla von der menge deß gewaltigen Eyſes gar auffgehaltẽ
vnd auff der Polus hoͤhe von 76 graden gantz befroren/ ſo das ſie den gantzen
Winter daſelbſt außhalten vnd viel elend außſtehen muͤſſen. Da nun die Mit-
tags Sonn jhnen von tag zu tag niedriger worden/ biß ſie endlich nach erforde-
rung deß Orts (intra Circulum ſcilicet Arcticum) den 4 Nov. ſtylo novo
ſchon gar nicht herfuͤr kommen/ haben ſie aus deß Poli hoͤhe vnd gutem Aſtro-
nomi
ſchen grunde die rechnung gemacht/ das die ſoñe nit wieder herfuͤr kom̃en
wuͤrde/ biß vff den 11. Febr. Es hat ſich aber zugetragen/ das ſie ſich 17 tage fuͤr
der rechten zeit/ nemlich den 24 Jan. ſtylo novo ſchon etwas hat ſehen laſſen.
Deßhalben ſich nicht allein dieſe Schipper/ ſondern auch anfenglich viele Aſtro-
nomi
verwundert. Biß ſie befunden/ das die vrſach ſolcher zeitigen erſcheinung
nichts anders/ als die groſſen Refractiones derer oͤrter geweſen. Beſiehe Kep-
plerum in Opticis pag.
138. vnd Röslini deutſch Tractaͤtlein die Mitternaͤch-
tige Schiffarth tituliret pag. 80.

Da nun jemand ſpricht/ die Sonne ſolte billich viel ehe ſich herfuͤr gethan
haben/ wenn ſie ſo viel mal groͤſſer were denn der Erdboden/ ſintemal ſie in be-

trachtung
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[0170] NEin: denn ob wol ſolchs die Sonnenfinſterniſſen nichts angehet/ ſo laſſens doch die Mondfinſterniſſen nicht zu/ Als welche/ wenn die Sonn nur ſo groß alß die Erde/ vnd alſo der ſchatten der Erden vberall gleich dick were/ in ei- nerley diſtantz von der Sonnenſtraß ſo wol in apogæo als in perigæo gleich groß weren/ auch gleich lang wehreten. Das wiederſpiel aber giebt die erfahrung/ durch welche die Rechnung bekrefftigt wird. VII. Solte die Sonne groͤſſer ſein denn der Erdboden/ wie in vorigem Capitel gedacht/ vnd zwar/ wie die Aſtronomi fuͤrgeben/ an- derthalb hundert mal groͤſſer/ wie kompts denn/ daß ſie am ende deß 1596. oder anfang deß 1597. Jahrs den Hollaͤndern in Nova Sembla ſo lang auſſen ge- blieben? Denn wie ſolte ſo eine groſſe Fackel/ weil ſie jhren ſteten fortgang vnd bewegung hat/ ſo lange koͤnnen hinder der ſo kleinen Erden- kugel verborgen bleiben? ANtwort. Imò die Aſtronomi haben ſich mit den Schippern anfenglich gnugſam verwundert/ warumb die Sonne nicht lenger auſſen geblieben. Auff das aber die ſach deſto baß eingenommen werde/ ſol man wiſſen (ich berich te die/ ſo es nicht wiſſen/) das Willem Barentſon mit andern erfahrnen Schip- pern Anno 1596 ſich in die Nord See begeben/ einen newen Weg zu ſuchen vmb die Tartarey herumb nach Oſt Jndien. Sie ſind aber zeitig im ſelben Jar hinden an Nova Zembla von der menge deß gewaltigen Eyſes gar auffgehaltẽ vnd auff der Polus hoͤhe von 76 graden gantz befroren/ ſo das ſie den gantzen Winter daſelbſt außhalten vnd viel elend außſtehen muͤſſen. Da nun die Mit- tags Sonn jhnen von tag zu tag niedriger worden/ biß ſie endlich nach erforde- rung deß Orts (intra Circulum ſcilicet Arcticum) den 4 Nov. ſtylo novo ſchon gar nicht herfuͤr kommen/ haben ſie aus deß Poli hoͤhe vnd gutem Aſtro- nomiſchen grunde die rechnung gemacht/ das die ſoñe nit wieder herfuͤr kom̃en wuͤrde/ biß vff den 11. Febr. Es hat ſich aber zugetragen/ das ſie ſich 17 tage fuͤr der rechten zeit/ nemlich den 24 Jan. ſtylo novo ſchon etwas hat ſehen laſſen. Deßhalben ſich nicht allein dieſe Schipper/ ſondern auch anfenglich viele Aſtro- nomi verwundert. Biß ſie befunden/ das die vrſach ſolcher zeitigen erſcheinung nichts anders/ als die groſſen Refractiones derer oͤrter geweſen. Beſiehe Kep- plerum in Opticis pag. 138. vnd Röslini deutſch Tractaͤtlein die Mitternaͤch- tige Schiffarth tituliret pag. 80. Da nun jemand ſpricht/ die Sonne ſolte billich viel ehe ſich herfuͤr gethan haben/ wenn ſie ſo viel mal groͤſſer were denn der Erdboden/ ſintemal ſie in be- trachtung

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/170>, abgerufen am 22.11.2024.