Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.14 grad/ das ist vber 200 gemeiner deutscher meilen/ sehen kündte: Jch wil ei- V. Woher wissen die Astronomi gewiß vnd gründlich/ das die Sonne grösser denn der Erdboden sey? AVß dem Kegelichten schatten der Erden. Solchs den liebhabern dieser dünsten
14 grad/ das iſt vber 200 gemeiner deutſcher meilen/ ſehen kuͤndte: Jch wil ei- V. Woher wiſſen die Aſtronomi gewiß vnd gruͤndlich/ das die Sonne groͤſſer denn der Erdboden ſey? AVß dem Kegelichten ſchatten der Erden. Solchs den liebhabern dieſer duͤnſten
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14 grad/ das iſt vber 200 gemeiner deutſcher meilen/ ſehen kuͤndte: Jch wil ei-
nen gantzen grad propter refractionem in ſuperficie marina fahren laſſen/
vnd ſetzen/ das er auff 13 gr. geſehen wuͤrde/ ſo folgts doch/ das er muͤſte 23 ge-
meiner deutſcher meilen bleyrecht hoch ſein/ da doch vorhin geſchrieben war/ das
er 15 Leucas oder Hiſpaniſche/ das iſt/ noch nicht 13 deutſche meilen hoch ſey.
Das wil nicht zuſammen klappen. Ja/ was mehr iſt/ ſolte der Berg auff 250
Spaniſche meilen ſich ſehen laſſen/ ſo wuͤrde man jhn von Liſſebon ſehen koͤnnen:
Denn Tenariffe liegt von Liſſebon nicht ſo weit/ als Tercera eine von den Flaͤ-
miſchen Eylanden. Jan Hugo von Linſchoten ſpricht: Tercera ligt auff 39. gr.
auff derſelben hoͤhe wie Liſſebon/ vnd ligt von dannen Oſt vnd Weſt 250. meilẽ.
Wenn man vff einem guten Globo dieſer oͤrter diſtantz nimt/ ſo gibt Lißbon
vnd Tercera 14½ gr: Aber Lißbon vnnd Teneriffe oder del Pico nur 13 grad.
Derhalben mag man von dieſes Berges ſo vnnatuͤrlicher hoͤhe noch wol ſa-
gen: Non liquet.
V.
Woher wiſſen die Aſtronomi gewiß vnd gruͤndlich/ das
die Sonne groͤſſer denn der Erdboden ſey?
AVß dem Kegelichten ſchatten der Erden. Solchs den liebhabern dieſer
Kunſt verſtendlich zu erklaͤren/ ſetz ich erſtlich dieſe axiomata vnnd gewiſſe
Regeln. 1. Wenn ein leuchtend Corpus ein vndurchleuchtiges beſcheinet/ ſo
wirfft daſſelbe vndurchleuchtige einen Schatten hinderwerts hinweg/ klein oder
groß/ nach gelegenheit beyder Coͤrper. 2. Wenn eine leuchtende Kugel eine vn-
durchleuchtige Kugel beſcheint/ vnd ſind beyde Kugeln gleich groß/ ſo hat der
Schatten (den die vndurchleuchtige Kugel von ſich wirfft) eine Cilynderform/
das iſt/ eine geſtalt einer runden vberall gleich dicken Seulen: Vnd iſt der ſchat-
ten gleichſam vnendlich. 3. Wenn die leuchtende Kugel kleiner denn die andere
iſt/ ſo iſt der ſchatten calathoides, das iſt/ er iſt an ſeiner Kugel am ſchmalſten/
vnd breitet ſich je leuger je weiter auß. 4. Wenn die leuchtende Kugel groͤſſer
denn die andere/ ſo iſt der ſchatten kegelicht/ das iſt/ an ſeiner Kugel am weiteſten/
vnd je weiter davon je ſchmaler/ biß er ſich endlich wie ein Kegel zuſpitzet. 5.
Der Mond (wie auch andere Planeten) ſcheint nicht ſtets einerley groͤſſe/ ſon-
dern bißweilen vmb etwas groͤſſer/ bißweilen kleiner. (Jch rede hie nicht von
der groͤſſe die ſie haben/ wenn ſie auff oder vntergehen/ denn da ſcheinen ſie allezeit
durch die daͤmpffe der Erden groͤſſer/ als wenn ſie hoch in die hoͤhe kom̃en: nicht
anderſt als ein Thaler durchs waſſer groͤſſer ſcheint/ als er in Warheit iſt: ſon-
dern ich rede von der groͤſſe die ſie haben/ wenn ſie gnugſam erhoben/ vñ von den
duͤnſten
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Zitationshilfe: | Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/168>, abgerufen am 16.07.2024. |