Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

Bild:
<< vorherige Seite

bey den Nativiteten vnd andern Thematibus Caelestibus der glückselig/ das
dagegen vnglückselig sein sol Intentionalium est operatio physica, scilicet.

VII.
Ob dann allein der Mond/ vnd sonst kein ander Planet
in den Schatten des Erdbodens kommen/ vnd also

verfinstert werden könne?

DA muß man erst sehen/ wie hoch der Schatten von der erden reiche. Man
versteht aber auß der Perspectiva, das der schatten einer kugel je lenger
ist/ je weiter das grössere Licht von derselben abgelegen. Derowegen auch die
Erde viel einen lengern schatten wirfft/ wenn die Sonn von jhr am weitesten
(vmb Johannis/ wie im vorigen Cap. gesagt) als wenn sie jhr neher ist. Vnd
gibts die rechnung/ nach Tychonis Brahen proportionibus, das der Erd-
schatten/ wenn die Sonn am höchsten/ lang sey 283. semidiam. terrae (jeden zu
860. meilen gerechnet) wenn sie der erden am nehesten/ (in den Weynachten)
sey er 263. vnd in seinem Mittelstande 273. semidd. terrae. Weil dann der
Mond in seinem allerhöchsten stande kaum 61. semidd. terrae von vns ist/ vnd
also der allerkürtzeste schatten vber 200. semidd. weiter in den himmel reicht/
fragt sichs nicht Kindisch/ ob er dann nicht bißweilen auch andere Planeten v-
berschatte. Es ist aber die antwort aus der Astronomia leicht zu geben/ nem-
lich/ das der schatten an die obersten Planeten Jupiter vnd noch lang nicht rei-
che. Von den beyden vntern vnd kan man auch dieses antworten/ das
wenn gleich der schatten biß in jhr Revier hinauff reichte (welchs doch die rech-
nung im vorigen Cap. nicht zulesset) so bleiben doch dieselben beyden Planeten
allezeit nahe bey der Sonnen/ ( leufft nimmer vber 45. nicht 28. gr. von
jhr) vnd kommen nimmer in das gegentheil des himmels/ da der schatten hinfellt.

Hierauß ist nun zu schliessen/ was von derer Philosophorum meynung
zu halten/ die da vermeinen; das die Cometen zwar exhalationes oder dämpffe
in der obern Lufft sein/ aber nicht brennende dämpffe nach Aristotelis vorgeben/
sondern klare reine von der Sonnen gleich einer lichten Wolck erleuchte däm-
pfe/ weil sie allezeit jhren Schwantz von der Sonnen hindan wenden. Wenn
diese meinung richtig were/ so müsten die Cometen/ wenn sie von der Sonnen
ab in das gegentheil deß himmels kemen/ eben wie der Mond mit einst verfin-
stert werden/ vnd also ein zeit lang gar verschwinden. Ja weil die Lufft nicht
20. deutscher meilen hoch/ würden sie nimmer denn nur in der Morgen- oder
Abendröte vns zu gesichte kommen/ wie solchs weitleufftiger in meinem grossen

Tractat

bey den Nativiteten vnd andern Thematibus Cæleſtibus der ☊ gluͤckſelig/ das
☋ dagegen vngluͤckſelig ſein ſol Intentionalium eſt operatio phyſica, ſcilicet.

VII.
Ob dann allein der Mond/ vnd ſonſt kein ander Planet
in den Schatten des Erdbodens kommen/ vnd alſo

verfinſtert werden koͤnne?

DA muß man erſt ſehen/ wie hoch der Schatten von der erden reiche. Man
verſteht aber auß der Perſpectiva, das der ſchatten einer kugel je lenger
iſt/ je weiter das groͤſſere Licht von derſelben abgelegen. Derowegen auch die
Erde viel einen lengern ſchatten wirfft/ wenn die Sonn von jhr am weiteſten
(vmb Johannis/ wie im vorigen Cap. geſagt) als wenn ſie jhr neher iſt. Vnd
gibts die rechnung/ nach Tychonis Brahen proportionibus, das der Erd-
ſchatten/ wenn die Sonn am hoͤchſten/ lang ſey 283. ſemidiam. terræ (jeden zu
860. meilen gerechnet) wenn ſie der erden am neheſten/ (in den Weynachten)
ſey er 263. vnd in ſeinem Mittelſtande 273. ſemidd. terræ. Weil dann der
Mond in ſeinem allerhoͤchſten ſtande kaum 61. ſemidd. terræ von vns iſt/ vnd
alſo der allerkuͤrtzeſte ſchatten vber 200. ſemidd. weiter in den himmel reicht/
fragt ſichs nicht Kindiſch/ ob er dann nicht bißweilen auch andere Planeten v-
berſchatte. Es iſt aber die antwort aus der Aſtronomia leicht zu geben/ nem-
lich/ das der ſchatten an die oberſten Planeten ♂ ♃ vnd ♄ noch lang nicht rei-
che. Von den beyden vntern ♀ vnd ☿ kan man auch dieſes antworten/ das
wenn gleich der ſchatten biß in jhr Revier hinauff reichte (welchs doch die rech-
nung im vorigen Cap. nicht zuleſſet) ſo bleiben doch dieſelben beyden Planeten
allezeit nahe bey der Sonnen/ (♀ leufft nimmer vber 45. ☿ nicht 28. gr. von
jhr) vnd kommen nimmer in das gegentheil des him̃els/ da der ſchatten hinfellt.

Hierauß iſt nun zu ſchlieſſen/ was von derer Philoſophorum meynung
zu halten/ die da vermeinen; das die Cometen zwar exhalationes oder daͤmpffe
in der obern Lufft ſein/ aber nicht brennende daͤmpffe nach Ariſtotelis vorgeben/
ſondern klare reine von der Sonnen gleich einer lichten Wolck erleuchte daͤm-
pfe/ weil ſie allezeit jhren Schwantz von der Sonnen hindan wenden. Wenn
dieſe meinung richtig were/ ſo muͤſten die Cometen/ wenn ſie von der Sonnen
ab in das gegentheil deß himmels kemen/ eben wie der Mond mit einſt verfin-
ſtert werden/ vnd alſo ein zeit lang gar verſchwinden. Ja weil die Lufft nicht
20. deutſcher meilen hoch/ wuͤrden ſie nimmer denn nur in der Morgen- oder
Abendroͤte vns zu geſichte kommen/ wie ſolchs weitleufftiger in meinem groſſen

Tractat
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0110"/>
bey den <hi rendition="#aq">Nativiteten</hi> vnd andern <hi rendition="#aq">Thematibus Cæle&#x017F;tibus</hi> der &#x260A; glu&#x0364;ck&#x017F;elig/ das<lb/>
&#x260B; dagegen vnglu&#x0364;ck&#x017F;elig &#x017F;ein &#x017F;ol <hi rendition="#aq">Intentionalium e&#x017F;t operatio phy&#x017F;ica, &#x017F;cilicet.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VII.</hi><lb/>
Ob dann allein der Mond/ vnd &#x017F;on&#x017F;t kein ander Planet<lb/>
in den Schatten des Erdbodens kommen/ vnd al&#x017F;o</hi><lb/>
verfin&#x017F;tert werden ko&#x0364;nne?</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>A muß man er&#x017F;t &#x017F;ehen/ wie hoch der Schatten von der erden reiche. Man<lb/>
ver&#x017F;teht aber auß der <hi rendition="#aq">Per&#x017F;pectiva,</hi> das der &#x017F;chatten einer kugel je lenger<lb/>
i&#x017F;t/ je weiter das gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Licht von der&#x017F;elben abgelegen. Derowegen auch die<lb/>
Erde viel einen lengern &#x017F;chatten wirfft/ wenn die Sonn von jhr am weite&#x017F;ten<lb/>
(vmb Johannis/ wie im vorigen Cap. ge&#x017F;agt) als wenn &#x017F;ie jhr neher i&#x017F;t. Vnd<lb/>
gibts die rechnung/ nach <hi rendition="#aq">Tychonis Brahen proportionibus,</hi> das der Erd-<lb/>
&#x017F;chatten/ wenn die Sonn am ho&#x0364;ch&#x017F;ten/ lang &#x017F;ey 283. <hi rendition="#aq">&#x017F;emidiam. terræ</hi> (jeden zu<lb/>
860. meilen gerechnet) wenn &#x017F;ie der erden am nehe&#x017F;ten/ (in den Weynachten)<lb/>
&#x017F;ey er 263. vnd in &#x017F;einem Mittel&#x017F;tande 273. <hi rendition="#aq">&#x017F;emidd. terræ.</hi> Weil dann der<lb/>
Mond in &#x017F;einem allerho&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;tande kaum 61. <hi rendition="#aq">&#x017F;emidd. terræ</hi> von vns i&#x017F;t/ vnd<lb/>
al&#x017F;o der allerku&#x0364;rtze&#x017F;te &#x017F;chatten vber 200. <hi rendition="#aq">&#x017F;emidd.</hi> weiter in den himmel reicht/<lb/>
fragt &#x017F;ichs nicht Kindi&#x017F;ch/ ob er dann nicht bißweilen auch andere Planeten v-<lb/>
ber&#x017F;chatte. Es i&#x017F;t aber die antwort aus der <hi rendition="#aq">A&#x017F;tronomia</hi> leicht zu geben/ nem-<lb/>
lich/ das der &#x017F;chatten an die ober&#x017F;ten Planeten &#x2642; &#x2643; vnd &#x2644; noch lang nicht rei-<lb/>
che. Von den beyden vntern &#x2640; vnd &#x263F; kan man auch die&#x017F;es antworten/ das<lb/>
wenn gleich der &#x017F;chatten biß in jhr Revier hinauff reichte (welchs doch die rech-<lb/>
nung im vorigen Cap. nicht zule&#x017F;&#x017F;et) &#x017F;o bleiben doch die&#x017F;elben beyden Planeten<lb/>
allezeit nahe bey der Sonnen/ (&#x2640; leufft nimmer vber 45. &#x263F; nicht 28. gr. von<lb/>
jhr) vnd kommen nimmer in das gegentheil des him&#x0303;els/ da der &#x017F;chatten hinfellt.</p><lb/>
          <p>Hierauß i&#x017F;t nun zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ was von derer <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophorum</hi> meynung<lb/>
zu halten/ die da vermeinen; das die Cometen zwar <hi rendition="#aq">exhalationes</hi> oder da&#x0364;mpffe<lb/>
in der obern Lufft &#x017F;ein/ aber nicht brennende da&#x0364;mpffe nach <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;totelis</hi> vorgeben/<lb/>
&#x017F;ondern klare reine von der Sonnen gleich einer lichten Wolck erleuchte da&#x0364;m-<lb/>
pfe/ weil &#x017F;ie allezeit jhren Schwantz von der Sonnen hindan wenden. Wenn<lb/>
die&#x017F;e meinung richtig were/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;ten die Cometen/ wenn &#x017F;ie von der Sonnen<lb/>
ab in das gegentheil deß himmels kemen/ eben wie der Mond mit ein&#x017F;t verfin-<lb/>
&#x017F;tert werden/ vnd al&#x017F;o ein zeit lang gar ver&#x017F;chwinden. Ja weil die Lufft nicht<lb/>
20. deut&#x017F;cher meilen hoch/ wu&#x0364;rden &#x017F;ie nimmer denn nur in der Morgen- oder<lb/>
Abendro&#x0364;te vns zu ge&#x017F;ichte kommen/ wie &#x017F;olchs weitleufftiger in meinem gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Tractat</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0110] bey den Nativiteten vnd andern Thematibus Cæleſtibus der ☊ gluͤckſelig/ das ☋ dagegen vngluͤckſelig ſein ſol Intentionalium eſt operatio phyſica, ſcilicet. VII. Ob dann allein der Mond/ vnd ſonſt kein ander Planet in den Schatten des Erdbodens kommen/ vnd alſo verfinſtert werden koͤnne? DA muß man erſt ſehen/ wie hoch der Schatten von der erden reiche. Man verſteht aber auß der Perſpectiva, das der ſchatten einer kugel je lenger iſt/ je weiter das groͤſſere Licht von derſelben abgelegen. Derowegen auch die Erde viel einen lengern ſchatten wirfft/ wenn die Sonn von jhr am weiteſten (vmb Johannis/ wie im vorigen Cap. geſagt) als wenn ſie jhr neher iſt. Vnd gibts die rechnung/ nach Tychonis Brahen proportionibus, das der Erd- ſchatten/ wenn die Sonn am hoͤchſten/ lang ſey 283. ſemidiam. terræ (jeden zu 860. meilen gerechnet) wenn ſie der erden am neheſten/ (in den Weynachten) ſey er 263. vnd in ſeinem Mittelſtande 273. ſemidd. terræ. Weil dann der Mond in ſeinem allerhoͤchſten ſtande kaum 61. ſemidd. terræ von vns iſt/ vnd alſo der allerkuͤrtzeſte ſchatten vber 200. ſemidd. weiter in den himmel reicht/ fragt ſichs nicht Kindiſch/ ob er dann nicht bißweilen auch andere Planeten v- berſchatte. Es iſt aber die antwort aus der Aſtronomia leicht zu geben/ nem- lich/ das der ſchatten an die oberſten Planeten ♂ ♃ vnd ♄ noch lang nicht rei- che. Von den beyden vntern ♀ vnd ☿ kan man auch dieſes antworten/ das wenn gleich der ſchatten biß in jhr Revier hinauff reichte (welchs doch die rech- nung im vorigen Cap. nicht zuleſſet) ſo bleiben doch dieſelben beyden Planeten allezeit nahe bey der Sonnen/ (♀ leufft nimmer vber 45. ☿ nicht 28. gr. von jhr) vnd kommen nimmer in das gegentheil des him̃els/ da der ſchatten hinfellt. Hierauß iſt nun zu ſchlieſſen/ was von derer Philoſophorum meynung zu halten/ die da vermeinen; das die Cometen zwar exhalationes oder daͤmpffe in der obern Lufft ſein/ aber nicht brennende daͤmpffe nach Ariſtotelis vorgeben/ ſondern klare reine von der Sonnen gleich einer lichten Wolck erleuchte daͤm- pfe/ weil ſie allezeit jhren Schwantz von der Sonnen hindan wenden. Wenn dieſe meinung richtig were/ ſo muͤſten die Cometen/ wenn ſie von der Sonnen ab in das gegentheil deß himmels kemen/ eben wie der Mond mit einſt verfin- ſtert werden/ vnd alſo ein zeit lang gar verſchwinden. Ja weil die Lufft nicht 20. deutſcher meilen hoch/ wuͤrden ſie nimmer denn nur in der Morgen- oder Abendroͤte vns zu geſichte kommen/ wie ſolchs weitleufftiger in meinem groſſen Tractat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/110
Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/110>, abgerufen am 22.12.2024.