Crescentiis, Petrus de: Petrus de Crescentiis zu teutsch mit Figuren. Speyer, ca. 1493.Das achte [Spaltenumbruch]
brengen vnd auch do by lypliche gesuntheit bewaren, wann dy complexio des lybes henget alle zyt noch der begerung der selen vnd gemuotes. Das erste capitel. Von cleinen gertlyn der kruoter. [Abbildung]
Garten der lust vnd gruonheit werden etzliche mit baümen alleine gemacht, etzliche mit kruotern allein, etzliche mit beyden. Dye alleyn von kruotern gemacht werden, wöllen magern erdbodem vnd feysten , das sy mögen subtile vnd zertlich kruotlin geberen alß die herlyn, die gar gröslich belustigen das gesichte. Ein solich stat zü solchem garten muoß zü ersten gar fry gemacht werden von allen vnkruotern vnd bastart wortzeln, nemlich die groß syn, das doch kauom gescheen mag, es werde dann gar gerodet vnd geebent vnd durchgossen mit sydendem wasser, daß dy teyl der wörtzeln vnd samen, vor [Spaltenumbruch] borgen in der erden, nit mögen vßsprissen. Dornoch sol man die gantzen stat mit magern wasen belegen vnnd sollen nidder gestossen werden mit stempeln oder hultzenym slegeln . Vnd das gras sol getreten werden mit den fussen, das man kawme etzwas do von sehen möge. Dann werden sye clein vff gan als herlyn vnd werden bedecken den bodem, wie ein gruone duch dar vff lege. Auch sol dye stat vyereckicht syn, also wyt noch der meinige der personen, die dor ynn gan oder sytzen wöllen. Dornoch sol man phlantzen vff all syten wol rychende kruoter, als selbe , ruthe , basilicon , maiorana , myntze vnd der glich, vnd allerley bluomen, als violn , lilyen , rosen , swertil vnnd der glich. Zwischen den kruotern vnd dem wasen sol gemacht syn ein ander wase erhaben also sessel oder bencke, auch gruonende oder wuonsam . Auch gegen der sonn sol man plantzen bawm oder wynstöcke, das von irem schaten der bletter der wase vnd das gesesse schaten haben zü luste vnd erkuolunge der menschen. In den solichen bawmen sol man mehr suchen den schaten wann fruchte, dorümb darff man sye nit graben oder tuongen, das der wase vnuorseret vorlibe. Daß sol auch bewart syn, das man nit tzü dicke phlantze die bawme oder zü vil, wann die fryheit der lofft ist grosse gesuntheyt vnd alzü dicke schaten gebirt krancheit. Auch zü mercken, das soliche bawm sollen nit suchtig syn, also nußbawm oder der glich, sunder suß vnd gesunt, wol in yren bluoten smeckende vnd im schaten lustig , als winstocke, byre vnd eppel vnd granat eppel vnd loerberbawm vnd cypressus vnnd der glich. Hynder dem wasen sol man phlantzen vil kruoter der ertznye vnd der wol smeckenden, wann sy nit allein belustigen sollen, sunder auch ire bluote sol geben erquickung dem men Das achte [Spaltenumbruch]
brengen vnd auch do by lypliche gesuntheit bewaren, wann dy complexio des lybes henget alle zyt noch der begerung der selen vnd gemuͦtes. Das erste capitel. Von cleinen gertlyn der kruͦter. [Abbildung]
Garten der lust vnd gruͦnheit werden etzliche mit baümen alleine gemacht, etzliche mit kruͦtern allein, etzliche mit beyden. Dye alleyn von kruͦtern gemacht werden, woͤllen magern erdbodem vnd feysten , das sy moͤgen subtile vnd zertlich kruͦtlin geberen alß die herlyn, die gar groͤslich belustigen das gesichte. Ein solich stat zü solchem garten muͦß zü ersten gar fry gemacht werden von allen vnkruͦtern vnd bastart wortzeln, nemlich die groß syn, das doch kauͦm gescheen mag, es werde dann gar gerodet vnd geebent vnd durchgossen mit sydendem wasser, daß dy teyl der woͤrtzeln vnd samen, vor [Spaltenumbruch] borgen in der erden, nit moͤgen vßsprissen. Dornoch sol man die gantzen stat mit magern wasen belegen vnnd sollen nidder gestossen werden mit stempeln oder hultzenym slegeln . Vnd das gras sol getreten werden mit den fussen, das man kawme etzwas do von sehen moͤge. Dann werden sye clein vff gan als herlyn vnd werden bedecken den bodem, wie ein gruͦne duch dar vff lege. Auch sol dye stat vyereckicht syn, also wyt noch der meinige der personen, die dor ynn gan oder sytzen woͤllen. Dornoch sol man phlantzen vff all syten wol rychende kruͦter, als selbe , ruthe , basilicon , maiorana , myntze vnd der glich, vnd allerley bluͦmen, als violn , lilyen , rosen , swertil vnnd der glich. Zwischen den kruͦtern vnd dem wasen sol gemacht syn ein ander wase erhaben also sessel oder bencke, auch gruͦnende oder wuͦnsam . Auch gegen der sonn sol man plantzen bawm oder wynstoͤcke, das von irem schaten der bletter der wase vnd das gesesse schaten haben zü luste vnd erkuͦlunge der menschen. In den solichen bawmen sol man mehr suchen den schaten wann fruchte, dorümb darff man sye nit graben oder tuͦngen, das der wase vnuorseret vorlibe. Daß sol auch bewart syn, das man nit tzü dicke phlantze die bawme oder zü vil, wann die fryheit der lofft ist grosse gesuntheyt vnd alzü dicke schaten gebirt krancheit. Auch zü mercken, das soliche bawm sollen nit suchtig syn, also nußbawm oder der glich, sunder suß vnd gesunt, wol in yren bluͦten smeckende vnd im schaten lustig , als winstocke, byre vnd eppel vnd granat eppel vnd loerberbawm vnd cypressus vnnd der glich. Hynder dem wasen sol man phlantzen vil kruͦter der ertznye vnd der wol smeckenden, wann sy nit allein belustigen sollen, sunder auch ire bluͦte sol geben erquickung dem men <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0004"/><fw type="header" place="top">Das achte<lb/></fw><cb/><note type="editorial">fol. 160\s{va}</note> brengen vnd auch do by lypliche gesuntheit bewaren, wann dy complexio<note type="editorial">{\Cf{<hi rendition="#i">s. lat. Text</hi>}}</note> des lybes henget alle zyt noch der begerung<note type="editorial">{\Cf{‚natürliches Bedürfnis, Verlangen nach etw., Wunsch, psychisches Verlangen nach einem erstrebten Zustand‘ (FWB)}}</note> der selen vnd gemuͦtes. </p> </div> <div n="2"> <head>Das erste capitel. Von cleinen gertlyn der kruͦter.</head><lb/> <figure/><lb/> <p><hi rendition="#in #red">G</hi>arten der lust vnd gruͦnheit <note type="editorial">{\Cf{grüenheit: ‚Grüne‘ (L)}}</note> werden etzliche mit baümen alleine gemacht, etzliche mit kruͦtern allein, etzliche mit beyden. Dye alleyn von kruͦtern gemacht werden, woͤllen magern erdbodem vnd feysten<note type="editorial">{\Cf{veizet, veizt: ‚feist; fruchtbar, reich, ergiebig‘ (L)}}</note>, das sy moͤgen subtile vnd zertlich kruͦtlin geberen alß die herlyn, die gar groͤslich belustigen das gesichte. Ein solich stat zü solchem<note type="editorial">{\Af{<hi rendition="#i">oder:</hi> solchen (solch\=e)</note> garten muͦß zü ersten gar fry gemacht werden von allen vnkruͦtern vnd bastart wortzeln, nemlich die groß syn, das doch kauͦm gescheen mag, es werde dann gar gerodet<note type="editorial">{\Cf{roden (<hi rendition="#i">md. für</hi> riuten): ‚urbar machen‘ (vor allem vom Abschlagen des Waldes und Gebüsches gebraucht, dann auch vom Ausreißen des Unkrautes und Gestrüppes) (BMZ)</note> vnd geebent vnd durchgossen mit sydendem wasser, daß dy teyl der woͤrtzeln vnd samen, vor <cb/> <note type="editorial">fol. 160\s{vb}</note>borgen in der erden, nit moͤgen vßsprissen. Dornoch sol man die gantzen stat mit magern wasen<note type="editorial">{\Cf{wase: ‚grasbewachsene Erdfläche, Rasen‘ (L); wasen: ‚die Erdscholle mit dem darin wurzelnden Pflanzenwuchs; aus dem Rasen ausgestochene viereckige Stücke‘ \textsc{(Gr)}</note> belegen vnnd sollen nidder gestossen werden mit stempeln<note type="editorial">{\Cf{stempel: ‚Stößel‘ (L), ‚Stampfer‘ \textsc{(Gr)}</note> oder hultzenym<note type="editorial">{\Cf{<hi rendition="#i">zu</hi> hulz\^{\i}n (<hi rendition="#i">md. für</hi> hülz\^{\i}n) (L): ‚von Holz‘ (BMZ)</note> slegeln<note type="editorial">{\Cf{slegel: ‚Werkzeug zum Schlagen: Schlägel, Keule, Bengel, Flegel, schwerer Hammer u. dgl.‘ (L)</note>. Vnd das gras sol getreten werden mit den fussen, das man kawme etzwas do von sehen moͤge. Dann werden sye clein vff gan als herlyn vnd werden bedecken den bodem, wie ein gruͦne duch dar vff lege. Auch sol dye stat vyereckicht syn, also wyt noch der meinige<note type="editorial">{\Cf{<hi rendition="#i">zu</hi> meinunge: ‚Meinung‘ (L), ‚Ansicht‘ (BMZ)</note> der personen, die dor ynn gan oder sytzen woͤllen. Dornoch sol man phlantzen vff all syten wol rychende kruͦter, als selbe<note type="editorial">{\Cf{‚Salbei‘ (L) (<hi rendition="#i">Salvia officinalis</hi> L.)</note>, ruthe<note type="editorial">{\Cf{r\^ute: ‚Raute‘ (BMZ)</note>, basilicon<note type="editorial">{\Cf{<hi rendition="#i">vgl. den lat. Text</hi></note>, maiorana<note type="editorial">{\Cf{<hi rendition="#i">vgl. den lat. Text</hi></note>, myntze<note type="editorial">{\Cf{minze: ‚Minze‘ (L)</note> vnd der glich, vnd allerley bluͦmen, als violn<note type="editorial">{\Cf{v\^{\i}ol: ‚Veilchen‘ (BMZ) (<hi rendition="#i">Viola odorata</hi> L.)</note>, lilyen<note type="editorial">{\Cf{lilje: ‚Lilie‘ (BMZ)</note>, rosen<note type="editorial">{\Cf{r\^ose: ‚Rose‘ (BMZ)</note>, swertil<note type="editorial">{\Cf{swërtel: ‚Schwertlilie‘ (L) (<hi rendition="#i">Iris germanica</hi> L.)</note> vnnd der glich. Zwischen den kruͦtern vnd dem wasen sol gemacht syn ein ander wase erhaben also sessel oder bencke, auch gruͦnende oder wuͦnsam<note type="editorial">{\Cf{wunnesam: ‚erfreulich, lieblich, angenehm‘ (BMZ)</note>. Auch gegen der sonn sol man plantzen bawm oder wynstoͤcke, das von irem schaten der bletter der wase vnd das gesesse<note type="editorial">{\Cf{gesaeze: ‚Platz oder Vorrichtung zum Sitzen‘ (BMZ)</note> schaten haben zü luste vnd erkuͦlunge der menschen. In den solichen bawmen sol man mehr suchen den schaten wann fruchte, dorümb darff man sye nit graben oder tuͦngen, das der wase vnuorseret vorlibe. Daß sol auch bewart syn, das man nit tzü dicke phlantze die bawme oder zü vil, wann die fryheit der lofft ist grosse gesuntheyt vnd alzü dicke schaten gebirt krancheit. Auch zü mercken, das soliche bawm sollen nit suchtig<note type="editorial">{\Cf{sühtic: ‚krank, krankhaft‘ (BMZ)</note> syn, also nußbawm<note type="editorial">{\Cf{nuzboum: ‚Nussbaum‘ (L) (<hi rendition="#i">Juglans regia</hi> L.)</note> oder der glich, sunder suß vnd gesunt, wol in yren bluͦten smeckende<note type="editorial">{\Cf{smecken: ‚einen Geruch von sich geben‘ (L), ‚riechen, duften‘ (BMZ)</note> vnd im schaten lustig<note type="editorial">{\Cf{lustic (<hi rendition="#i">zu</hi> lustec [L]): ‚Wohlgefallen erregend, anmutig‘ (BMZ)</note>, als winstocke, byre<note type="editorial">{\Cf{bir: ‚Birnbaum‘ (BMZ)</note> vnd eppel vnd granat eppel vnd loerberbawm vnd cypressus vnnd der glich. Hynder dem wasen sol man phlantzen vil kruͦter der ertznye vnd der wol smeckenden, wann sy nit allein belustigen sollen, sunder auch ire bluͦte sol geben erquickung <choice><sic>den</sic><corr>dem</corr></choice><note type="editorial">{\Af{den}}</note> men </p> </div> </body> </text> </TEI> [0004]
Das achte
brengen vnd auch do by lypliche gesuntheit bewaren, wann dy complexio des lybes henget alle zyt noch der begerung der selen vnd gemuͦtes.
Das erste capitel. Von cleinen gertlyn der kruͦter.
[Abbildung]
Garten der lust vnd gruͦnheit werden etzliche mit baümen alleine gemacht, etzliche mit kruͦtern allein, etzliche mit beyden. Dye alleyn von kruͦtern gemacht werden, woͤllen magern erdbodem vnd feysten, das sy moͤgen subtile vnd zertlich kruͦtlin geberen alß die herlyn, die gar groͤslich belustigen das gesichte. Ein solich stat zü solchem garten muͦß zü ersten gar fry gemacht werden von allen vnkruͦtern vnd bastart wortzeln, nemlich die groß syn, das doch kauͦm gescheen mag, es werde dann gar gerodet vnd geebent vnd durchgossen mit sydendem wasser, daß dy teyl der woͤrtzeln vnd samen, vor
borgen in der erden, nit moͤgen vßsprissen. Dornoch sol man die gantzen stat mit magern wasen belegen vnnd sollen nidder gestossen werden mit stempeln oder hultzenym slegeln. Vnd das gras sol getreten werden mit den fussen, das man kawme etzwas do von sehen moͤge. Dann werden sye clein vff gan als herlyn vnd werden bedecken den bodem, wie ein gruͦne duch dar vff lege. Auch sol dye stat vyereckicht syn, also wyt noch der meinige der personen, die dor ynn gan oder sytzen woͤllen. Dornoch sol man phlantzen vff all syten wol rychende kruͦter, als selbe, ruthe, basilicon, maiorana, myntze vnd der glich, vnd allerley bluͦmen, als violn, lilyen, rosen, swertil vnnd der glich. Zwischen den kruͦtern vnd dem wasen sol gemacht syn ein ander wase erhaben also sessel oder bencke, auch gruͦnende oder wuͦnsam. Auch gegen der sonn sol man plantzen bawm oder wynstoͤcke, das von irem schaten der bletter der wase vnd das gesesse schaten haben zü luste vnd erkuͦlunge der menschen. In den solichen bawmen sol man mehr suchen den schaten wann fruchte, dorümb darff man sye nit graben oder tuͦngen, das der wase vnuorseret vorlibe. Daß sol auch bewart syn, das man nit tzü dicke phlantze die bawme oder zü vil, wann die fryheit der lofft ist grosse gesuntheyt vnd alzü dicke schaten gebirt krancheit. Auch zü mercken, das soliche bawm sollen nit suchtig syn, also nußbawm oder der glich, sunder suß vnd gesunt, wol in yren bluͦten smeckende vnd im schaten lustig, als winstocke, byre vnd eppel vnd granat eppel vnd loerberbawm vnd cypressus vnnd der glich. Hynder dem wasen sol man phlantzen vil kruͦter der ertznye vnd der wol smeckenden, wann sy nit allein belustigen sollen, sunder auch ire bluͦte sol geben erquickung dem men
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